Review

Forrester – Gefunden

Nachdem meine Freundin mich mit den Worten: „Der ist sooooo schön!“ breitgeschlagen hatten, guckte ich mir Anfangs missmutig, am Ende aber einigermaßen verzückt „Forrester – Gefunden“ an. Dieser Film operiert mit gängigen Hollywoodklischees und melkt am Ende doch arg die Tränendrüsen, ist aber dank großartiger Darstellerleistungen und originellen Dialogen sehr sehenswert. Insgesamt ist Gus van Sant eine gelungene Variation seines Films „Good Will Hunting“ (1997) gelungen.
Erzählt wird die Geschichte von Jamal Wallace (Rob Brown) einem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der in der Bronx in New York aufwächst. Neben Basketball gehört seine große Leidenschaft der Schriftstellerei. Zufällig begegnet er den verschollenen geglaubten Autoren William Forrester (Sean Connery), der sein Talent erkennt und ihn fördert. Als Jamal auf eine Eliteschule versetzt wird, sieht man dort seiner Begabung eher misstrauisch als anerkennend entgegen. Die Freundschaft zu William Forrester leistet dabei einerseits große Hilfe, bringt ihn aber alsbald in Schwierigkeiten und wird auf eine harte Probe gestellt. Hinzu gesellen sich eine zarte Liebe, ein missgünstiger Collegeprofessor, verschmähte Freunde und seine zweite Leidenschaft Basketball...
Na gut, der zunehmend komplexer werdende Geschichte hätte hier oder da eine kleine Ellipse nicht geschadet und die Parallelen zu „Good Will Hunting“ (1997) sind offensichtlicht. Ein Underdog aus ärmlichsten Verhältnissen ist mit unglaublichen Talent gesegnet, darf arrogante Menschen intellektuell in die Knie zwingen, schließt Freundschaft mit einem kauzigen Gelehrten und macht seinen Weg schließlich allen Widrigkeiten zum Trotz. Diese Versatzstücke steigert Gus van Sant bei „Forrester – Gefunden“ ins Extreme. Aus Mathe wird massenkompatiblere Schriftstellerei, aus dem raufsüchtigen Underdog, wird ein schwarzes Ghettokid aus ärmlichsten Verhältnissen, aus dem kauzigen Professor ein einsiedlerischer Menschenfeind. Van Sant scheut dabei weder die Klischees vom guten Schwarzen und rassistischen Weißen, von verbitterten Professoren und der „ vom-Tellerwäscher-zum- Millionär-Story“, noch die Tränendrüse der Zuschauer. „Forrester – Gefunden“ ist formvollendetes Gefühlskino, mit einem grandiosen Ensemble. Stilisierter als „Good Will Hunting“ (1997) und deutlich gefühlsduseliger. Man könnte dem Regisseur daher Plagiatismus (vgl. seine Version von Psycho) und Hollywoodkitsch vorwerfen, verzeiht ihm unterm Strich jedoch alle offensichtlichen Bauernfängertricks, da er seine Geschichte und deren Erzählstränge sehr virtuos verwebt und beinahe märchenhaft präsentiert.
Richtig sehenswert machen diesen Film allerdings in erster Linie die grandiosen Schauspielerleistungen des Debütanten Rob Brown in seiner Rolle sieht man einfach gerne zu. Er schafft spielend und völlig glaubwürdig den Spagat zwischen halbstarken Ghettokid und pubertierenden Schriftstellergenie. Verblüffend, angesichts der Tatsache, dass er erst in letzter Minute gecastet worden ist und vorher keinerlei Schauspielerfahrung besaß. Auch Altmeister Sean Connery gibt eine Glanzvorstellung als verbitterter Schriftsteller, der als William Forrester den Tod seines Bruders zum Anlass für totalitäre Menschverachtung genommen hat und sein Dasein als Einsiedler fristet. Selbst der Rapper Busta Rhymes, der Jamals gutherzigen, aber heruntergekommenen Bruder mimt und wohl als Zugeständnis an die schwarze Zielgruppe engagiert worden ist, fällt unter van Sants differenzierter Regie nicht wirklich negativ auf.
Da beheult man dann auch guten Gewissens das äußerst rührselige Ende und bildet sich ein, dass dies die einzig logische Konsequenz des Films sein muss. Und wenn man denkt,schon alles gesehen zu haben, wird man am Ende des Films noch mal mit einem gransiosen Cameo und der schönsten Version von „Somewhere over the Rainbow“ überrascht.

Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die Darstellerleistung von Rob Brown und Sean Connery

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