Review

Den Inhalt kann man der Filmbeschreibung entnehmen. Ich versuche möglichst wenige Storytragende Elemente zu verraten! Was ich schreibe soll niemandem den Filmgenuss zerstören. Teilweise gibt es einzelne Szenen die ich näher beschrieben habe welche aber meiner Meinung nach nicht Spoilern. Also viel Spaß.


Michael Haneke, das ist ein Mann der sein Fach wirklich gut versteht und zu begeistern weiss. Ich würde Filme wie Die Klavierspielerin, Caché oder eben Funny Games als Drama bezeichnen. Dennoch sind es äußerst brutale Filme. Die meisten seiner Filme werden gleichermaßen gehasst und geliebt. Doch in einer Sache kann man sich einig sein. Seine Filme sind anders.

Sein meiner Ansicht nach bester Film ist Funny Games. Mit Ulrich Mühe hat er einen großartigen Schauspieler in seinen Reihen welcher ebenfalls in der Kafka Verfilmung ,,Das Schloss" mitspielt. Er verkörpert den reichen Vater Georg wirklich auffallend gut. Seine von Susanne Lothar verkörperte Filmfrau Anna mimt ihren Part ähnlich perfekt. Die Authentik rührt wahrscheinlich daher, dass Ulrich Mühe und Susanne Lothar auch in der nichtfiktionalen Welt verheiratet waren. Mit diesem Vorwissen wohnt dem Film eine bedrückendere Aura inne, da die Gefühle und Emotionen dermaßen überzeugen.

Dem Film merkt man an, dass eine geschulte Hand mit Wurzeln des Theaters Regie geführt hat. Während direkte Gewaltszenen sowie Splattereffekte nur bedingt bis fast gar nicht auftreten, setzt Herr Haneke auf die Fantasie der Zuschauer. Er schafft, dass man sich unwohl fühlt wenn mann sich den Film ansieht. Teilweise empfindet man ein Gefühlseinerlei aus Ekel und Abscheu. Vergebens wartet man auf Auflockerung. Und sobald sich ein trügerisches Gefühl von Sicherheit einstellt, geht der Horror von vorne Los. Nahe Aufnahmen von Gesichtern zeigen die Emotionen der Protagonisten detailreich. Und dieses Mittel wird oft verwendet. Auf der einen Seite die Eltern mit ihrem kleinen Sohn ,,Schorschi". Auf der anderen Seite Peter und Paul. Auf der einen Seite die hilflosen, ängstlichen und schwachen Personen während auf der anderen Seite die beiden psychopathisch wirkenden jungen Männer sitzen. Der Wechsel der Kamera zwischen beiden Seiten lässt einen immer wieder den extremen Kontrast zwischen Macht und Ohnmacht erkennen. Während sich Schorschi versucht sich in die schützenden Arme seiner Eltern zu retten sieht man das Lächeln von Paul wie er mit gewählter Wortwahl von seinem durchtrainierten Körper erzählt. Interessant und stimmungsfördernd sind ausserdem Szenen in welchen die Familie abwechselnd einzelnd gefilmt wird während man im Hintergrund ihre Peiniger reden hört. So wirken dessen Wörte bedrohlicher und fast shcon hypnotisch.

Unvergesslich bleibt eine mehrere Minuten andauernde Szene in der Plot-technisch eigentlich nichts passiert. Doch dieses ,,Eigentlich" wirkt erdrückend. Man sieht Anna ( S. Lothar ) wie sie regungslos mit starrem Blick auf der Couch sitzt. Der Fernseher dröhnt. Irgendwann hüpft sie, da sie noch an Händen und Beinen gefesselt ist, zum Fernseher und schaltet ihn aus. Danach kämpft sie sich aus dem Wohnzimmer. Die Kamera verfolgt ihren Weg und bleibt auf Höhe vom sitzenden Georg stehen. Während Anna für einige Zeit dem Zimmer fern bleibt, ist die Konzentration nur auf ihren Mann gerichtet. Anfangs hält er inne. Doch schon kurze Zeit darauf holt ihn alles zuvor passierte ein. Er fängt an zu weinen, schreien und schluchzen. Es geht einem nicht nur ans Herz sondern vor allem in Mark und Bein wo es auch länger bleiben wird. Glücklicherweise erlöst Haneke den Zuschauer indem Anna, diesmal Fessellos, das Zimmer betritt um ihren Mann zu trösten. Doch die extreme Szene möchte nicht enden. Und das ist gut so. Denn während Georgs Frau versucht ihn zu trösten findet sie nur selten passende Worte. So wie diese gewaltige Szene anfängt endet sie auch. Still.
Ich habe versucht eben diesen Part kurz zu beschreiben, da er Stellvertretend für den ganzen Film stehen kann.Ohnmacht, Trauer und Angst sind die Stichworte.
Eigentlich bräuchte man dafür einige Zeilen mehr doch ich hoffe ihr könnt euch ein kleines Bild davon machen wie hoch das Können ist welches dem Zuschauer geboten wird.

Das Elefantenschwere Stimmungsbad wird am Ende durch einen ,,Aha- Effekt" noch einmal eiskalt überrollt und entsteht potenziert neu. Es gibt keine Antwort. Aber die ist verdammt gut!


Danke für das Lesen meines Reviews! Funny Games hat die 10/10 wirklich verdient . Gerade für ernste Filme gebe ich selten eine so hohe Punktzahl, da ich sie mir viel kritischer ansehe. Also eine ganz klare Kauf/Leih Empfehlung also. Ich empfehle aber dringen die ungeschnittene Version.

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