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Laut "filmdienst" will "AIDS - Die schleichende Gefahr" mit der Angst und der Sensationsgeilheit des Zuschauers Kasse machen. Für den Exploitation-Fan und Jäger der verlorenen Videofilm-Schätze klingt das natürlich erst einmal verlockend.

Und tatsächlich hat der Film etwas Erfrischendes, weil man hier mal wieder einen der ganz seltenen Gattung 'deutscher Genrefilm' im Netz hat. Kein Gefühlsgedusel oder Problembewältigungsgelaber, sondern ein Appell an die niederen Instinkte - so muß das sein! Dementsprechend durfte Regisseur Peter Grandl danach auch keinen Film mehr machen, die kurze Hochzeit des Bahnhofskinos Made in Germany war 1985 bereits Geschichte. Über die Hintergründe dieses unterhaltsamen Films ist leider nicht viel zu erfahren, nur TV-Gesicht Nina Cronjäger, die hier eine junge Prostituierte mit AIDS-Angst mimt, hat sich in die Jetztzeit herübergerettet.

Der Film schlägt eigentlich den Bogen zum 70er-Jahre Report-Film, da die Klammer der Handlung eine frühe AIDS-Beratung in einem Münchner Krankenhaus darstellt, wo ein vollbärtiger Müsli den Figuren der einzelnen Episoden halbgare Tipps zur Vermeidung von Geschlechtskrankheiten gibt. In den Episoden geht es um eine Prostituierte, einen Homosexuellen, einen Massenvergewaltiger (oha!) und ein unglückliches Liebespaar mit 50% AIDS.

Durch die Episodenstruktur wird der Film zum Glück nie langweilig und vermittelt in seinen besten Momenten die Aufregung und Ratlosigkeit gegenüber der damals neuen, tödlichen Bedrohung.

Handwerklich ist das ganze ok, es herrscht karger 80er Jahre Neon Minimalismus vor, wobei die Kameraarbeit etwas zu wünschen übrig lässt (Stichwort Schlagschatten und Wackelzooms). Dafür haut die Synthie-Elektromusik von Jochen Zülich voll rein, klingt wie Tangerine Dream in ihren besseren Momenten. Ein Track hat sogar deutschsprachigen Gesang (im Film natürlich gesungen von einer aidskranken Sängerin).

Alles in allem ein interessanter deutscher Exploitationfilm, unterhaltsam, stylisch und schräg.

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