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Um für Prüfungen zu lernen, fahren die beiden Freundinnen Alex und Marie zu Alex’ Familie auf das Land. Doch bereits in der ersten Nacht verschafft sich ein Unbekannter Zutritt zum Haus und tötet auf bestialische Art und Weise einen nach dem anderen. Ein gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt...

Um eines gleich vorweg zu nehmen: „High Tension“ ist absolut nichts für schwache Nerven. Dieser Film trägt seinen Titel völlig zurecht. Scheinbar spielend schafft es Regisseur Alexandre Aja eine äußerst unangenehme Atmosphäre aufzubauen, die in ihrer Dichte beinahe an Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ heranreicht. Diese ist hauptsächlich zwei Faktoren zu verdanken: Zum einen ist der Film besonders zu Beginn mehr oder weniger aus personaler Sicht erzählt, wodurch der Zuschauer nie mehr weiß, als die Hauptdarstellerin selbst und folgerichtig unmittelbar am Geschehen ist. Zum anderen trägt die musikalische Untermalung unglaublich zur nervenzerfetzenden Spannung bei. Auf einen Soundtrack im eigentlichen Sinne wurde weitgehend verzichtet. Vielmehr werden die einzelnen Szenen von einer Art dumpfem Wummern oder spärlichen akustischen Effekten begleitet. Wenn Marie auf der Suche nach dem Killer durch das Landhaus schleicht und lediglich Schreie aus unbestimmten Richtungen zu hören sind, sträuben sich einem als Zuschauer unweigerlich die Nackenhaare.

Während in Tobe Hoopers Klassiker die physische Gewalt eher eine sekundäre Rolle spielt, schlägt „High Tension“ eindeutig in eine andere Kerbe. Angesichts der unglaublichen Härte dürfte selbst hartgesottenen Zuschauern die Kinnlade nach unten fallen. Der Killer mordet auf eine derart bestialische und detaillierte Art und Weise, daß unweigerlich Erinnerungen an Fulcis „New York Ripper“ aufkommen. Dazu geht er mit einer stoischen Ruhe vor, gegen die selbst Michael Myers, seines Zeichens ebenfalls kein besonders emotionaler Vertreter der Spezies „Serienkiller“, wie der Roadrunner auf Ecstasy wirkt. Leuten mit schwachen Mägen sei der Genuß dieses Films also dringend abzuraten.

Hört sich alles nach einem perfekten Horrorfilm an?
Nun ja, einen Nachteil hat „High Tension“, der trotz aller positiven Attribute doch am Gesamteindruck zehrt. Das Ende ergibt nämlich keinen Sinn. Aus Gründen der Spoilervermeidung werde ich nicht näher darauf eingehen, aber hier wurde eindeutig versucht, eine krampfhaft originelle Wendung in die Handlung zu bringen, die einfach nur lächerlich wirkt. Dann lieber konventionell und dafür nachvollziehbar.
Trotz dieses Mankos ist und bleibt „High Tension“ einer der spannendsten Filme überhaupt. Für Horrorfans führt an diesem kleinen Meisterwerk absolut kein Weg vorbei.
9 / 10 Punkte

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