kurz angerissen*
Schmerz als Lust und Verlangen, nicht zuletzt als Sehnsucht und Verlustbewältigung: Im Kontrast zu seiner altmodischen Machart wendet „La Frusta e il Corpo“ durchaus gewagte Methoden an, um die Psychologie seiner Hauptfigur zu formen. Dazu lässt Bava Lichter flackern, Äste peitschen und Silhouetten im Dunkel verschwinden oder aus ihm hervortreten. Die audiovisuelle Abstimmung ist auf Uneindeutigkeiten ausgelegt, von der vor allem Christopher Lee profitiert. Obgleich seine Rolle in Sekunden gemessen von vergleichsweise geringem Umfang ist, lauern Spuren seiner Präsenz in jedem Winkel des geräumigen Anwesens, das ohnehin bereits von schweren Möbeln, dunklen Ecken und fahlen Gesichtern im vorderen Eck der Mise en Scène in undurchdringlicher Schwermut versinkt.
Mit diesen einfachen, aber effektiven Mitteln erzeugt der Regisseur einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Das Drehbuch ist dabei in der Auflösung ebenso von eher einfachem Format wie die vielen Heimsuchungsszenen: Eine dramatische Wende soll als Schlusspunkt vordergründig schockieren, ebenso wie es bis zu diesem Zeitpunkt undefinierbare Geräusche im Tondesign sowie schlammige Fußspuren und kalkweiße Klauen aus der Schwärze des Bildes taten. Atmosphärisch hingegen gelingt Bava eines seiner wohl kraftvollsten Werke, das jede Sekunde seiner Laufzeit vollends nutzt.
(8.5/10)
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