Endlich mal wieder was Direktes, Derbes und Gnadenloses – überraschenderweise kommt so etwas auch mal aus Frankreich, die sich da bisher nicht mit Ruhm begossen haben.
Die garantiert straighte Story einer jungen Französin, die mitansehen muß, wie die Familie ihrer Freundin von einem fetten Unbekannten abgeschlachtet wird und die Freundin von diesem entführt, um dann die Jagd auf sie zu eröffnen, erinnert in ihrer direkten Beschränktheit in Sachen Story etwas an „Halloween“, dessen Plot ja auch nicht an Üppigkeit krankte.
„High Tension“ ist hart, brutal und ehrlich, was den Prozeß des Filmemachens angeht und melkt aus seiner Verfolgungsjagd so viel Spannung und Adrenalin, wie es eben nur geht, überzuckert mit ein paar derben Gore-Effekten und Mordszenen, die den Zuschauer glattweg überrollen.
Bleibt jedoch festzustellen, daß damit das Rad natürlich nicht neu erfunden wird und hätte der Film nicht einen Plot-Twist im letzten Viertel, der das Gesehen prompt ad absurdum führt und einen vollkommen neuen Blickwinkel zuläßt (das hatten wir aber auch schon zuhauf!), hätte wohl trotzdem kaum ein Hahn danach gekräht.
Leider reißt der Film so einige Logiklücken auf, die nur unzureichend mit dem oberflächlichen Urteil einer Psychose bzw. einer gespaltenen Persönlichkeit abgetan werden können und in diesem Zusammenhang für bisher reichlich Diskussionsstoff gesorgt haben.
Daß so vieles der Bastelphantasie des Zuschauers überlassen wird, ist ein wenig zu nachlässig, um komplett ignoriert zu werden.
Immerhin bleibt die Regie stets in Bewegung, treibt Figuren und Publikum ständig voran und Hauptdarstellerin Cecile de France hat wirklich das Maximum aus ihrer Rolle herausgeholt, was Darstellung von Physis und Psyche anbelangt.
Streckenweise atmosphärisch hervorragend, aber sonst eben dank seiner Schwächen doch nur ein guter, spannender Film mit gewissen feinen Spitzen und unerwarteten Untiefen, verbleibe ich mal mit 7/10. Man sollte nicht zuviel erwarten.