Nach einer ewig langen Zeit kam ich dann auch einmal dazu mir den schlussendlich letzten Teil der Sage um die "Braut" anzusehen. Ich muss gestehen, ich habe etwas völlig anderes erwartet. Die "Story" aus Teil 1 wird jetzt durch massig Hintergrundinformationen zum Vorfall des Wüstenmassakers aufgelockert. Dieses zieht sich leider und zieht sich und zieht sich. Vor allem der Einstieg, wenige Momente vor dem Massaker, stellte mich sehr auf eine Geduldsprobe überraschte mich jedoch mit dem plötzlichen Auftauchen des im ersten Teil so unantasbaren Bills, womit ich ehrlich gesagt stark zu kämpfen hatte aber dazu später.
In einem ähnlichen Tempo geht der Film dann weiter, von dem frischen Elan des ersten Teils war nur noch wenig vorhanden geblieben. Zumindest die Optik konnte zwischendrin immer wieder mit ein paar netten Gimmicks aufwarten, auch wenn einige Sachen teilweise etwas aufgesetzt und "möchtegern" rüberkamen, wie z.B. der ständige Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern an teils unpassenden Stellen. Ein großer Teil der Bilder und einige Kameraperspektiven sind wirklich unkonventiell und bieten gute Abwechslung. Auch dann wenn der Film einmal endlich die ersten langersehnten Konfrontationen zwischen Bills Killern Budd oder Elle Driver stattfinden, beginnt der Film auch mich langsam auftauen zu lassen und die Begeisterung macht der misstrauischen Einstellung Platz, denn die Fights sind wieder vom Feinsten, wenn auch nicht so spektakulär in Szene gesetzt wie beim ersten Teil noch. Vor allem der Brutalitätspegel ist sehr runtergegangen. Die Martial Arts Freunde kommen dennoch gut auf ihre Kosten.
Die schauspielerische Leistung ist über große Strecken von allen Akteueren recht gut. Uma Thurman macht ihren Job gewohnt gut und bietet in ihrer Rolle noch genug schauspielerische Leidenschaft um überzeugend rüberzukommen. Auch Leute wie Daryl Hannah oder Michael Madsen liefern solide Arbeit. Am meisten jedoch konnte immer noch David Carradine als Bill punkten, seine menschliche Seite wurde sehr gut herausgearbeitet und dementsprechend von Carradine wirklich toll in Szene gesetzt. Das einzige was mich an Bill gestört hat war das, was er ist.
Noch in Teil 1 war er das unsägliche Böse, der unantastbare, ultimative Bösewicht mit der philosophischen Seite und einer verdammt coolen Attitude. Diesen Bill gibt es in Teil 2 nicht mehr. Es ist Bill, der Mensch, welcher so wie du und ich ist, trotz seines Jobs als Anführer eines Killerkommandos. Dieser Bill ist wie schon erwähnt gut geschauspielert, jedoch völlig aus dem Kontext gerissen, wie ich finde. Fast verharmlost möchte ich sagen.
Dann nochmal ein Wort zum Score. Der trifft die meisten Szenen grandios, vor bei den Wüstenszenen sitzt der Sound einfach. Dagegen gibt es einige Szenen da klingt mir diese 60er/70er Dudelei einfach zu beliebig und bei mir macht sich das Gefühl breit, dass Tarantino einige Szenen interessanter gestalten will, als sie eigentlich sind. Das klappt nicht ganz. So unendlich genial wie dies von allen Seiten angepriesen wird, finde ich das leider nicht.
Schlussendlich kann ich sagen, dass Kill Bill Vol. 2 eher eine Ernüchterung darstellt als eine Offenbarung. Es gibt einige Stellen, in welchen man sich gut amüsieren kann (allein Pai Meis höhnisches Lachen und Streichen über den Bart ließ mich nicht nur einmal grinsen!), jedoch versinkt der Film dann in einigen Passagen leider zu sehr in nutzlosen Hintergrundinformationen und bedeutungsschwangeren Dialogen, die dann einfach nicht hätten sein müssen. Trotzdem ist und bleibt der Film ein Besonderer, was ich ihm auch beigott nicht abschlagen will. Nur um dem weltweiten Superhype um die Kill Bill-Hype entgegenzuwirken: Gut ja, aber keineswegs genial!
06/10