High Tension (2003)

Nachdem es im Slasher-Genre nach all den Scream-Plagiaten etwas ruhig geworden ist, gibt’s nun aus Frankreich endlich wieder brauchbare Kost:

Nun, die Geschichte ist schnell erzählt. Eine junge Französin fährt mit ihrer Freundin aufs Land um ihre Eltern zu besuchen. Noch in derselben Nacht sucht sie ein Unbekannter heim, der erst die gesamte Familie meuchelt um sie dann zu verschleppen. Nur ihre Freundin bleibt vor dem durchgeknallten Killer unbemerkt und versucht nun alles um Sie aus den Fängen des kranken Mörders zu befreien…

„High Tension“ kommt mit einer Gnadenlosigkeit und Brutalität daher, wie man sie in letzter Zeit nur selten zu Gesicht bekam. Als gäbe es kein Morgen metzelt der gesichtslose Irre und rottet dabei nicht nur eine ganze Familie aus. Wo üblicherweise ausgeblendet wird, fängt „High Tension“ erst an. Der Killer tötet hier aber nicht aus Passion, sondern um seine sexuellen Triebe zu befriedigen. Bei jedem seiner Morde überkommt ihm die Lust, was durch lautes stöhnen auch der Zuschauer merkt. Das ist erstens nichts für schwache Nerven, sondern auch ziemlich krank. Jedenfalls wohl auch ein Grund die deutsche Version gegenüber dem französischen Original zu entschärfen. Das tut der Härte aber keinen Abbruch, auch so gibt es noch reichlich Gore. Das soll aber nicht heißen dass dieser Film zum Splatter verkommt. Die große Stärke ist die fast über die gesamte Länge anhaltende nervenaufreibende Spannung. Die gute Kameraarbeit, ein grundsolider Score und die Atmosphäre tragen dazu bei das einiges an Adrenalin freigesetzt wird. Die Darsteller machen zudem ihren Job richtig gut und wirken nie überzogen oder unglaubwürdig.
Einziger Schwachpunkt ist das Ende, hier wurde doch etwas zu tief in die Wundertüte gegriffen. Achtung Spoiler! Nehme ich dem Mädchen die Schizophrenie noch ab, hört die Glaubwürdigkeit bei den Morden, die sie zum Beispiel mit einer tragbaren Kreissäge begangen haben soll, auf. Außerdem ergeben sich im Nachhinein einige Logiklöcher in der Handlung, die einfach unplausibel sind und nicht aufgeklärt werden.

„High Tension“ erfindet den Slasher zwar nicht neu, liefert aber seit langem endlich wieder einen spannenden wie blutigen Beitrag. Durch seine Kompromisslosigkeit könnte dieses Werk aber zartbesaitete Gemüter ziemlich schockieren. Atmosphärisch klasse, mit einigen Handlungslöchern die sich nicht erschließen. Die deutsche Verleihversion ist trotz der Schnitte empfehlenswert, von der drastisch verstümmelten Kaufversion rate ich allerdings ab.

7/10 Punkten