Review

Als man schon im Frühjahr diesen Jahres die ersten Beiträge zu Alexandre Aja's Haute Tension in diversen Fanzines nachlesen konnte, waren die Erwartungen entsprechend hoch, sprach man doch von einer, in Hochglanzoptik inszenierten Gewalt- und Terrororgie im Stile solch phantastischer Klassiker wie beispielweise Hooper's originalem Texas Chainsaw Massacre.

Schliesslich stand nun mit der unzensierten französischen Originalversion auf einer technisch brillanten, superb gestalteten und ausgestatteten DVD, die sowohl als Single-Disc als auch als 2-Disc SE erschien, die lang erwartete Nacht des Grauens an...!
Tatsächlich ist gerade die Einführungssequenz visuell als auch tonal sehr beeindruckend und für Filme dieses Genre's wohl eher eine Seltenheit.

Zur Story :
Schwer verletzt schleppt sich die von Wunden übersäte amazonenhafte Protagonistin Marie (gespielt von der französischen Newcomerin Cécile de France) durch ein Waldstück. Gleichzeitig werden immer wieder Filmschnipsel eingeblendet in denen sie auf einer Bahre in einem Hospital
zu sitzen scheint - Flashback - Stunden zuvor...
Marie und ihre Freundin Alex besuchen deren Eltern auf dem Lande. In wunderschön fotographierten Bildern und mit wirklich recht bedrohlichem Score unterlegt folgt dem Intro eine Autofahrt (mitsamt einer unterhaltsamen Diskussion der beiden Miezen) zum Landhaus der Familie - nun nimmt eine (fast) unvergleichliches Terrorspektakel par excellence nimmt seinen Lauf!

Für all jene die den Film noch nicht gesehen haben ist es meiner Meinung nach schon zuviel, noch mehr über den weiteren Verlauf dieses inszenatorisch genialen Kracher's zu berichten - das ein Killer die Region unsicher macht, dürfte wohl jedem weitestgehend bekannt sein und viel mehr hat die Story nun eigentlich auch nicht zu bieten, weshalb hier absolutes stillschweigen die Devise sein solte um dem dennoch wendungsreichen Plot nicht den enthaltenen Drive zu nehmen!

Auch entfaltet der Streifen insbesondere bei einem zweiten Ansehen eine ganz neue Sicht der Dinge - worauf ich hier jedoch nicht näher eingehen möchte weil es einem viel nimmt. Für die überdurchschnittlich gorigen F/X holte man sich niemand geringeren als den ehemaligen Lucio Fulci-
Effektguru Gianetto de Rossi ans Set, um hier wie auch beim Rest der vollends geglückten Inszenierung nichts dem Zufall zu überlassen.
Und somit erwarten den Gorehound wohl einige der übelsten Splattereffekte der Filmgeschichte, ohne hier übertreiben zu wollen (wobei uns hier der wohl realistischste Kehlenschnitt der Filmgeschichte vorgeführt wird). So wurden bei mir unweigerlich Erinnerungen an gleichgeartete Filme wie Scavolini's derben Nightmare (in a damaged Brain) als auch an Liatowitsch's Kolobos wach, denn derart rüde und brutal wurde selten zu Werke geschritten als in diesen Vertretern des Sicko-Genres wo sich Haute Tension nahtlos einreihen könnte, wobei jedoch die technisch, in edlen Cinemascope-Bildern gehaltene französische Neuvariation des Themas, wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregen wird - sowohl unter Fans als auch unter wachsamen Augen der Zensoren!

Nicht ohne Grund ist die französische DVD bisher der einzige unzensierte Output des Streifens.

Um jedoch einmal eine andere Seite des Filmes zu beleuchten sei gesagt, das keine der gezeigten Blutszenen überlang gezeigt, geschweige denn in irgendeiner Art & Weise gewaltverherrlichend ist. Sicherlich erwarten den Zuschauer eine Vielzahl an überaus brutalen und schockierenden Sequenzen, doch steht dies in keinem Vergleich mit (wenn eben schon jener Effektemeister zugange war) den Werken Fulci's wo so manche Szene auch mal (fast) minutenlang breitgewalzt wurde.

Im krassen Gegensatz zu den deftigen Szenen stehen ebenso phantastisch anmutenden Kamerafahrten -bzw. -einstellungen besonders über die abendliche ländliche Gegend bevor die Nacht hereinbricht und das Unheil seinen lauf nimmt. Der im offenen agierende Killer (eben wie in Kolobos+Nightmare) bietet den Darstellern und ebenso dem angespannten Zuschauer kaum eine Atempause und so entsteht eine derart beklemmende und dreckige Atmosphäre das einem der Atem stockt wenn Marie sich z.B. in der Raststättentoilette langsam von Tür zu Tür vorpirscht und der Spannungsmoment ins unermessliche steigt.

Definitiv einer der besten Filme der letzten Jahre, der aufgrund seiner perfekten Inszenierung und des wendungsreichen aber simplen Plot's wohl auch hierzulande möglicherweise ein größeres Publikum finden wird, hat man den 08/15-Kinogänger doch mittlerweile schon auf ruppigere Kost mittels Remakes des legendären TCM oder auch Zack Snyder's Dawn of the Dead-Variation eingestimmt bzw. abgehärtet.
Bereit den nächsten Schritt zu machen ???

Somit ein absolutes Muss für Fans, alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren, es lohnt sich auf jeden Fall!

Bewertung :
Film = 8 von 10 Punkte
Effekte = 9 von 10 Punkte

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