Ganze sechs Jahre nach seinem provokativen Actionthriller „Class of 1984“ legte Mark L. Lester („Commando“, Showdown in Little Toyko“) tatsächlich noch ein Sequel nach, das insgeheim aber eigentlich eine Parodie seines überschätzten Klassikers darstellt, dem allgemein ohnehin mehr Substanz bescheinigt wird, als er tatsächlich vorweisen kann.
Seine Dystopie im Jahre 1999 überspitzt nun absichtlich alle im Vorgänger angedeuteten Ambitionen so dermaßen, dass von einer ernstzunehmenden Zukunftsvision nichts mehr übrig bleibt.
Lester hatte sich zu diesem Zeitpunkt wohl bereits damit abgefunden als Regisseur für knallharte, inhaltlich fragwürdige Actionkost abgestempelt zu werden und macht daraus nun eine Tugend. War das Original noch weitestgehend in der Gegenwart verankert, so spielt „Class of 1999“ bereits in einer lupenreinen Dystopie, in der zwar noch mit rigoroser Gewalt versucht wird die gesellschaftlichen Ordnungen aufrecht zu erhalten, das letztendliche Scheitern aber längst abzusehen ist. Eingerichtete Problemzonen aus denen sich die Polizei bereits fernhält sind nur die Quellen eines absehbaren Flächenbrands.Speziell die Jugend ist außer Rand und Band.
Trotzdem möchte der junge Cody Culp (solide wie unauffällig: Bradley Gregg, „A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors“) nicht weiter an der sukzessiven Demontage seiner Welt mitwirken. Nobel, nobel. Frisch auf Bewährung aus dem Jugendknast entlassen, entschließt er sich zur Abwechslung mal als braver, lernwilliger Schüler zu versuchen. Da hilft der Anreiz natürlich bei einem weiteren Vergehen gleich wieder im Bau zu landen. Der Verständnislosigkeit und Ablehnung seiner alten Gang zum Trotz will er nun etwas Besseres aus sich machen. Kein Wunder, wenn man in so einer kaputten Familie lebt.
Nicht auf der Rechnung hat er dabei allerdings ein Trio heimlich eingesetzter Cyborg-Lehrer, die experimentell an der Schule eingesetzt werden. Die eigentlichen Militär-Ausgaben haben freilich wenig Probleme sich gegen die respektlosen Jugendlichen durchzusetzen, beginnen aber schnell ihre alten Routinen aufzunehmen. Wer nicht spurt, fliegt nicht nur aus dem Klassenzimmer. Er wird kräftig verdroschen oder gleich massakriert.
Lester dreht in der Fortsetzung den Spieß also um und inszeniert eine herrlich verkommene Welt, die „Class of 1999“ seinen eigenen Flair verpasst. In bester B-Movie-Tradition werden die Straßenzüge von Müllbergen gesäumt, überall stehen die Skelette verbrannter Autowracks herum und die Wohnhäuser befinden sich in einem einsturzgefährdeten Zustand. Das abgewrackte Szenario spricht mit seiner totalen Verwahrlosung mit Sicherheit jeden Liebhaber pessimistischer Aussichten an. Dafür wird auch vor der Schule nicht Halt gemacht. Denn dort macht nicht nur der Sicherheitsdienst kurzen Prozess, sondern sind auch Metalldetektoren installiert und vermitteln Stacheldraht nebst Beobachtungstürmem den Eindruck eines Hochsicherheitsgefängnisses. So weit hergeholt ist das auch gar nicht...
Auf inhaltlicher Ebene hält Lester den Ball noch flacher als im Vorgänger. Dezent angedeutete Gesellschaftskritik ist wohl eher satirisch zu verstehen und auch der Konflikt zwischen Cody und seinem Bruder, die Beziehung zur Tochter des Direktors und seine persönliche Neuorientierung sind allesamt bis zur Oberkante mit bekannten Klischees versetzte Elemente, die lediglich einen tieferen Sinn vorgaukeln könnten. Dieses eherne Ziel besitzt „Class of 1999“ aber eigentlich auch gar nicht und deswegen nehmen harte Actionszenen den Schwerpunkt ein. Die beste Ablenkung, die man sich hier wünschen kann.
Genrefans können sich darüber hinaus über eine geballte Ladung bekannter Gesichter erfreuen, die man in all den Jahren liebgewonnen hat. So spielen ausgerechnet Patrick Kilpatrick („Death Warrant“, „Scanner Cop II“), Pam Grier („Coffy“, „Jackie Brown“) und John P. Ryan (u.a. legendär als General Taylor in „Delta Force 2: The Colombian Connection“) das mörderische Lehrer-Trio. Instruiert werden sie auch noch von einem chlorfrei gebleichten Stacy Keach („The New Centurions“, „Roadgames“), der gar nicht merkt, dass ihm die Sache aus dem Ruder läuft und trotzdem bei Schuldirektor Malcolm McDowell („Star Trek: Generations“, „Fist of the North Star“) um Vertrauen bittet.
Die Schose läuft natürlich darauf hinaus, dass Cody immer misstrauischer wird. Unbarmherzige Lehrer, Notwehr und zufällige Unglücke nimmt er anfangs noch hin, als sich die Vorfälle aber häufen, fängt er zu schnüffeln an und kommt auch schnell auf den richtigen Trichter. Als das Lehrer-Trio darauf einen Krieg zwischen den Jugendgangs anzettelt, selbst zwischen den Fronten mitmeuchelt und Schüler schon mal in zwei Teile reißt, scheinen die unkontrollierbaren Lehrkörper am Ziel, rechnen aber nicht damit, dass Cody allen reinen Wein einschenken kann und zum actionreichen Finale in der Schule aufruft.
Dort wird es dann in der Schlussviertelstunde ziemlich trashig, wenn die Lehrkräfte von Flammen- bis Raketenwerfer allerlei Tools aus ihren Ärmeln pflücken und wie hüftgeschädigte Terminatoren durch die Korridore auf der Suche nach dem nächsten ungezogenen Schüler staksen. Dabei werden nicht nur Endoskelette frei- sondern gleich das gesamte Schulgebäude in Schutt und Asche gelegt. Viele blutige Shootouts, durchbohrende Sticheleien und enorme Explosionen bestimmen das brutale Programm bis endlich Ruhe einkehrt. Die sorgfältigen und detaillierten Spezialeffekte erweisen sich als überraschend liebevoll und werden ebenso gern gezeigt. Seinen Trash-Appeal verliert der Film am Ende trotzdem nicht mehr.
Fazit:
„Class of 1999“ war einer der letzten guten Filme Mark L. Lesters bevor er mit seinem eigenen Studio American World Pictures nur noch mäßige bis richtig miese B-Movies auf den Markt warf. Die oberflächliche Geschichte hält die guten Actionszenen ganz probat zusammen, so dass man sich zwischen den Explosionen und Shootouts keinerlei Gedanken zu machen braucht, wie es nun weiter gehen könnte, weil das ohnehin piepegal ist.
Genrefans freuen sich über altbekannte Gesichter, der Rest feiert eben in den Actionszenen ab. Die gelungen designte Zukunftsvision mit allen ihren zugemüllten und verfallenen Locations ist zudem auch nicht zu verachten. Kein Genreknüller, aber allemal nette Unterhaltung mit guten Effekten, in der es bisweilen ganz schön zur Sache geht.