Review

Bei "Funny Games" handelt es sich meiner Meinung nach nicht um einen Thriller, sondern um ein Lehrstück im Brechtschen Sinne: Der Regisseur unterstellt dem Zuschauer bestimmte Erwartungshaltungen für das Thriller-Genre, und bemüht sich in diesem Film darum, alle Erwartungen konsequent zu enttäuschen, und uns so etwas über unser Konsumverhalten und unsere Verrohung durch gewalttätige amerikanische Filme & TV beizubringen.
So wird von Anfang an keinerlei Versuch unternommen, die "Opfer" irgendwie sympathisch zu machen oder als Identifikationsfiguren aufzubauen (Jeder reale Familienvater, der sich mit seiner Familie in einer ähnlichen Situation wiederfindet, würde hoffentlich "etwas" mehr Tatkraft an den Tag legen, anstatt stundenlang wegen eines gebrochenen Oberschenkels wimmernd in der Ecke zu liegen). Endlose statische Kameraeinstellungen verhindern den Aufbau "konventioneller" Spannung und rücken den Film in die Nähe einer Theateraufführung. Gewalttaten werden in der Regel nicht gezeigt (was die FSK 18 Freigabe für mich völlig unverständlich macht). Zwischendurch gibt es einige peinliche "Beavis & Butthead"-Momente der jungen "Täter", die hoffentlich nicht andeuten sollen, daß diese durch den Konsum amerikanischen Fernsehens verroht wurden oder psychisch krank geworden sind (wäre doch wirklich zu albern)...
Wie eigentlich alle Lehrstücke fand ich diesen Film in erster Linie unendlich langweilig, obwohl die schauspielerischen Leistungen durchweg hervorragend sind. Schockierend ist "Funny Games" jedoch höchstens für Leute, die die Gewaltdarstellung im "Tatort" schon für grenzwertig halten. Einziger Lichtblick waren für mich die ausgesprochen unterhaltsamen Dialoge der beiden "Täter", das Schicksal der Familie hat mich dagegen zu keinem Zeitpunkt wirklich interessiert, dazu war alles viel zu distanziert inszeniert.

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