Eine Familie fährt in ihr österreichisches Ferienhaus, das idyllisch am See gelegen ist. Nach kurzer Zeit kommt der junge Peter zur Tür herein und auch sein Freund Paul ist nicht weit. Unter fadenscheinigen Vorwänden verschaffen sie sich Einlass bei der bürgerlichen Familie. Anfangs scheinen die beiden noch höflich und wohl erzogen, doch durch ihre Penetranz werden sie der Mutter Anna und auch dem Vater Georg schnell unheimlich. Ehe sie die Situation begreifen, befindet sich die Familie als Geiseln in der Gewalt der beiden jungen Männer, die so unscheinbar wirkten. Sie bieten alle möglichen und unmöglichen Motive an, machen sich über das flehentliche Bitten um Verschonung noch lustig, dadurch ist die Unberechenbarkeit auch für den Zuschauer nachvollziehbar. Makabere Spiele dienen den beiden als Unterhaltung, wenn sie z.B. mit den Opfern wetten, ob diese in 12 Stunden noch leben. Da wird indes dem kleinen Kind ein Sack über den Kopf gezogen und der Vater muss die Mutter bitten, sich nackt auszuziehen, um das Kind zu schützen. Erniedrigend und bösartig geben sich Arno Frisch und Frank Giering, die hervorragend mit guten Manieren für unterhaltsamen Schrecken sorgen. Das Drehbuch arbeitet mit Aktion und Reaktion aus der Sicht der Geiselnehmer, die ihr Verhalten immer für sich wieder legitimieren können. Anders als in etwaigen Pendants sind die Übeltäter keine vor sich her stammelnden oder maskierten Killer, sondern smarte Jungs im weißen Golferdress, verquere Sunnyboys fast wie in "American Psycho". Dramaturgisch baut Michael Haneke seinen Thriller sehr geschickt auf, der Spannungsbogen ähnelt dem vom Terrorklassiker "Ich Spuck Auf Dein Grab", nur mit einer anderen Art von Gewalt. Die ist übrigens nicht grafisch ausgeschlachtet, was "Funny Games" nicht schmälert, denn auch in diesem Bereich mag zwar der Gorehound jammern, der hier z.B. um einen netten Kindermord gebracht wird, doch gerade die gute Kamera nutzt die Brutalität im Off in Verbindung mit dem gezeigten Psychoterror. Was anfangs noch sehr amüsant begann, mausert sich zu einem bedrückendem Drama, das allerdings dann überraschend nicht ganz den schwarzen Humor verliert, wenn die Schauspieler plötzlich scheinbar mit dem Zuschauer interagieren. Trotzdem verwundert es kaum, das trotz fehlender Kunsblutszenen das Rating weltweit oben angesiedelt wurde, in Hongkong Cat 3 spricht wohl Bände. Hervorzuheben sind noch die exzellenten Schauspieler und der spärlich eingesetzte Soundtrack, der neben Klassik von Mozart ein paar Stücke vom Aushängeschild des Noise-Rock: John Zorn bietet. Ohne viel Schnickschnack, aber mit einer geradlinigen Story und sauberer Regie kommt diese TV-Produktion mit sehr wenig aus, um einen bemerkenswerten österreichischen Thriller zu schaffen. Den Betrachter wird das Gezeigte kaum kalt lassen, denn zwangsläufig wird er in das Geschehen miteinbezogen, ohne die typischen Erwartungen zu befriedigen. Statt dessen bekommt der unerschrockene Couchpotatoe die sperrrige Quittung als Selbstreflexion verbraten.
Fazit: Fesselndes Gemisch aus bösartigem Thriller und rabenschwarzer Komödie. Für den reinen Konsumenten sicher zu unbequem, für Aufgeweckte umso interessanter. 8/10 Punkten