Franks Bewertung

starstarstarstar / 2

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

Diese Kritik stammt aus der Buchreihe "Die Angst sitzt neben Dir"


800 Mal gelesen

Review

von Frank Trebbin

Eigentlich sollte die junge Nevenka glücklich sein, als ihr sadistischer Schwager Kurt, der sie oft mit einer Peitsche zur Liebe gezwungen hat, ermordet wird. Doch in der düsteren Atmosphäre des heimatlichen Schlosses glaubt Nevenka, daß Kurt von den Toten auferstanden ist, denn auf ihm lag ein alter Fluch. Langsam aber sicher driftet die junge Frau in ihren ganz privaten Wahnsinn, der immer konkreter wird, als Graf Vladimir, ihr Schwiegervater, auch noch auf geheimnnisvolle Weise getötet wird…

Von der ursprünglichen Intention Bavas, ein nekrophiles und morbides Schauerdrama zu inszenieren, ist in der hierzulande gezeigten Fassung kaum mehr etwas zu spüren, denn die bereits von Seiten der Produktion her gekürzte OF ist für den deutschen Zuschauer nochmals überarbeitet worden. Die sado-masochistische Haßliebe zwischen den beiden Hauptfiguren, die für Nevenka sogar über den Tod Kurts hinaus anhält und faszinierend bleibt, verkommt in der deutsche Fassung zu einem exploitationhaft wirkenden Aufhänger für „schmuddeligen“ Sex aus der 60er-Jahre-Konserve. Einzig und allein die brillante Farbgestaltung in Verbindung mit der hervorragenden Fotografie ist erhalten geblieben und zeugt davon, daß Mario Bava zu den ganz großen Visualisten seines Fachs gehörte, bei denen die Form immer den Inhalt überflügelten. Ohne die Kürzungen, d.h. in seiner ursprünglichen Form, wäre „Der Dämon und die Jungfrau“ zu einem der ganz großen Klassiker des Schauerkinos geworden. Der deutsche Videotitel versucht, an die Exorzisten-Filmwelle anzuknüpfen. Alternativtitel: „Mörder auf Schloß Manliff“ und „Die Jungfrau und die Peitsche“. Auf Video letterboxed (1,56:1). Mit Christopher Lee, Daliah Lavi, Tony Kendall, Isli Oberon, Harriet White u.a.



Anmerkung aus 2013:

Diese Farben! Dieses Spiel mit den Schatten! Unter dem Eindruck der (weitestgehend) ungeschnittenen, technisch extrem hochwertigen Neuauflage auf DVD (16:9) von EMS muss ich meine oben stehende Kritik aus den 1990ern dahingehend korrigieren, dass es Mario Bava trotz produktionsbedingter Veränderungen doch gelungen ist, Morbidität und sado-masochistische Liebe in einer für damalige Zeiten sehr offenen Weise darzustellen. Das mit dem schmuddeligen Sex ist natürlich auch albern, denn diesbezüglich kannte man damals bereits andere Kaliber. Auffallend sind zudem noch die sehr soliden Studiobauten, die viel zur Atmosphäre des Films beitragen. Etwas negativ dürfte heute jedoch die schwülstige Musik auffallen. Und dennoch: "Der Dämon und die Jungfrau" gehört mit zu den besten Vertretern des italienischen Gothic-Horror-Zirkels.

© Selbstverlag Frank Trebbin

Details
Ähnliche Filme