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Es gibt sie also doch noch! Die guten Seagal-Filme. Viele davon gibt es zugegebenermaßen nicht. Denn bis auf "Zum Töten freigegeben" und die "Under Siege"-Streifen konnte mich Steven Seagal (Einsame Entscheidung) bisher recht wenig mit seinen Produkten überzeugen. Dass ich kein Bewunderer Seagals bin, muss dennoch nicht zwangsläufig heißen, dass ich jeden seiner Filme verteufle. Immerhin steht der Name Seagal für harte, kompromisslose, knochenbrechende Action - aber auch für übertriebenes Angebergetue und Machoallüren. Von diesem bekommt man in Seagals erster und bisher letzten Regiearbeit "On Deadly Ground" glücklicherweise recht wenig geboten. Auch Seagals Öko-Mission stört hier noch nicht so stark wie in "The Patriot".

In Alaska kommt Sprengstoff-Experte Forrest Taft (Steven Seagal) dahinter, dass Ölbaron Jennings (Michael Caine) mit seiner Firma einen gnadenlosen Raubbau betreibt, der die Umwelt massiv schädigt. Als Taft Nachforschungen anstellt, wird ein Attentat auf ihn verübt. Der Schwerverletzte wird von Eskimos gesund gepflegt, verliebt sich in Häuptlingstochter Masu (Joan Chen) und zieht gegen die Ölfirma in den Kampf...

Das anfängliche Angebergehabe Seagals in einer Kneipe stört zwar etwas, kommt aber im weiteren Filmverlauf kaum noch vor. Ansonsten mimt Seagal mal wieder den Ex-Elitekämpfer, was man inzwischen so gut wie in jedem zweiten Streifen von ihm geboten bekommt. Auf andere Charaktere kann sich der Mann anscheinend nicht auslegen. Allerdings kennt Seagal sich selber am besten und weiß so auch, wie er sich in Szene zu setzen hat. Dementsprechend wickelt er seine Rolle solide ab, auch wenn sein Charakter auch hier nur ein Abziehbild bleibt. Einen Anteil daran, dass "On Deadly Ground" zu den besseren Seagal-Streifen gehört, trägt auch Charaktermime Michael Caine (Batman Begins), der das profitgeile Arschloch mimen darf, auch wenn er nicht frei von Klischees bleibt. Am besten hat mir da noch seine scheinheilige Werbespot-Performance gefallen. Als des Oberschurkens rechte Hand sehen wir "Scrubs"-Doc John C. McGinley (The Rock), der seinen Job recht passabel über die Bühne ziehen kann. Als Love Interest haben wir dann Joan Chen (Judge Dredd), die in Ordnung geht, aber nicht herausragend agiert. Schließlich bleibt noch R. Lee Ermey (Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre) als Söldneranführer.

Die Action von "On Deadly Ground" überwiegt zwar nicht, ist dafür aber ordentlich und mit einem schönen Härtegrad in Szene gesetzt worden. Seagal darf mal wieder die 45er sowie die Schrotpuste sprechen lassen, die er in den meisten seiner Filme einsetzt. Das sorgt dann auch für ein paar knackigblutige Shoot-Outs. Desweiteren zieht unser Zöpfchen-Rambo seine altbekannte Aikido-Nummer ab, was für gehörige Knochenschäden sorgt. Zudem werden hier einige der Söldner in der Wald-Sequenz in bester Rambo-Manier abserviert, was ein bisschen Abwechslung ins Spiel bringt. Aufgrund der Sprengkenntnisse von Seagals lokalem Charakter finden auch einige schön inszinierte Explosionen statt. Steht die Action von "On Deadly Ground" eindeutig auf der Plusseite, so gibt es Abzüge für die Handlung. Am auffallendsten wird das bei Tafts Eskimo-Aufenthalt und dem dazugehörigen Inuit-Hokuspokus, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Das wirkt alles einfach nur peinlich und auch irgendwie deplatziert in einem Actioner. Außerdem gibt es dann gegen Ende noch eine Öko-Rede des Zöpfchen-Rambos, die etwas gestellt wirkt. Dass Seagal sich für die Umwelt einsetzen will, dagegen habe ich nun wirklich nichts. Gut, dass in einem Actionfilm auch mal ernsthaftere Themen angesprochen werden. Jedoch kommt die Rede dann mit unerfüllbaren Forderungen daher, dass man sie wenig ernst nehmen kann. Greenpeace-Aktivisten mögen hier noch eine Beule in der Hose bekommen, doch hätte man die Rede ein wenig realistischer schreiben und nicht so mit dem Holzhammer servieren sollen. Vielleicht wäre dann die Botschaft verständlicher rübergekommen. Zusammen mit dem Eskimo-Hokuspokus und Seagals anfänglichen Angeberallüren in der Kneipe schmälert diese Rede das Vergnügen, fällt aber nicht so sehr ins Gewicht wie Tafts Besuch bei den Inuits. Der Score geht auch noch einigermaßen in Ordnung. Spannung ist nur wenig vorhanden, wenngleich "On Deadly Ground" gut unterhalten kann.

Alles in allem macht das "On Deadly Ground" zu einem guten Öko-Actioner aus dem Hause Seagal, der bei weitem nicht so mies geraten ist wie "The Patriot" oder "Fire Down Below" und weniger Angebergehabe nötig hat als "Deadly Revenge" oder "Hard to Kill". Somit kann sich der Film mühelos in die kurze Reihe der guten Seagal-Filme wie "Under Siege 1 + 2" und "Zum Töten freigegeben" eingliedern.

Und denkt dran: "Immer schön den Müll trennen!"

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