"Früher sagte man, der Film ist ziemlich langweilig, heute heißt das: er nimmt sich Zeit für die Bilder". Dieser Spruch von Harald Schmidt fiel mir spontan beim Durchleiden dieses Kunststreifens mit SF- und Liebesfilmtouch ein.
Trotz umfangreicher Belehrung durch den Vorspann wird mir nicht ganz klar, was uns nach Ansicht der Drehbuchautoren zustoßen wird (oder zugestoßen sein wird) - Klimakatastrophe, Fortpflanzungsprobleme, Klonschwemme, Überwachungsstaat, babylonische Sprachverwirrung, Viren ? Jedenfalls geht es um dem aus (einmal mehr) nicht ganz erkennbaren Gründen mit besonderer Intuition begabten William Geld (Robbins), der im Auftrag eines asiatischen Fabrikanten gefälschten Reisedokumenten auf die Spur kommen soll, die erst die freie Reise zwischen den irgendwie unversehrten Zonen der Restwelt ermöglicht. Täterin ist die Arbeiterin Maria Gonzales (Morton), in die sich der Ermittler verliebt und die er deswegen deckt; dummerweise gibt es da noch das titelgebenden Gesetz 46, das Beziehungen zwischen genetisch ähnlichen Personen verbietet.
Man sollte sich von dem Auttauchen von US-Querkopf Tim Robbins (entgegen anderslautenden Gerüchten nicht von einem US-Spezial-Team in Stücke geschossen) nicht täuschen lassen, dies ist ein sehr europäisches Stück Kopfkino. Von der jedenfalls für mich kaum durchschaubaren Ausgangsposition über die extrem langen Einstellungen bis zum Depri-Schluss, vieles erinnert an die Dinger, die sonst spätabends bei Arte als "Erstaufführung" laufen. Da das Teil aber bei den meisten Videotheken zwecks besserem Umsatz vermutlich zwischen den SF- und den Actionheulern steht, nehme ich mir als Freund eher des etwas leichteren Unterhaltungsfilms mal das Recht heraus, den Streifen unter diesen Aspekten zu bewerten.
Regisseur Winterbottom, zuletzt mit dem umstrittenen "Nine Songs" als Erfinder des Rock-Pornos aufgetreten, gibt sich zwar trotz offenbar mäßigen Budgets einige Mühe mit der Optik, vor allem bei den langen und durchaus geschickt zusammenmontierten Einstellungen diverser realer Städte, aber mehr als gepflegte Langeweile stellt sich nicht ein. Besonders futuristisch wirken die Bilder auch nicht, zumal mir (neben vielen anderen Dingen) nie ganz klar wird, wieso die Innenstädte immer noch todschick aussehen, während sich im Umland offenbar so eine Art Zwangs-Ghettos gebildet haben. Um dennoch auch dem Dümmsten klar zu machen, dass wir uns in der Zukunft befinden, gibt es als utopisches Element ein furchtbares Kauderwelsch mit Sprachelementen aus diversen Gegenwartssprachen, das einem ganz schnell auf die Nerven geht.
Dramaturgisch leidet das ganze daran, dass wir das Sich-Verlieben der beiden Protagonisten gleich zweimal erleben müssen; wer Liebesgeschichten mit einem futuristischen Touch etwas abgewinnen kann, wird übrigens mit dem thematisch ähnlichen "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" durchgehend besser bedient. Da als "Bösewicht", Gegenpart, Repräsentant des "Big Brother" oder wie immer man das ausdrücken mag, niemand offen in Erscheinung tritt, hält sich auch die Spannung in extrem überschaubaren Grenzen, so man denn von einem Film dieser Art so etwas wie Spannung erwarten kann oder will.
Gut, der Rest mag unter die Rubrik "ich bin zu dumm für diesen Film" fallen. Wer ist für den ganzen Schlamassel verantwortlich ? Was ist denn nun das besondere an dem ominösen Code 46, der erst ganz spät und mit einem kaum glaublichen Zufall in die Handlung tritt ? Was sind das für komische Viren, die alles mögliche bewirken ? Wer wirkt da im Hintergrund und beschliest die harten Strafen, denen die Hauptfiguren unterzogen werden ? Wer von Filmen mehr erwartet als Fragen oder verquaste Denkanstösse, sollte sich jedenfalls woanders umsehen.
Fazit: Allenfalls durch ein paar schöne Bilder positiv auffallender Kunst-SF-Streifen mit undurchschauberer Ausgangsposition und reichlich Unklarheiten in der langatmigen Handlung. Nur für Kopfkinoliebhaber mit viel Geduld, die zudem mit der sich wiederholenden Dramaturgie und der nervigen "Neusprech" leben müssen.