Review

Prolog (Kapitel 1):
Ich bin einen weiten Weg gefahren um zu diesem Kino zu kommen. Es war ein, wie es in der Werbung genannt wurde, langer und beschwerlicher Weg (ich musste noch Tanken und einen, dank Straßenbauarbeiten, langen Umweg fahren), aber letztlich konnte mich nichts davon abbringen hier her zu kommen, und so gibt es nur ein Ziel für mich an der Kinokasse: KILL BILL (Vol2.)

Kapitel 4: "Fazit im Kopf des Reviewers"
Kill Bill Vol2, erscheint letztlich als Versuch Tarantinos, sich durch eine 180 Grad Drehung gegenüber Teil1 als Meister zweier möglichst unterschiedlicher Stilrichtungen zu beweisen. Leider ist es aber diese enorme Diskrepanz zwischen dem überdrehten und Bildgewaltigen, vor Einfallsreichtum und Zitaten nur so strotzenden Vol.1 und dem eher behäbigen und teilweise einfach zu langatmigen Vol2, die den Film als gesamtes holprig erscheinen lassen. Aber auch wenn man nur Vol2 an sich betrachtet, ist der Film zwar immer noch eine gelungene Bilderflut, mit immer noch großartigen Einfällen, aber zumindest bei mir wollte sich auf Grund der genannten Kritikpunkte das "Tarantino-Feeling" nicht einstellen. Dazu ist die Story auch einfach zu breit ausgewälzt und erzählt dabei zu wenig Neues, darüber konnte man in Vol1 noch ohne Weiteres hinwegsehen, aber in Vol2 fällt es doch extrem auf. Es bleibt sicher abzuwarten ob es irgendwann einmal eine Fassung geben wird, die beide Teile vermischt und anders zusammenfügt, denn so wie es jetzt gerade ist, ist Vol2 der eindeutig schwächere von beiden. 6,5 von 10 Punkten

Kapitel 2.1 "Story vs. Quentin"
Vol1 ist beendet, die Braut, die in Vol2 einen Namen bekommt, der Beatrix Kiddo lautet, hat blutig mit Vernetta Green und O-Ren Ishii abgerechnet und nebenbei noch für ein Blutbad und etliche verlorene Körperteile bei den Crazy 88 gesorgt. Nun ist sie zurück aus Japan und macht sich daran auch die beiden anderen Killer zu bekommen, ehe es dann im Finale gegen ihren Ex-Geliebten und Vater ihrer Tochter Bill geht. Bis es aber soweit ist muss die Braut leiden.
Eine der eindrucksvollsten und bedrückendsten Szenen im Film ist somit auch die in der die Braut lebend begraben wird. Dazu kommt es als sie höchst unprofessionell bei Budd einfach durch die Türe latscht un der sie mit einer Ladung Steinsalz in den staubigen Wüstensand schickt. Vorher bereits erfährt der Zuschauer was sich in der Kirche ereignet hat, in der es zum blutigen Massaker an der Hochzeitsgesellschaft kam.
Doch zurück zu der Braut, Budd und der Ladung Steinsalz. Die Braut wird von Budd lebendig begraben. Die Leinwand ist schwarz, der Zuschauer liegt mit der Braut im Sarg, hat zuvor noch in quälend langen Szenen gesehen wie jeder Nagel in den Deckel geschlagen wurde, hört in der Dunkelheit wie eine Schaufel voller Erde nach der Anderen auf den Deckel donnert, wie letztlich kurz bevor es still wird in weiter Ferne Budds Truck davon fährt. Dann ist die Braut allein, Tod, begraben. Mit ihr die Comic-hafte, überzeichnete Superheldenfigur aus Vol1. Wenn die Braut in einer Art Wiedergeburt, ans Tageslicht zurückkehrt ist sie weniger Superheldin, als mehr Mutter, verletzlich und doch immer noch gnadenlos.
Leider bleibt die Intensivität dieser Sequenz einzigartig im verlauf des zu lang geratenen Films. Zumeist dümpelt die Story eher träge vor sich hin, erzählt wenig neues, wird hauptsächlich durch enttäuschend langatmige und sinnfreie Dialoge ausgebremst. Quentin Tarantino, so hat man den Eindruck, kehrt in Vol2 zurück zu seiner redseligen Art, die so manchen schon in Jackie Brown entnervt hat. Doch waren es in Jackie Brown noch vor Wortwitz und Einfallsreichtum nur so sprühende Dialoge beschränken sie sich hier auf Phrasen und Plattheiten. Zudem hat man fast den Eindruck, das Tarantino einige Dialoge nur reingenommen hat, um seinem Ruf als Kultfigur gerecht zu werden. Insbesondere der "Superman" Monolog am Ende den Bill einer unter Drogen stehenden Braut erzählt, erscheint auf den ersten Blick prädestiniert dafür sich in eine Reihe mit dem "Quaterpounder" und "Like a virgin" zu stellen, aber irgendwie wirkt es bei näherem betrachten einfach zu aufgesetzt zu erzwungen. Überhaupt zieht sich das Ende hin wie Kaugummi. Die Wiedersehensszenen zwischen der Braut und ihrer Tochter driften immer wieder in schlimmste Kitschgefilde ab und das Happy End sorgt dann auch nicht unbedingt für bessere Stimmung. Natürlich gibt es zwischendurch immer wieder einige nette Szenen und durchaus auch ansprechendes wie den Kampf zwischen der Braut und Elle Driver in Budds engem Wohnwagen, der die Reichweiten und Kampfmittel doch erheblich limitiert, oder die Sequenz die die Braut in der Ausbildung bei Meister Pai Mei zeigt. Aber dem gegenüber stehen eben auch Szenen wie ein Gespräch am Lagerfeuer zwischen Bill und der Braut, die zudem klar macht wie das Ende ablaufen, und das nach nicht mal einem Drittel Spielzeit, oder der Besuch der Braut bei Bills Ziehvater, einem gealterten Zuhälter.

Kapitel 3.3 "Der Soundtrack, der zum Zitatesammeln anregt"
Es war klar, das Tarantino sich in Vol2 dem Westerngenre widmen würde. Optisch bleibt er da zwar einiges schuldig, aber zumindest akustisch wollte er sich hier eindeutig nicht zurückhalten. So gibt es ordentlich bekannte Melodien, natürlich auch von Altmeister Ennio Morricone. Dazu eine posthume Verneigung vor Johnny Cash, Robert Rodriguez darf einiges Beisteuern und auch in Richtung Latin Sound und Asiatische Klänge gibt es etwas. Trotzdem drängt sich der Soundtrack nicht so auf wie noch bei Vol1. Es fehlen die herausragenden Songs, wie es etwa Nancy Sinatras "Bang Bang" aus Vol1 ist. Trotzdem ist der Soundtrack noch immer besser als 99% dessen was man sonst so in Filmen zu hören bekommt, aber für den Soundtrack eines Tarantinofilms hätte ich mir etwas mehr erwartet.

Kapitel 2.2 "Story vs. Quentin vs. Vol1"
Es bleibt natürlich nicht aus, das man die beiden, ursprünglich als ein film geplanten, Teile von Kill Bill miteinander vergleicht. Da der Vergleich zugebenermaßen schwer fällt, ist es vielleicht besser zuschauen wie die beiden so unterschiedlichen Teile miteinander harmonisieren, wie sie sich ergänzen denn zumindest das sollte man von EINEM Film schon erwarten.
Vol1 war anders als alles was Tarantino bisher gemacht hat, er war wild, schnell, übertrieben, radikal, blutig, abgedreht, wahnsinnig, optisches Sperrfeuer, stilistische Vielfalt in ihrer Reinkultur. Wie will man so etwas toppen? Das hat sich wohl auch Tarantino gefragt und ist zu dem Entschluss gekommen, das man es gar nicht toppen kann, das es am besten ist, Vol2 als das krasse Gegenteil zu erzählen. Alles sollte ruhiger werden, die Bilder an die Italowestern erinnern, die Tarantino mindestens so liebt wie das Asiatische Kino, die Bilder sollten sich ebenso wie die Geschichte Zeit lassen, die Charaktere sollten tiefgründiger und vielschichtiger werden. Aber irgendwie hat das alles nicht so recht geklappt. Die Charaktere sind, trotz deutlich mehr Dialogen ähnlich flach und eindimensional wie in vol1, man erfährt zwar ein wenig mehr über die Braut und Bill, aber Budd und Elle Driver blieben auch weiterhin reine Klischeefiguren, die weder Hintergründe noch Motivationen haben. So ist dann nach Vol1 und Vol2 die von Lucy Liugespielte O-Ren Ishii die Figur über die man am meisten erfährt, die noch am ehesten einer gelungen Charakterisierung gleich kommt. Die Geschichte, die nun komplett im staubigen Wüstensand spielt, ist immer noch eine gradlinige, Rachestory, der kaum neues abgewonnen wird, doch wo diese Story in Teil 1, ebenso wie die Charaktere zur überdrehten und comichaften Präsenz passten, will das alles nicht so recht in den ruhigen Erzählstil im Westernambiente passen. Da hätte man sich mehr gewünscht. Auch werden zwar einige Fragen aus Vol1 geklärt, aber es bleiben auch mindestens so viele offen und kommen neue hinzu.

Kapitel 3.2 "Die Darsteller in ihren Rollen"
Uma Thurman ist die Braut. Noch immer spielt sie die Rolle des blonden Racheengels als ob sie dafür geboren worden wäre. Sie dominiert die Szenen, ist immer ganz klar die Chefin im Ring. Tarantino erhebt sie mit jeder Einstellung, jeder Großaufnahme auf einen noch höheren Sockel. Sie ist es die diesen Film ganz alleine trägt....auch wenn sie in Vol2 nun endlich von David Carradine unterstützt wird. Der hat mit diesem Film wohl eine der besten Leistungen seines Schauspielerischen Lebens abgeliefert. Seine Präsenz steht der von Uma kaum nach.
Michael Madsen und Darryl Hannah als die Opfer Nummer 3+4 auf Der Kill Bill der Braut, spielen routiniert können aber nicht ihre volle Leistung abrufen. Insbesondere Madsen, der ja in letzter Zeit hauptsächlich in Actionschund und billig Thrillern zu sehen war ist doch deutlich abgehalftert und das liegt sicherlich nicht nur an seiner Rolle. Trotzdem ist es immer wieder schön in mal in einer großen Produktion zu sehen. Gleiches gilt für Darryl Hannah, die hier zwar wenig mehr zu tun hat als fies und abgrundtief böse zu sein, aber das gelingt ihr ausgezeichnet.
Bemerkenswert auch noch die Doppelrollen die Tarantino Michael Parks und Gordon Liu zugedacht hat. War Gordon Liu in vol1 noch der Anführer der Crazy 88, ist er hier als weißhaariger und gnadenloser Lehrmeister Pei Mei zu bewundern, der sich immer wieder den langen falschen Bart streichelt. Großartig.
Michael Parks war in Vol1 noch als Cop zu sehen, der mit seinem "Sohn Nr. 1" das Massaker in der Kirche untersucht. In Vol2 spielt er Esteban Vihaio, Bils Ziehvater, der ein Zuhälter und Weiberheld ist, und auch nicht vor Gewalt gegenüber seinen "Mädchen" zurückschreckt. Diese beiden Doppelrollen, die man jeweils als Gegenpole betrachten kann, stehen somit auch gelungen zwischen den ähnlich unterschiedlichen Hälften von Kill Bill.

Kapitel 3.1"Die Optik ist es, die das Auge erfreut"
Kill Bill Vol 2 ist, was den Einsatz von unterschiedlichen Stilmitteln und optischen Spielereien angeht, eindeutig seiner "besseren Hälfte" unterlegen. Es gibt nur wenige optische Einfälle die im Gedächtnis haften bleiben. Neben der angesprochenen Beerdigungsszene dürfte es wohl am ehesten noch die leider zu kurze Ausbildungssequenz der Braut bei Pei Mei sein. Hier hat sich Tarantino ganz auf die Optik der alten Kung Fu Filme verlassen. Grobkörniges Bild, überbelichtet und voller rasanter Kamerafahrten in Extrem Close-ups. Das wirkt einfach wundervoll und knüpft nahtlos an Vol1 an. Ebenfalls in Erinnerung bleiben dürften einige Kamerafahrten, die Tarantino als Hommage an die Western eines Sergio Leone eingebaut hat. Ansonsten gibt es wenig ausgefallenes und optische Reizüberflutung wie in Vol1 ist nicht vorhanden. Die Kulissen und Sets wirken auch wenig prächtig und schön gestaltet, ein optisches Highlight wie noch den Finalenkampf mit Lucy Liu vermisst man komplett.
Schade, denn insbesondere auf diesem Sektor hat Tarantino doch die Messlatte mit Vol1 beachtlich hoch gelegt.

(sollte dieses Review etwas zu lang und unstrukturiert wirken, so ist das ausschließlich um dem Leser eine Eindruck des Film zu vermitteln ;-) )

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