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Da ist er also, der zweite Teil. Wer "Volume One" gesehen hat, insbesondere wenn es sich um einen Tarantino-Fan handelt, fühlte sich förmlich gezwungen die Fortsetzung anzuschauen. So manch einer verfiel ja im Vorfeld in wahre Lobeshymnen auf den Meister aller Regisseure: "Oh Quentin, beschere uns ein Meisterwerk, dass fürderhin und immerdar ob Deiner Genialität beweise, zu welch Großtaten Du befähigt bist." Eine Großtat wurde Kill Bill zweifelsohne, allein durch die schiere Länge, aber auch bedingt durch den ersten Teil und dessen Hommage an Quentins Lieblingsgenre. In diesem Geiste also spacken wir ins Lichtspielhaus, voller freudiger Erwartung, ob denn nun "Volume Two" das heiß ersehnte Tarantinoeske Filmvergnügen bringe.

Geistreich, spannend, größtenteils ruhig und ohne überraschende Wendung spitzt sich die Handlung nun dem unvermeidbaren Showdown zu. Unsere Protagonistin kontaktiert und beseitigt nur noch wenige Widersacher, allgemein steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit der "Nicht-Bräute" um das Vielfache (warum Elle überleben darf, bleibt aber letztlich doch ungeklärt). Die Waagschale neigt sich deutlich zugunsten der Rede- und Handlungsseite; Action, Mord und Totschlag halten sich vornehm zurück. Was ja erstmal nicht negativ sein muss.

Doch dann kommt es wieder zum Vorschein, das kleine tückische Tarantino-Gen: Neue Wege muss er gehen, der Tarantino. Und bereits beschrittene Wege neu gestalten und eins obendrauf satteln. Da ist er fast wie Harald Schmidt: Am Publikum testen, wie leidensfähig der einzelne Zuschauer in der Lage ist, was er aushält. Ewig lange Monologe und Gedankenstränge werden nun ausgebreitet - hatten wir alles schon in vorigen Tarantino-Streifen, aber eben nicht so ausführlich. Da treffen wir auch wieder die berühmten Running-Gags wie z.B. "Kameraeinstellung vom Kofferraum aus", diesmal darf ein Pick-Up herhalten, als die Braut auf den Friedhof verschleppt wird. Und da zaubert der Meister auch ein Lächeln ins Fangesicht, wenn die Thurman kameragerecht bei lebendigem Leibe begraben wird, die Erde auf den Sarg prasselt und man sich fragt: wird es je wieder hell im Kinosaal? Natürlich wird es wieder hell. Nur dauert das bei Quentin eben ein bisserl länger. Das sind dann genau die Szenen, bei denen der Fan "leiden" muss: Ideen auskosten, die bis zur letzten Sekunde hinausgezögert werden. Indes - wir leiden gerne.

Tarantino kennt das Genre und gibt dem Zuschauer das, was er erwartet, nur nicht exakt nach Plan. Beatrix Kiddo aka "the Bride" sorgt wie selbstverständlich für Erleichterung beim Publikum und den ein oder anderen Lacher, wenn sie sich ganz maulwurfhaft befreiend aus dem Grabe erhebt und höflich um ein Glas Wasser bittet. Vom Racheengel mutiert sie nun zur Wiedergeborenen und bald darauf zur Übermutti. Ganz auf Mord und Totschlag eingestellt findet sie dennoch ausreichend Gelegenheit, um die perfekte Familie zu schauspielern - ein Theaterstück im Leinwandepos, das so kurios wie romantisch inszeniert wurde und sich perfekt mit dem (zugegebenermaßen zu kurz geratenen) Showdown vermengt.

Der Film kann durchaus als eigenständige Handlung bestehen, doch erst als Fortsetzung des ersten Teils erkennt man die Tiefe des Werkes. Für den Fan ist "Vol. 2" unverzichtbar, doch die Größe vergangener Filme hat Tarantino hier nicht mehr erreichen können. Zu wenig bleibt haften, es sind die kultverdächtigen Szenen und Wortwechsel die in Erinnerung bleiben sollten und die wir hier nicht finden. Auch das verwirrende Verweben verschiedener Handlungsstränge und -zeiten suchen wir vergebens - das macht noch lange keinen schlechten Film, aber bei Tarantino wollen wir keinen guten Film präsentiert bekommen, sondern einen Tarantino-Film. So bleibt genau das übrig: Ein guter, überdurchschnittlicher Film. Der große Wurf des Meisters indes ist es nicht geworden.

(6/10)

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