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Ende der 80er/Anfang der 90er waren öfter Charaktere mit Voodoo konfrontiert – im Action- („Predator 2“, „Zum Töten freigegeben“) wie im Horrorgenre („Die Schlange im Regenbogen“, „Angel Heart“) und auch „Das Ritual“ reiht sich in den Kreis dieser Filme ein.
Cal Jamison (Martin Sheen) ist Polizeipsychologe, der Polizisten behandelt, welche mit den Strapazen des Dienstes nicht mehr zu Recht kommen. Durch einen Unfall verliert er seine Frau, weshalb sein Sohn Chris (Harley Cross) das Wichtigste in seinem Leben wird. Die gewaltsam geschrumpfte Familie und der dadurch besonders gestärkte Fürsorgetrieb ist nicht gerade selten in derartigen Gruselfilmen – also alles wie gehabt, aber gut gemacht und wichtig für die Geschichte.
Während Cal und Sohnemann eine neue Wohnung beziehen, ist New York gerade keine gute Zeit: Ein seltsamer Priester kommt am Flughafen an und zwingt den Beamten durch Gedankenkraft dazu, seinen Koffer nicht zu durchsuchen. Außerdem sind schon einige Ritualmorde geschehen. Man sollte vielleicht noch anmerken, dass das okkulte Treiben in „Das Ritual“ zwar nicht Voodoo heißt, aber quasi das Gleiche in der Ausübung ist (Tieropfer, Voodoo-Puppen-artiges Verhexen über persönliche Gegenstände des Opfers usw.).

Als man eine geopferte Kinderleiche findet, soll Cal den dafür zuständigen verdeckten Ermittler, Tom Lopez (Jimmy Smits), behandeln, da dieser in Panik ist. Zwar tappt die Polizei noch im Dunkeln, aber Cal merkt wie gefährlich der Kult ist. Doch das Netz zieht sich zu und er gerät selbst ins Blickfeld der Ritualmörder…
„Das Ritual“ ist ein gut inszenierter Gruselthriller, dem es aber an Tempo mangelt. Vor allem in der Mitte hat der Film einen ziemlichen Hänger und konzentriert sich arg auf das Vater-Sohn-Verhältnis von Cal und Chris. Doch die Familiendramatik wirkt etwas aufgesetzt und nicht komplett überzeugend, auch wenn Martin Sheen hier darstellerisch über jeden Zweifel erhaben ist und das Beste aus dem Drehbuch herausholt.
Dabei ist die Handlung an sich recht spannend erdacht, denn gegen Ende dreht der Film richtig auf. Ein paar sehr überraschende Wendungen und ein dramatisches Finale, das schweißtreibend, aber nicht überzogen gemacht ist. Zudem vermeidet der Film im Gegensatz zu diversen Genrekollegen allzu unglaubwürdige oder unlogische Szenen und auch John Schlesingers Regie bietet keinen Anlass zur Klage. Wäre der Hänger im Mittelfeld nicht dermaßen derbe, könnte man auch von durchgehender Hochspannung reden, aber so muss vor allem das letzte Drittel etwas reißen.

Die Atmosphäre ist schön gruselig, auch wenn der Film wohl niemandem Alpträume bereiten wird. Im Hinblick auf Gewalt hält sich der Film auch angenehm zurück und ist nicht auf Schauwerte aus, auch wenn es die ein oder andere harte Szene gibt (z.B. die finale Fieslingsbeseitigung). Die Effekte sind sehr gut, wobei es hierbei nicht nur um die kleinen Goreeffekte, sondern auch die Voodoo-Zaubereien geht, die sehr gut getrickst sind (vor allem die Spinnenszene).
Martin Sheen trägt den Film ziemlich gut auf seinen Schultern, da sich der Plot sehr auf ihn konzentriert. Doch auch die Nebendarsteller machen einen mehr als zufrieden stellenden Job, wobei vor allem der Voodoo-Priester sehr charismatisch rüberkommt.

Alles in allem ein überdurchschnittlicher Gruselthriller mit schicker Atmosphäre und überzeugendem Hauptdarsteller, aufgrund des langweiligen Mittelteils aber auch nicht wirklich gut.

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