Review

Merke: wenn der Titelsong von Alice Cooper das am wenigsten kontroverse Element ist, dass den Film, den du durchleben musst prägt, bist du richtig am Arsch.

Richtig am Arsch ist auch Musiklehrer Andrew Norriss, optisch der unbeholfen kleine Ex-Hippiebruder von Chuck Norriss und neuestes Frischfutter der Lincoln High, einer Art geistiger Vorgänger der Ruetlischule: neben übermotiviertem Securitypersonal und desillusionierten, psychisch angeknacksten Kollegen darf der Jungpädagoge sich mit einer Nazipunkrotte und deren selbsternannten "Scharführer" Peter Stegman rumplagen. 

Dass die keine Unschuldslämmer sind beweist nicht nur das Drogen - und Prostitutionsgeschäft, dass die fünf Pappenheimer aus dem Hinterzimmer eines windigen Punkschuppens heraus betreiben, sondern auch eine Vielzahl an Gewalttäter und anderen Fiesitäten, die die Ersatzbankanarchos im Laufe des Filmes begehen. Und von denen dürfen sie reichlich begehen, bevor Pauker Norriss seinen abwegigen Schützlinge die Hammelbeine bis zum Abreißen langziehen darf. Aber dann darf er auch richtig ziehen! 

Ein unsortierter Film: "Die Klasse von 1984" ist irgendwo zwischen Sozialkritik und Exploitation verortbar, leider durchsetzt von einer horribel missverstanden en Botschaft: statt aus dem Film "Bandengewalt ist scheiße!" herauszulesen meinten einige konservative Trottel, in dem Film ein klares, vollmundig hereausgekotztes "Punks sind scheiße!" zu erkennen. Irgendwo meinte ich das Gerücht vernommen zu haben, ausgerechnet die CDU sei im Kreuzzug gegen diesen Film an vorderster Front gelaufen, mit der Begründung, der Film rufe zur Gewalt gegen Punks auf. Der Schlachtruf jener Tage schien "Böcke zu Gärtnern!" gewesen zu sein. 

Zum Glück taugt der Film auch auf reiner "Unterhaltungsebene", so man hiervon reden kann bei dem Stoff. Neben den Psycho- Duellen zwischen Perry Kings Norriss und Timothy Van Pattens Stegman funktioniert vor allem der psychisch labile Biolehrer Terry hervorragend, der nach einer missglückten Geseilnahme den Kamikazetod im eigenen Auto sterben darf. Leider, denn Darsteller Roddy McDowall  ist großartig in dieser Nebenrolle und spielt den ebenfalls anwesenden, aber farblosen Michael J Fox locker an die Wand. Hingegen darf Timothy Van Platten als Stegman hier wie zugekokst zwischen kleinem Arschloch und Alex aus Clockwork Orange hin und herflitschenund Perry King zur mörderischen Weißglut treiben. 

Der Film ist großartig und zu Unrecht eine Zeitlang in Indexhaft verbannt worden. Dass der Film es zum Zeitpunkt dieser Review schon einige Jahre wieder frei verkauft werden darf lässt zwei Schlüsse zu. 1. Was Jugendliche heute sehen ist weitaus abgefuckter als das, was hier geboten wird und 2. Die Jugend von heute ist leider zu abgestumpft, um sich von dem Streifen noch in irgendeiner Form beeindrucken zu lassen. Letzteres macht mich dann doch weit wütender als jede durchchoreografierte Schulhifschlägerei oder Stuntpuppen, die als Stellvertreter zugedrogter Teenies von einem Fahnenmast stürzen. Darauf erst einmal eine Line Angel Dust! 

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