The Straight Story (1999)
Ein geradezu atypisches Lynchwerk, das aber gleichzeitig beweist Mr. Surreal kann auch komplett anders, einfach geradeaus, ohne wilde Haken zu schlagen und die Story überall durchzubrechen. Einerseits würde ich sagen, gut, reicht auch, jetzt dann bitte wieder irre, andererseits ist THE STRAIGHT STORY ein wunderschöner Film. Authentisch, nicht nur weil er auf einer wahren Begebenheit beruht, sehr entspannend, kitsch- und pathosbefreit, mit einigen unaufdringlichen poetischen Lebensweisheiten verziert, anrührend, berührend, in röt-bräunlichen, herbstlichen Landschaftsaufnahmen wunderschön bebildert und mal wieder vortrefflich fein vertont von Lynchs Haus- und Hofkapellmeister Angelo Badalamenti. Hauptdarsteller Richard Farnsworth spielt den dickköpfigen aber herzlichen Seventysomething auf seiner letzten (?) Aussöhnungs-Reise beeindruckend und gibt eine äußerst positive Identifikationsfigur ab. Gerade in der heutigen Zeit wieder aktueller denn je, einfach mal freundlich und unvoreingenommen auf seine fremden Mitmenschen zugehen. Wenige, aber ausreichende Dialoge runden diesen beinahe beklemmungsfreien Geradeaus-Film gekonnt ab und sehr schnell wünscht man sich nur eines, laßt diesen Film bitte nicht in einem würgreizverursachenden, übertriebenen Tränenbad enden. Der Wunsch geht in Erfüllung, kann einem aber dennoch das ein oder andere Tränchen entlocken. Stark.
Fazit: Subtil-Sensibler und alltagsentschleunigender 'Straßenfilm'. Lynch hat es einfach drauf.
Erstsichtungswertung: 8,5 von 10 Sternen