Als der eigensinnige Rentner Alvin Straight erfährt, dass sein Bruder, der etwa 500 Kilometer entfernt von ihm lebt, schwer krank ist, beschliesst er, ihn zu besuchen, obwohl sich die beiden vor langer Zeit gestritten und seither kein Wort mehr miteinander gewechselt haben.
Doch der 73-jährige wählt ein aussergewöhnlich unkonventionelles Fortbewegungsmittel für diese Reise - einen aufgemotzten Rasenmäher...
"The Straight Story" ist nicht nur die wahre Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight, der mit einem Rasenmäher (!) über 500 Kilometer zu seinem Bruder fährt, sondern der Titel ist auch hinsichtlich der gewöhnlich eher surrealen Werke des David Lynch bemerkenswert.
Zwischen den beiden verwirrenden, düsteren Meisterwerken "Lost Highway" und "Mulholland Drive" drehte Lynch diesen, für sein sonstiges Schaffen so atypischen Film, in dem die Leute, so sonderbar sie auch erscheinen, nicht den geringsten Anschein latenter Boshaftigkeit erwecken, sondern sich als ausnahmslos liebevoll und hilfsbereit erweisen. (ob dies etwa daran liegen mag, dass Lynch zum ersten Mal in seiner Karriere hier nicht für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, sei dahingestellt...)
Wo sich in anderen Lynch - Filmen, wie auch "Blue Velvet" hinter der scheinbar perfekten Fassade meist schreckliche Abgründe auftun, ist "The Straight Story" durchgehend von einer versöhnlichen, ruhigen und gutmütigen Atmosphäre durchdrungen.
Trotzdem merkt man ständig, dass dies ein "spezieller", eben ein Lynch - Film ist; etwa an der Vielzahl kauziger Typen, wunderschön eingefangenen Bildern und einem ruhig - melancholischen Soundtrack von Angelo Badalamenti, der seit "Blue Velvet" zu allen Lynch - Werken den Soundtrack komponierte.
Über die volle Spielzeit mag der Film (wie auch die Musik) etwas eintönig und unspektakulär wirken, aber Lynch ist hier eines wirklich beeindruckend gelungen: Er hat etwas - für seine Verhältnisse - völlig Atypisches gedreht, das sich aber dennoch so wohltuend von üblichen Mainstream - Arbeiten abhebt und auf eine eigene Art und Weise genauso toll gelungen ist wie seine übrigen Filme.
Da ich diese allerdings mit zu den Gelungensten der ganzen Filmgeschichte zähle und da man sich bei dieser wahren Geschichte über die gesamte Spieldauer von fast 2 Stunden doch einigen Längen und Eintönigkeiten gegenüber sieht, vergebe ich hier "nur" 8 von 10 Punkte.
Lynch - Fans, Cineasten und Freunde von ruhigeren Filmen werden bei "Straight Story" bis zum erfreulich unspektakulären und gerade deshalb so ergreifenden Ende aber sowieso mit strahlenden Augen vor dem TV - Gerät sitzen und sich von der aussergewöhnlichen Reise des Alvin Straight bewegen lassen.