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Der idealistische Musiklehrer Andrew Norris nimmt eine Stelle an der heruntergekommenen Lincoln High School an. Diese wird von dem Rowdie Stegman und seinen Kumpels kontrolliert, die in den Fluren der Schule nach Belieben herumrandalieren und auf dem Klo Drogen verticken. Norris’ Lehrer-Kollege Corrigan und der Rektor der Schule haben den Kampf gegen die Bande von Halbstarken längst aufgegeben und stehen der alltäglichen Gewalt hilflos gegenüber. Als die Attacken auf andere Schüler überhand nehmen, gerät Andrew zunehmend mit Stegman aneinander, zumal die Polizei keine Handhabe gegen die Jugendlichen hat. Die Situation eskaliert, als Stegman und seine Gang einen Überfall auf Andrews Haus starten und dessen schwangere Frau Diane vergewaltigen. Ab da sieht der Lehrer rot und macht sich daran, die Punks endgültig auszuradieren... Ereignis- und einflussreicher Terror-Streifen, der mit seiner dick aufgetragenen, erzreaktionären Attitüde gut in die Welle anderer 80er-Jahre-Actionfilme passt der sich zur Belustigung des heutigen Zuschauers reichlich im damals angesagten Punk-Chic ergeht, der deswegen aber dennoch nicht angestaubt wirkt. Was anfänglich eher wie ein reines Drama beginnt, ändert nämlich schnell den Ton und stellt den filmisch reizvoll ausgearbeiteten Konflikt zwischen dem neuen Lehrer und den borderline-psychopathischen Teenagern in den Mittelpunkt des Interesses. Das Drehbuch, an dem auch Genre-Spezi Tom Holland mitgeschrieben hat, macht’s sich dabei immerhin nicht allzu einfach und bemüht sich um eine zumindest zweidimensionale Figuren-Zeichnung, die die Punks nicht nur als klischeehafte Abziehbilder erscheinen lässt, ohne dass "Die Klasse von 1984" deshalb aber gleich zur ernsthaften Subkultur-Studie wird. Einen leicht prophetischen Charakter kann man dem Ganzen aber sicherlich nicht absprechen, zumal die Realität vieles, was 1982 wohl noch übersteigerte Fiktion war, mittlerweile überholt hat (Metall-Detektoren an Schulen etc.). Zum Schluss hin wandelt sich der problembewusste Action- und Gewalt-Streifen dann glatt zu einem beinharten Selbstjustiz-Splatter, wenn der gebeutelte Lehrer den Jugendlichen in den Korridoren der Schule mit Kreissäge und Flammenwerfer das Licht ausbläst. Ab da regiert die grobe Kelle, kritisch wie noch zu Beginn geht’s dann nicht mehr zu und das einzige pädagogische Hilfsmittel, das dann noch Anwendung findet, ist der gute alte Schlag in die Fresse. Im Gegensatz zu vielen anderen B-Movies gleicher Machart ist "Die Klasse von 1984" allerdings gut gespielt und profitiert enorm von der typengerechten Besetzung in sämtlichen Haupt- und Nebenrollen. Roddy McDowall stiehlt dabei allen anderen Beteiligten wieder mal locker die Show und ein damals noch völlig unbekannter Michael J. Fox hat hier einen frühen Auftritt als Klassen-Streber. Regisseur Mark L. Lester händelt die Angelegenheit über weite Strecken solide bis routiniert und ist spätestens, wenn der Body Count-intensive Schluss-Akt einsetzt ganz in seinem Element... und dürfte sich hiermit wohl auch für seinen nachfolgende Stephen King-Adaption "Der Feuerteufel" sowie den ähnlich rüde und brutal aufgemotzten Schwarzenegger-Kracher "Phantom Kommando" empfohlen haben. Löblicherweise hat Lester den Stoff dabei nicht völlig zum tumben Proleten-Heuler verkommen lassen, der Inhalt bleibt zumindest diskussionswürdig. Übrigens, Alice Coopers Titel-Song "I Am the Future" von der eh schon ziemlich beschissenen "Zipper Catches Skin"-Platte (eines jener drei Blackout-Alben der frühen 80er, an deren Entstehung sich der Schock-Rocker aufgrund seines exzessiven Drogen-Konsums angeblich selbst nicht mehr erinnern kann) ist eine seiner schlimmsten Nummern und echt abscheulich, kein Vergleich zu dem viel schmissigeren und einprägsameren "He's back (The Man behind the Mask)", das über den Abspann von "Freitag der 13. - Jason Lebt" gedudelt ist...

7/10

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