Review

Funny Games Hoppla, da denkt man so gemeinhin, dass man im leicht fortgeschrittenen Alter schon alles gesehen hat und dann das. Was hat man sich nicht schon für Horrorfilme angeschaut, teilweise sogar acht oder zehn Teile. Ab der Mitte der Filme hätte man ausmachen können, da man eh wusste, wie sie enden. Und Psychothriller, alles bekannt und tausendmal wieder aufgekocht und da wieder ne Wendung oder ein kleiner Schockeffekt. Okay, ab und an ist man mal kurz erschrocken und fertig. Sobald man den Saal verlassen hat oder den Player ausgemacht hat, war der Film – bis auf wenige Ausnahmen – aus dem Kopf. Funny Games ist da etwas anders, egal ob man dieses Werk gut findet oder nicht, es bleibt eine ganze Weile im Kopf und das ist nicht gerade angenehm.  

Der österreichische Filmemacher Haneke, der in seinem Land nicht ganz unumstritten ist, serviert uns hier ganz harte Kost. Wenn man sich auf sein Spiel einlässt, bekommt man einen Psychoterror der noch tagelang für Diskussionsstoff sorgen wird. Lässt man sich nicht darauf ein, findet man den Film vielleicht langweilig und will Erklärungen, Motive. Es handelt sich aber hier nicht um einen Tatort der ARD, sondern um ein Stück Psychoterror der realistischen Sorte. 

Zum Inhalt: 

Die gutbürgerliche Familie: Mann, Frau, Sohn und Hund begibt sich in ein Ferienhaus am See. Dort haben sie auch Freunde, die ebenfalls Urlaub machen. Bei einem befreundeten Paar sehen sie zwei junge Männer, die sich später auch bei ihnen als Peter und Paul vorstellen. Später kommt einer von Ihnen zu der Frau und möchte ein paar Eier ausleihen. Es kommt zum Streit, da der junge Mann partout das Haus nicht mehr verlassen will. Ganz im Gegenteil sein Partner kommt auch noch hinzu, der Terror kann beginnen.  

Die Opfer in diesem Film sind eben nicht die vollbusigen, kreischenden, austauschbaren Teenies oder dumpfbackigen Suffköppe, sondern eine ganz normale Familie. Das macht die Sache recht intensiv, da sie ja auch noch aus dem deutschsprachigen Raum kommen und daher alles noch viel realter wirkt. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend, allen voran die Eltern: Der vor kurzem leider verstorbene Ulrich Mühe (Georg) und Susanne Lothar (Anna), aber auch der kleine Sohn (dem man hoffentlich ein bißchen drumherum erklärt hat). 

Arno Frisch (Paul) und Frank Giering (Peter) geben die Psychopathen, die wohl erzogenen Jünglinge. 

Durch die fast durchgehend höfliche, ja fast zuvorkommende Ausdrucksweise der Peiniger ist die Atmosphäre fast erdrückend. Es fällt einem nicht schwer, Partei zu ergreifen, man fiebert mit der Familie mit, möchte, dass sie da rauskommen. Dies macht sich Regisseur Michael Haneke zunutze. Er treibt dies förmlich auf die Spitze, indem er den Zuschauer wie aus heiterem Himmel miteinbezieht. Nicht als Mittäter, das würde zu weit gehen, aber als Voyeur. Wie Haneke das macht, soll hier nicht erläutert werden, da es dem Film einen Schlüsselreiz rauben würde.  

Selbstredend setzt Haneke nicht auf körperliche Gewalt, das wäre viel zu plump. Es ist sowieso viel schlimmer, das Gesicht der Frau zu zeigen, wenn dem Mann etwas passiert. Vom Kinde ganz zu schweigen.  

Einziger Kritikpunkt ist, dass ein zwei Szenen etwas zu lange geraten sind.  

Haneke dreht(e) ein Remake seines eigenen Films mit Naomi Watts (The Ring, King Kong, Mulholland Drive) und Tim Roth (Harlem NYC, Pulp Fiction, Unter Brüdern). Das sind zwar zwei klasse Schauspieler, aber die Wirkung wird der Film sicher nicht haben, aber vielleicht im Ausland.  Ein Meisterwerk, wenn man sich auf das (lustige) Spiel einlässt. Aber definitiv nichts für schwache Nerven (und ich gehe mit diesem Allerwelts-Review-Satz wirklich sehr sparsam um).

Viel Spaß 9/10

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