Der Polizeipsychologe Cal Jamison zieht mit seinem kleinen Sohn Chris nach New York, nachdem seine Frau durch einen Stromschlag ums Leben gekommen ist. Dort wird er zu einem mysteriösen Fall hinzugezogen, bei dem ein Polizist durchgedreht am Tatort neben der Leiche eines Kindes vorgefunden wird. Schon schnell verdichten sich die Anzeichen dafür, dass es sich um einen Ritualmord handelt, der etwas mit der voodooähnlichen Santeria-Glaubensgemeinde zu tun hat. Ohne es zu ahnen verstrickt Cal sich selbst wie auch seinen Sohn in das Ritual, das blutige Kinderopfer zurücklässt. Er recherchiert in Spanish Harlem, wo der sektenartige Kult verbreitet ist und gerät an die üblichen Geheimniskrämer, wie man sie aus anderen Filmen mit ähnlicher Thematik kennt. Ansonsten zieht das Drehbuch ein Familiendrama als Handlungsrahmen auf, was in diesem Fall sicher keine besonders gute Idee ist. Denn Martin Sheen in der Hauptrolle wirkt dermaßen uneinheitlich, wenn er den cleveren Psychologen auf der einen Seite und den besorgten Vater auf der anderen Seite mimt, obwohl er immer wieder seine Ausraster hat und obendrein noch den selbsternannten Ermittler zwischendrin spielt, was weniger als gute Charakterzeichnung, denn als vermurkste Figur wirkt. Nett gemacht sind hingegen die Einsprengsel um die Bedeutung des Rituals, die sich durch die Haushälterin in Cals Zuhause ebenso wiederfinden, wie an fast jedem Ort, den er aufsucht. Auch die anderen Polizisten sind von den Einflüssen nicht verschont, nun gut, auch die große Verschwörung, sind wir mal ehrlich, haben wir bei "Die Schlange Im Regenbogen" und vor allem bei "Angel Heart" schon besser gesehen. John Schlesinger, Spezialist für Dramen aller Art, präsentiert mit "Das Ritual" einen routiniert abgedrehten, mainstreamigen Film, der außer solider Unterhaltung nicht viel zu bieten hat, kein großer Wurf wie sein "Der Marathonmann". Seine Version von Voodoo im modernen Amerika spielt mit den üblichen Größen, wie der übermächtigen Glaubensgemeinschaft mit ihren dunklen Machenschaften, und schafft nur selten den Sprung zu einem spannenden Thriller. Leider ist das Meiste einfach vorhersehbar, überzeugen können nur einzelne Fragmente. Etwas verwunderlich ist die Freigabe ab 18 Jahren, da es in diesem Werk eher unblutig zugeht. Ein kleiner, netter Effekt ist, wie die urbane Legende von Spinnen, die unter der Haut brütend ausschlüpfen, hier als Szenario umgesetzt wurde, allerdings kennt man eben auch solche Legenden schon zur Genüge. Ohne allzu viele Peinlichkeiten kommen die exotischen Details bei den Ritualen aus, bemerkenswert ist auch die Darstellung des Voodoo-Priesters Palo (Malick Bowens), der mit seiner Erscheinung für unheimliche Stimmung sorgen kann, während die bekannteren Hauptdarsteller mit ihren Rollen ein wenig unterfordert wirken, Martin Sheen sogar recht hölzern. Je mehr sich die Story entfaltet, desto mehr ist alles so, wie es immer ist, Freunde des Happy Ends können sich absehbar über anderthalb Stunden darauf freuen. Jedenfalls fast.
Fazit: Der übliche Budenzauber, der einmal im Fernsehen gesehen reicht. Ansonsten kratzt das nicht im entferntesten an den um Klassen besseren "Angel Heart". 4/10 Punkten