"Kill Bill: Vol. 1" war als Torso, ohne dass man den zweiten Teil kennt, schon ein großartiger Film, der mit Zitaten aus der Welt der Shawbrothers-Kung-Fu-Filme spielt und diese vermengt mit Musik aus Italo-Western; ein Stilmix aus asiatischen Filmen, die Manga-Szene nicht zu vergessen und dem billigen Spaghetti-Western!
"Kill Bill: Vol. 2" kommt ganz anders daher, die zweite Hälfte richtet sich an einem völlig neuen Stil aus und ist dennoch oder gerade deswegen ein "gigantischer" ("Ich benutze dieses Wort nicht oft!" Film, der "Kill Bil" als Gesamtwerk wohl wirklich zum besten Streifen von Tarantino macht!
Waren es in Vol. 1 noch die billigen Italo-Streifen, sind es hier die vielleicht besten Italo-Western, die es je gab, denen mit einer Musik-Sequenz ein Denkmal gesetzt wird: "Zwei Glorreiche Halunken", "Die gefürchteten Zwei" und "Für eine Hand voll Dollar", alles jeweils so stimmig und beeindruckend, dass man also Italo-Freak wirklich eine Gänsehaut bekommt.
Ohne zu viel zu verraten, natürlich stirbt jedes Mitglied der "Deadly Viper Assassination Squad", aber eben jeder so, wie er es verdient und es ihm würdig ist. Der versoffene Michael Madsen als Bills Bruder ist großartig, er tut einem fast schon leid, aber auch er kann der Black Mamba nicht entkommen.
Der Kampf mit der bösartigen und hasserfüllten Elle Driver ist vielleicht der Höhepunkt des zweiten Teils, Beatrice Kiddo aka Black Mamba rächt nicht nur sich, sondern auch ihren Meister Mai Pei, den Elle ebenfalls auf dem Gewissen hat, der aber Der Braut einiges beigebracht hat, was Bill & Co nicht so gut tut.
Und auch Bill stirbt auf die ihm angemessene Weise, ihn grausam umzubringen und noch ein Blutbad anzurichten hätte sicher keinen Stil gehabt, so gehen dem Tod von Bill aber tolle Tarantino-Dialoge voraus, die im ersten Teil ja noch zu kurz gekommen sind, hier aber gerade in der richtigen Dosis enthalten sind.
Wer plump nur ein weiteres Splatter-Festival erwartet, wird bitter enttäuscht werden, aber als Splatterfilm war der erste Teil nie angelegt, dafür waren die Effekte zu comichaft überzeichnet, wer sich überhaupt am ersten Teil ergötzt, weil er so blutig ist, hat ihn nicht verstanden und hat wohl nie einen japanischen Schwertfilm gesehen. Überhaupt ist der ganze zweite Teil kein Blutbad, was v.a. daran liegt, dass das Hattori-Hanzo-Schwert aus Vol. 1 zwar zu sehen ist, aber nicht als tödliche Waffe benutzt wird, außer im Kampf zwischen Elle und Black Mamba!
Die Musik ist ebenfalls eine andere, aber nicht minder genial mit den Bildern verknüpft. "The Sundown" von Ennio Morricone z.B. beim Gang aus der Kirche und der ersten Begegnung des Zuschauers mit Bills Gesicht.
Wer im Abspann genau hinsieht, sieht auch den Dank Tarantinos an Lucio Fulci, dessen "Ein Zombie hing am Glockenseil" in der Szene zitiert wird, als die Braut sich aus dem Sarg befreit und der Arm durch die Erde ins Freie stößt!
Die Schauspieler sind allesamt toll, bis in die kleinste Nebenrolle: der Chef des Strip-Lokals, wo Budd als Rausschmeißer jobbt, Esteban, der Ziehvater von Bill. Die Hauptrollen müssen nicht extra erwähnt werden, jeder Schauspieler passt perfekt zu seinem Charakter und Uma Thurman ist nicht Uma Thurman, sondern SIE ist die Braut.
Toll, ein genialer Film, bei dem die Zeit verfliegt, der einen fesselt und für 3 1/2 Stunden in eine eigene Welt entführt.
"Kill Bill: Vol. 1" bekommt eine 10/10, "Kill Bill: Vol. 2" bekommt eine 10/10, beiden zusammen dann die 20/10!
Unbedingt ansehen, ein absolutes Meisterwerk von Quentin Tarantino!