Ende der 1980er machte sich das politische Tauwetter zwischen den Blockmächten im Zeichen von Glasnost und Perestroika bemerkbar. Während Filme wie „Rambo III“, die alte Feindbilder pflegten, schnell von der Realität eingeholt wurden, fing Andrew Davis das politische Klima mit „Die Killer-Brigade“ besser ein und brachte den Film noch vor der offiziellen Auflösung der Sowjetunion in die Kinos.
Anno 1989 war die Angst vor einem Atomkrieg der Blockmächte zwar schon wesentlich geringer, aber immer noch Teil des öffentlichen Gedächtnis, weshalb die Prämisse von „The Package“, wie der Film im Original heißt, durchaus Zunder hat: Es treffen sich amerikanische und sowjetische Staatsmänner um einen Plan für atomare Abrüstung zu beschließen und das in jener Stadt, die den Kalten Krieg so sehr verkörpert wie keine andere, nämlich das geteilte Berlin. Dort soll unter anderem Sergeant Johnny Gallagher (Gene Hackman) für die Sicherheit aller Beteiligten sorgen, doch es kommt zu einem Zwischenfall: Zwei vermeintliche Spaziergänger, die Gallaghers Truppe aufgreift, entpuppen sich als Terroristen, die von der Berliner Polizei nicht richtig kontrolliert werden, schnell wieder freikommen und dabei einen amerikanischen General ermorden.
Zur Strafe wird Gallagher von dem wenig sympathischen Colonel Glen Whitacre (John Heard) für eine undankbare Aufgabe abgezogen: Er soll ein „Paket“ (daher auch der Originaltitel) in die USA bringen, genauer gesagt den undisziplinierten Soldaten Walter Henke (Tommy Lee Jones), dem dort der Prozess gemacht werden soll. Doch am Flughafen angekommen wird Gallagher bei einer Schlägerei bewusstlos gehauen, wonach Henke entkommt. Was Gallagher schon seltsam vorkommt, ist für den Zuschauer bereits Gewissheit: Militärs auf beiden Seiten arbeiten gegen den Friedensvertrag an, federführend Whitacre, wodurch schon klar ist, dass Henkes Entkommen geplant war.
Bei diesem handelt es sich nämlich um Thomas Boyette, Killer in Staatsdiensten. Gallagher sucht nach seinem Gefangenen und nach Antworten, gemeinsam mit seiner ebenfalls als Offizier tätigen Ex-Frau Eileen (Joanna Cassidy). Die Verschwörer sehen das natürlich nicht gern und hängen Gallagher einen Mord an um ihn kalt zu stellen…
„Die Killer-Brigade“ hat einen klaren Schönheitsfehler: Nämlich den, dass Identität und Vorhaben der Verschwörer von Anfang an auf dem Tisch liegen. Mit diesem Wissensvorsprung nimmt der Film den Recherchen seines Helden an Brisanz, da er nach und nach das zusammenreimt, was der Zuschauer eh schon weiß, was nur noch begrenzt spannend ist. Immerhin gibt sich der Film bei dieser Offenheit Mühe in der Darstellung der Vorgehensweise der Bösewichte: Während Boyette als Scharfschütze einen der Staatsmänner bei der Promotour des US-Präsidenten und des russischen Generalsekretärs erschießen soll, wird der echte Walter Henke (Kevin Crowley) wird mit einem fadenscheinigen Undercover-Auftrag zu einer Neonazi-Truppe am Attentatsort geschickt. Er soll diese angeblich infiltrieren, während Strohmänner ihn als Sündenbock aufbauen, dem man die Tat später anhängen will. Ein Motiv, das an Verschwörungstheorien bezüglich der Kennedy-Ermordung erinnert, denen zufolge der Ex-Marine Lee Harvey Oswald auch nur ein reingelegter Sündenbock war.
Insgesamt ist der Film tatsächlich bei seinen Einblicken in diese Maschinerie am interessanten, außer vielleicht noch bei der kurzen Interaktion von Gallagher und Boyette. Denn die autoritätsaversen Soldatenrüpel entdecken einige Gemeinsamkeiten, auch wenn sie auf verschiedenen Seiten stehen. Doch der Film läuft nie auf ein wirkliches Duell hinaus, lässt Boyette einfach Werkzeug der Verschwörer bleiben und beschäftigt sich vor allem mit Gallagher. Nur sind dessen Recherchen aus genannten Gründen nur begrenzt spannend, während die privaten Subplots um die Wiedererlangung der Gunst der Ex-Frau nicht so richtig ausgearbeitet werden. Immerhin sorgt Davis immer wieder für spannende Momente, wenn die Verschwörer die Schlinge immer weiter um Gallaghers Hals zuziehen, Zeugen ermorden und ihm die Strafverfolgungsbehörden auf den Hals hetzen, die sonst seine Ansprechpartner wären.
Obwohl häufig als Actionregisseur tätig, hält sich Andrew Davis mit Schauwerten zurück. Der Beginn garniert die Ermordung eines Generals, der bei der Verschwörung nicht mitziehen will, mit einem gelungenen Shoot-Out, das auch Plotrelevanz hat (siehe Gallaghers Strafaufgabe). Ansonsten stehen ein paar Morde, eine Schießerei in einem Café und der Showdown auf dem Plan, bei dem Gallagher gegen die Zeit hetzt um das Attentat zu verhindern. Das ist alles gewohnt versiert von Davis in Szene gesetzt und sorgt für kleine Höhepunkte, ist aber eben nicht Hauptanliegen dieses Politthrillers.
Verlässlich, aber nicht überragend tritt dazu Gene Hackman in seiner Standardrolle des rechtschaffenen wie antiautoritären Raubeins auf, was er ja im Schlaf beherrscht. Verschenkt dagegen ist Tommy Lee Jones, der zwar hin und wieder sein Charisma zeigt, wenn er gegen jede Form von Autorität auflehnt, aber kaum etwas zu tun bekommt. Da ist John Heard in seiner als berechnender Planer der wesentlich stärkere Antagonist, während Joanna Cassidy kaum etwas aus ihrer Rolle als weibliches Anhängsel Hackmans machen kann, egal wie tough ihre Figur auf dem Papier sein soll. Dafür gibt es eine ganze Gruppe markanter, talentierter und bekannter Nebendarsteller zu bewundern, die den Film aufwerten: Dennis Franz mal wieder als bärbeißiger Bulle, Pam Grier als hilfsbereite Armee-Kollegin im Aktenraum, Chelcie Ross als Mitverschwörer und Reni Santoni als Lieutenant bei der Polizei.
Mit dieser Besetzung, seinen kurzen, aber markigen Actionszenen und der brisanten Prämisse hätte eigentlich mehr drin sein müssen als der solide, aber nie herausragende Politactionthriller, der „Die Killer-Brigade“ letztendlich ist. Da das Script aber viel zu früh die Karten auf den Tisch legt und die Ermittlungen des Helden dadurch ihrer Spannung beraubt werden, verspielen Andrew Davis und Drehbuchautor John Bishop leider reichlich Potential.