Michael Haneke thematisiert in seinen Film meist Gewalt und „Funny Games“ ist sicherlich der am häufigsten genannte Film, wenn der Name des Regisseurs fällt.
Eine wohlhabende Kleinfamilie (Vater, Mutter, Sohn) fährt zu ihrem Ferienhaus am See, um einige schöne Tage zu verbringen. Die Nachbarn haben unbekannte Gäste, die kurz darauf vorbeischauen, um ein paar Eier zu borgen. Doch kurz darauf bröckelt die Fassade: Die beiden sind psychopathische Gewalttäter, welche die Familie gefangen nehmen und sadistische Spiele mit ihnen spielen...
„Funny Games“ ist als nüchterne Gewaltstudie gedacht und will nicht unterhalten. Stattdessen folgt der Film den Spielen der Kidnapper, welche für die Familie aber alles andere als funny sind. Bei Gewalt wird nur selten draufgehalten, oft auch weggeblendet, damit „Funny Games“ nicht als Gewaltunterhaltung missverstanden wird, was schon mal ein sehr löbliches Unterfangen ist.
So ist es die Hauptintention von „Funny Games“ die Funktionsweise von Mediengewalt aufzuzeigen. Die Killer reden mit dem Publikum, verweigern sich konsequent jedem Motiv, machen sich sogar lustig über jedweden Erklärungsversuch. Selbst die Frage nach traditionellen Gut-Böse-Schemata wird gestellt: Der Zuschauer identifiziert sich mit den Opfern, aber will er nicht auch die Gewalttäter sehen, weil es sonst keine Handlung/Unterhaltung gäbe? Besonders bekannt ist natürlich die Fernbedienungsszene gegen Ende, die durchaus wirkt, aber landläufig doch etwas überwertet wird.
Leider kann „Funny Games“ aber nicht komplett überzeugen, denn er ist einfach zu unkonkret. Es mag ja ein Kunstkniff des Regisseurs sein komplett auf eine Stellungnahme zu verzichten, doch daran strauchelt „Funny Games“: Das bloße Aufzeigen wie Mediengewalt funktioniert an drei, vier Stellen ist einfach zu wenig. Zu dem Thema, ob Mediengewalt gut oder schlecht ist, Einfluss hat oder keinen, fehlt „Funny Games“ jedwede Position, wodurch der unkonkret wirkt und einen auch etwas kalt lässt. Zudem sind viele Andeutungen auch zweifelhaft: Einer der Kidnapper meint, der Zuschauer wolle die Chose doch zuende sehen. Doch will man das wirklich? Schließlich handelt es sich hier nicht um Gewalt in einem Thriller- oder Horrorkontext, wo es schlicht Stilmittel des Genres ist und ein Happy End meist garantiert.
Zum anderen wirken viele Stilmittel etwas zu gewollt: Wenn „Funny Games“ Befreiungsversuche in minutenlangen Einstellungen bebildert, mag das anfangs ja noch eine interessante Idee sein – doch spätestens bei der dritten Szene dieser Art wirkt es ideenlos. Außerdem verlässt sich der Film arg auf ausgetretene Klischees, vom leeren Handyakku bis zu der Tatsache, dass eine flüchtende Person grundsätzlich das falsche Auto anhält.
Darstellerisch funktioniert Hanekes Projekt dann doch, sowohl die Familie als auch die Gewalttäter sehen wie Leute von nebenan aus, spielen recht realistisch, sodass durchaus der Eindruck entsteht, es könne überall passieren.
„Funny Games“ mag die Funktionsweise von Mediengewalt an mehreren Stellen aufzeigen und durchaus zu Diskussionen anregen, aber mich persönlich lässt der Film weitestgehend kalt. Vielleicht kann man an diese Art Film nur sehr subjektiv herangehen, doch mir war „Funny Games“ zu unkonkret und zu wirkungsarm, um als wirklich große Gewaltstudie durchzugehen.