Review

Obwohl Jack Hill mit „Coffy“ und „Foxy Brown“ gleich zwei Klassiker des Blaxploitationfilms vorlegte, reichte das nicht zum weiteren Durchstarten: Es folgten nur noch die Erotikkomödie „The Swinging Cheerleaders“, der Frauengangfilm „Switchblade Sisters“ und schließlich „Sorceress“ alias „Die Mächte des Lichts“, ein früher Beitrag zur Barbarenwelle nach „Conan“.
Dazu trug Roger Corman einige Filme bei (siehe unter anderem „Wizards of the Lost Kingdom“, „Deathstalker“ und „Der Krieger und die Hexe“), auch diesen hier, den mit seiner Firma New World Pictures für seinen alten Busenkumpel Jack Hill (u.a. Co-Regie bei „Die Wespenfrau“ und „The Terror“) produzierte. Allerdings nahm das Ganze kein gutes Ende, denn aufgrund von Streitigkeiten über zu billige Effekte und das Nicht-Anheuern von Hills Kumpel Sid Haig ließ Hill seinen Namen vom Film entfernen und durch das Pseudonym Brian Stuart ersetzen. Der Schurke ist standardmäßig ein Schwarzmagier mit Welteroberungsambitionen, in diesem Fall Traigon (Roberto Ballesteros), der einer finsteren Gottheit seinen Erstgeborenen opfern muss und extra dafür geheiratet hat. Weil die edle, gute Gattin den Kindesexitus aber nicht so gut findet, geht sie stiften und wird zur Belohnung erst via Kralle sterilisiert und dann ermordet. Dabei stellt sich heraus, dass die Gute Zwillinge bekommen hat, und weil Traigon augenscheinlich nicht der Hellste ist, bringt er sie um ohne zu erfahren, welches Kind als erstes schlüpfte. Bevor er die Blagen allerdings einsacken kann, wird er auch niedergestochen, verliert das erste seiner drei Leben und Zauberer Krona (Martin LaSalle) kann die Twins bei einem Bauern unterbringen.
Auf den Weg gibt es noch Magierkräfte und Warrior-Skills, die der Gesellschaftsordnung des Fantasyreichs allerdings etwas zuwiderlaufen, denn die Kinder sind Mädchen. Werden sie halt als Jungs erzogen, was im Folgenden zum Running Gag wird, denn 20 Jahre später sind Mira (Leigh Harris) und Mara (Lynette Harris) zwar ganz klar Frauen, wie schon das obligatorische Nacktbaden zeigt, halten sich aber für Kerle – so wie auch quasi alle anderen, die augenscheinlich unter einer Sehschwäche leiden, denn Kleidung und Form der Twins verraten das Geschlecht der beiden sofort. Derweil kehrt Traigon aus der todesbedingten Zwangspause zurück und schickt die Schergen auf die Suche nach dem Nachwuchs, die dabei gleich mal die Ersatzfamilie der Twins meucheln. Krona taucht noch mal kurz zur (moralischen) Unterstützung auf und latscht danach in die Reste der brennenden Hüte um sein Leben zu beenden und Ruhe zu haben. Ob ein lebender, mächtiger Weißmagier den Mächten des Lichts nicht vielleicht mehr nutzen würde?

Egal, weiter im Text. Mira und Mara gehen also auf die Reise, treffen den Barbaren Erlick (Roberto Nelson) und den Zwerg Baldar (Bruno Rey), der allerdings menschengroß ist und Frisur und Barttracht augenscheinlich von Obelix geklaut hat. Mit diesen Gefährten trotzt man also den Häschern Traigons, der unter anderem eine Schwarzmagierin und einen Affenmenschen beschäftigt…
Dass die kostengünstige mexikanisch-amerikanische Co-Produktion grober Unfug sein würde, war zu erwarten, aber „Sorceress“ ist teilweise schon von ausgemachter Blödheit. Das ist das hilfreiche Zauberwort, das Mira und Mara aber nur in allergrößter Not anwenden (oder anwenden dürfen?), damit halt im Finale die Last Minute Rescue da ist. Traigon hingegen arbeitet jahrelang auf die Opferung seiner Erstgeborenen hin und was macht er, wenn sie im Finale davonkommt? Er lässt kurzerhand jemand anderen über die Klinge springen und scheint damit sogar ansatzweise Erfolg zu haben, denn die finstere Göttin ist anscheinend nachsichtiger als andere Kollegen, die nur Opfer zweiter Wahl bekommen. So genau kann man es aber nicht sagen, denn die beschworenen Zombiehorden steigen zwar auf, schnappen sich aber erst mal holde Maiden aus Traigons Garde, da sie ja 1000 Jahre unter der Erde verbringen musste, wie Baldar anmerkt. War das jetzt ein Erfolg? Schwer zu erkennen, denn kurz darauf erringen die Mächte des Lichts, mit Unterstützung eines geflügelten Löwen, der am Himmel schwebt und einmal kurz Strahlen niederregnen lässt, den Sieg.
Bis dahin kriegt der Zuschauer immerhin den einen oder anderen Schauwert geboten, wenn neben dem Affenmann noch ein Sartyr durch die Rabatte hoppst, die beide ähnlich notgeil sind, Zombies ihre verschimmelte Visage zeigen und man sich mit den Häschern Traigons kloppt. Sonderlich filigran oder elegant ist die Action nicht, so viel gibt es auch nicht (nur drei oder vier Scharmützel), aber für Hack and Slay mit der einen oder abgetrennten Gliedmaße ist auf mittlerem B-Niveau gesorgt. Da man John Carl Buechler als Creature Designer, Effektschmied und Second-Unit-Regisseur gewann, sieht das Ganze auch recht gut aus, auch wenn budgettechnisch natürlich Schmalhans Küchenmeister war (u.a. wird kostensparend Musik aus „Battle Beyond the Stars“ wiederverwendet).

Das sind eigentlich keine schlechten Voraussetzungen, doch das Script, die erste Drehbucharbeit von Schlonz-Experte Jim Wynorksi, ist eher laumwarm, plätschert vor sich hin und ist weder so gut, dass es als straighter Fantasy-Actioner funktionieren würde, noch so hemmungslos blöd, dass man die großen Höhen des Trash-Spaßes erreichen würde. Vielleicht ist der Film für letzteres dann auch zu selbstbewusst und tongue in cheek, sei es bei den ständigen Anspielungen auf die sexuelle Unerfahrenheit der Zwei, die eines sind (weshalb die eine auch spürt, wenn die andere durchgeorgelt wird), sei es durch diverse selbstironische Oneliner. Es fehlt dem Ganzen der vollends bescheuerte Wahnsinn von Trash-Granaten wie „Sindbad – Herr der sieben Meere“ oder „Laser Mission“, auch wenn immerhin die Attacke der Affenmenschen mit Lachgasbomben kurzfristig in die richtige Richtung geht.
Die Playmate-Zwilling Leigh Harris und Lynette Harris, die im gleichen Jahr noch in „I, the Jury“ auftraten und sonst keine Schauspielkarriere hinlegten, sind dann auch nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Exploitation-Darstellerinnen wie Sybil Danning – es fehlt an Ausstrahlung und Spielfreude, vom fehlenden Schauspieltalent ganz zu schweigen. Auch Roberto Nelson ist so wenig überzeugend als Barbar, dass alle paar Minuten erwähnt werden muss, dass er Barbar ist, und Roberto Ballesteros gibt zwar sein Möglichstes, also sein möglichstes Overacting, ist aber als Faschingsschurke auch nicht sonderlich einprägsam. Ganz wacker schlagen sich eigentlich nur Bruno Rey als Sprücheklopfer-Sidekick und die reichlich unterbeschäftigte Ana De Sade.

„Sorceress“ hat recht charmante Make-Up- und Creature-Tricks, okaye Action und einen selbstironischen Ansatz, gerade was die Verwirrung der Hauptfiguren bezüglich ihres Geschlechts angeht, kommt aber nie so recht in die Pötte und ist für den richtigen Trash-Spaß dann nicht durchgeknallt genug. Trotz einiger herrlich bekloppter Momente eher lahm – da bieten Filmen wie „Die Barbaren“ oder der Wynorski geschriebene und inszenierte „Deathstalker 2“ schon mehr Vergnügen.

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