Doku-Drama oder was?
Regisseur Michael Schorr durfte bei "Schultze gets the blues" erstmals zeigen dass er sich auch auf Spielfilme versteht. Was er unter Spielfilm versteht ist wieder eine andere Sache.
Für mich völlig unverständlich sind Kritiken welche diesen Film geradezu euphorisch begutachten. Diverse Publikumspreise bei Filmfestivals erscheinen mir dergleichen ein wenig absurd.
Nichts gegen Herrn Schultze, dieser wird mit sehr viel Herz von Horst Krause gespielt. Ähnlich "About Schmidt" geht es hier vornehmlich um die Überwindung des Pensionsschocks und des Ausbruchs aus festgefahrenen Regeln und Gewohnheiten, welche sich im Blues manifestieren.
Dass Michael Schorr dabei auf eine ruhige Inszenierung festlegt, ist von vornherein klar. Auch Schmidt's Trip durch die USA war ja kein Adrenalin-Spektakel, sondern eine präzise Betrachtung von Leuten und Landschaften in den USA. Was Alexander Payne jedoch von Michael Schorr unterscheidet ist der Dialog...Schultze hat nämlich nichts zu sagen!
Man kann sich der Semi-Dokumentarischen Atmosphäre des Filmes sehr wohl verschreiben und von mancher Aufnahme angenehm überrascht werden, Spannung oder gar Anteilnahme für die Charaktere mag hierbei jedoch nicht aufkommen. Viel mehr hat man das Gefühl dass Schorr und Krause sich auf einen USA Trip begeben haben und einfach alles aufgenommen haben was ihnen vor die LInse kam, ohne große Hintergedanken und schon gar nicht mit einem künstlerischem Konzept behaftet.
So bleibt die kleinbürgerliche Atmosphäre Ostdeutschlands, sowie die ebenso kleinbürgerliche Atmosphäre der südlichen Bundesstaaten der USA wie das sehr gute Spiel von Horst Krause.
Was jedoch Michael Schorr mit dokumentarischen Aufnahmen innerhalb eines Spielfilms nun wirklich wollte bleibt mir rätselhaft. Eine Durchbrechung der Distanz zwischen Filmleinwand und Zuseher erfährt man hierdurch auf keinen Fall, viel mehr erscheint einem das ganze Geschehen umso künstlicher und aufgesetzter als dass Schorr um Authentizität bemüht war.
Da bleibe ich doch lieber bei "Gegen die Wand", bislang der beste Film aus Deutschland, 2004.