High Tension...der Name ist sowohl vom Klang als auch vom Inhalt her ein Garant für, ja: hohe Spannung. Alexandre Aja schuf einen brutalen Supsense-Schlitzer, der beim Fantasy Filmfest so richtig abkassierte und in Deutschland nur unter strengen Auflagen (Kürzungen an der SPIO/JK Fassung, noch drastischere Kürzungen bei der kJ Fassung) erscheinen konnte. Also wieder mal wildes Drama um einen pulsierenden, beinharten Slasher neuerer Art, den jeder mal gesehen haben muss. Ich weiß nicht...
Dabei fängt der Streifen so gut an und kann sich so gut halten. Nach kurzem Traumintro und ein paar Minuten Eröffnungssequenz geht es gleich in die Vollen. Nachdem die beiden Freundinnen auf dem Landhaus der Eltern angekommen sind, gesellt sich des nachts gleich der schmierige Psychokiller dazu und meuchelt geradeheraus Hund, Vater und Mutter (und sogar den kleinen Sohn, wenn auch „nur“ mit Gewehr und im Off, was natürlich zu erwarten war). Phillipe Nahon, schon in Menschenfeind durchaus überzeugend, würde ich sehr gerne öfter in solchen Rollen sehen. Den optisch ungewöhnlichen, schmerbäuchigen Irren im schmutzigen Overall und mit Baseballkappe bringt er hier Ehrfurcht gebietend rüber und seine ersten drei Tötungen sind wahrlich nichts für Zartbesaitete. Die hübsche Tochter, also eine der beiden Freundinnen, wird in die vergammelte Karre geladen und geradewegs abtransportiert – doch die zweite Freundin schmuggelt sich unbemerkt ebenfalls mit hinten hinein und bleibt so dem Mörder auf den Fersen...
Bis hierhin war ich hellauf begeistert. Der kratzige Soundtrack lässt einen zitternd die Geschehnisse betrachten und auf Kommendes warten. Die Atmosphäre ist bedrohlich, die Spannungskurve fast unhaltbar. Nahon kann sich absolut sehen lassen und stiehlt so manchem berühmten Serienkiller durchaus die Show. Sein ungewöhnlicher Look, seine hohe Wahrnehmung und Schläue sowie seine unberechenbare Entschlossenheit bei der Sache machen den Kerl zu einem der besten Mörder auf der Leinwand, der durchaus Angst verbreitet und nicht sofort in alle möglichen Klischees hineinpasst. So bricht er den Haussegen der gemütlich-friedlichen Landresidenz mit drastischem Terror und ungeahnter Gewaltdarstellung. Auch die Szenen in der Tankstelle können sich durchaus noch sehen lassen und garantieren enormen Nervenkitzel, begleitet von einem düsteren Soundtrack. Aber danach fängt der Film leider, wie so oft in diesem Genre, volle Kanne an, nach unten zu sinken. Die Verfolgungsjagd zu fetziger Metal-Mucke ist echt ein voller Griff ins Klo und bricht sämtlichen Stil des Films bis dorthin, und die Handlungswendung gegen Ende, die ich jetzt nicht spoilern will, ist kurz gesagt scheiße. Warum muss man auf Gedeih und Verderb etwas Ungewöhnliches aus dem Hut zaubern? Der Film war so_gut bis dorthin, und dann macht eine außergewöhnliche Wendung den Streifen komplett zunichte. Alles verliert sich total ins Wirre und Enttäuschende, nur weil man den Spannungsbogen gnadenlos ausreizen möchte, um den Zuschauer irgendwie bis zum Schluss im Ungewissen zu lassen. Das Bild des düsteren Killers verkommt zu einem grotesken, unfreiwillig komischen Fleischklops und außer einem ziemlich derben Kill mit einer Kreissäge gibt es echt kein Highlight mehr. Schade drum.
Insgesamt mit gutem Start und netter erster Dreiviertelstunde, später aber dann bitter enttäuschend. Genrefans sollten ihn in der Sammlung haben, für mich isser nix. Sorry.