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Michel Delassalle (Paul Meurisse), Direktor einer französischen Privatschule, ist ein ungeheuerlicher Kotzbrocken, der sowohl seine Ehefrau Christina (Véra Clouzot) als auch seine Geliebte Nicole (Simone Signoret) tyrannisiert und bisweilen sogar schlägt. Die beiden Gedemütigten mögen sich zwar nicht wirklich, aber das gemeinsam Erlebte bindet sie doch aneinander, und schließlich entsteht daraus eine Art Zweckgemeinschaft mit dem Ziel, den verhaßten Michel ein für allemal loszuwerden. Der gut durchdachte Plan gelingt, Michel wird betäubt, in der Badewanne ertränkt, und die Leiche landet schließlich im dreckigen, selten benutzten Schwimmbecken der Schule. Doch damit ist die Sache noch lange nicht ausgestanden...
Henri-Georges Clouzot gilt als der französische Hitchcock, verstand er es doch bravourös, aus relativ unscheinbaren Situationen ein Maximum an Suspense herauszuquetschen. Bei Les Diaboliques wählt er zudem den Kunstgriff, die Zuschauer mit den Mördern sympathisieren zu lassen (etwas, das auch Alfred Hitchcock gut beherrschte). Bereits in den ersten paar Minuten schafft es Clouzot, die drei Hauptfiguren exakt zu charakterisieren, sie dem Zuseher nahe zu bringen, Emotionen zu schüren. Man fühlt Mitleid, Haß, Abscheu und Unverständnis ob des Dargebotenen. Véra Clouzot, die Ehefrau des Regisseurs, ist famos als die unglückliche, fragile und kränkliche Christina... eine "Ruine", wie ihr Michel mitten ins Gesicht sagt. Wenn Christina eine Ruine ist, dann ist Nicole ein resoluter, schroffer Fels, an dem so ziemlich alles abzuprallen scheint. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Mordplan und überzeugt ihre Leidensgenossin, daß Michel mit seinem grausamen Verhalten den Bogen weit überspannt hat. Als Zuschauer will man Michel tot sehen, man hofft, daß es den beiden gelingt, das brutale Ekel aus dem Weg zu räumen. Clouzot geht äußerst geschickt und präzise vor, läßt den Figuren ebenso Raum zum Entwickeln wie er der Geschichte Zeit gibt, sich zu entfalten. Er überstürzt nichts, beinahe genüßlich dehnt er gewisse Szenen, um auch das letzte Quentchen Spannung aus ihnen herauszukitzeln. Und das ist auch keine oberflächliche Spannung, die kurz darauf ins Nichts verpufft, sondern ein tief in der Geschichte und in den Charakteren verwurzelter Suspense, der bis zur letzten Sekunde des Filmes anhält. Clouzots Regie ist kraftvoll und mitreißend und erreicht eine kaum für möglich gehaltene Dramatik und Wucht in den letzten Minuten, wenn sich die aufgebaute Spannung in einem unvergeßlichen Finale entlädt. In weiteren Rollen sind Michel Serrault und Charles Vanel zu sehen, wobei letzterer als pensionierter Kommissar in bester Columbo-Manier herumschnüffelt und ein klein wenig Humor ins ansonsten zappendustere Geschehen bringt. Der auf einem Roman von Pierre Boileau und Thomas Narcejac basierende Les Diaboliques ist ein grandioser Psychothriller, den man durchaus in einem Atemzug mit Hitchcocks Meisterwerken nennen kann. Und das perfide, unter die Haut gehende Finale hat absolute Alptraumqualitäten. 1996 gab es ein überflüssiges US-Remake mit Sharon Stone und der wunderbaren Isabelle Adjani, das dem großartigen Original jedoch - wen wundert's? - nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen kann.

PS: Eine köstliche Anekdote am Rande. Ein Mann beschwerte sich einst per Brief bei Alfred Hitchcock: "Sir, after seeing Les Diaboliques, my daughter was afraid to take a bath. Now she has seen your Psycho and is afraid to take a shower. What should I do with her?" Hitchcock antwortete: "Send her to the dry cleaners."

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