Review

Wollten Sie nicht auch schon lange einen Film sehen, in dem Augen die Türspione ersetzen, in dem jede Einstellung wie ein Gemälde wirkt, in man kaum weiss, was real, was bizarrer Traum ist? Ich jedenfalls schon!
Es gibt bestimmt Leute wie mich, die den Film irgendwann, vor zehn Jahren mal gesehen haben und eher verwirrt in den Fernsehsesseln lümmelten und seinen Kumpels dann sowas erzählte wie "naja, der is so kunstmässig...aber am Ende wird einem voll ein Auge aussa Rübe gehauen!"; so oder ähnlich ging es mir jedenfalls mit dem Film, und jetzt sehe ich ihn endlich wieder und bin hin und weg!
Die Fotographie ist so gut wie es Jan de Bont nie mehr hinbekommen hat, der Film schwappt nur so über vor wundervollen, einfallsreichen und vor allem stark visuellen Ideen, ausserdem ist er nicht mal ansatzweise so komplex oder kompliziert wie man es vielleicht vermutete. Dass die handelnden Personen allesamt wirklich einzigartig gezeichnet und atemberaubend gespielt sind, ist eine unbedingt nötige Eigenschaft für einen Film, der seine Geschichte und seine Dialoge (oft Gedichte, Wortspiele, sowohl im Gespräch, als auch visuell) in dieser Weise arangiert. Das Thema der Sexualität wird von dem Holländer so stoisch und unkompliziert angepackt, dass er es vielleicht als einziger geschafft hat, einen Film mit jede Menge Homosexualität zu machen, der für Heterosexuelle kein bisschen unangenehm zu schauen ist! Hier ist nix mit tuckig, Jeroen Krabbe ist der Schauspieler des Jahrhunderts!
Das Highlight des Filmes ist sicherlich das Anhäufen und mal mehr, mal weniger offensichtliche Ausformulieren von Träumen/Wahnvorstellungen, die den Großteil des Streifens ausmachen - hier macht der Wahnsinn noch Spass! Großer Kritikpunkt war von vielen Seiten das überschwengliche Ausspielen von christlichen Symbolen, die ins negative gekehrt werden, zugegeben, sie sind noch am wenigten verständlich, dennoch glaube ich, Verhoeven hat sie hauptsächlich eingesetzt, weil die christlichen Bilder denen des Horrors so ähnlich sind.
Es konnte auch nur jemand wie Verhoeven in dieser Schaffensphase einen derartigen Film drehen, denn jeder andere Regisseur hätte sich für pompöse Konfrontationen, künstliche Komplikationen oder ein hektisches Finale entschieden - nix da: der Holländer schmeißt seinen Zuschauer mit seltsamen Szene unkonventionell gedrehtem Material, und zwischen geistreich und Schund schwebenden Äußerungen nur so zu, ohne einen Augenblick seine stoische Erzählweise zu hintergehen.
Fazit: Ich möchte also hier eine Lanze brechen für ein viel zu früh vergessenes Kunstwerk, bizarre, lebendig gewordene Schauergemälde, von denen man viele nicht vergisst. Visuell meiner Meinung nach einmalig. Es ist wie ein gefühlvollerer Cronenberg oder wie ein weniger notgeiler Ken Russell (wobei ich diese Beiden auch über alles verehre)

Details
Ähnliche Filme