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Die Unruhe unter den Schülern und Schülerinnen der Hope Hill High School nimmt langsam aber stetig zu, steht doch die unvermeidliche Konfrontation mit den Rabauken der Yagyu High School unmittelbar bevor. Zweimal im Jahr fällt die Yagyu-Gang wie ein Hornissenschwarm über die friedliche Schule her, nach dem Motto: Her mit dem Schutzgeld, sonst gibt es Saures! Um sich eine gehörige Abreibung zu ersparen, wurde das Schutzgeld bislang brav bezahlt. Nun aber regt sich Widerstand. Einigen Schülern geht es gegen den Strich, ihr hart Erspartes so mir nichts dir nichts abzuliefern, und eine Schülerin hat sogar die - vielleicht - rettende Idee. Warum nicht jemanden anheuern, der an ihrer Stelle den Kampf gegen die Rowdys aufnimmt? Gesagt, getan. Bei den engagierten "Söldnern" handelt es sich allesamt um kampferprobte Mädchen, und tatsächlich führt deren Strategie zum Erfolg. Der überraschenden und gut geplanten Gegenwehr (Stichwort: Guerilla-Taktik) haben die Angreifer nichts entgegenzusetzen, woraufhin sie wie geprügelte Hunde das Weite suchen. Der ersten Euphorie über den leicht errungenen Sieg folgt jedoch bald Ernüchterung, denn die Yagyu-Gang denkt nicht ans Aufgeben und schlägt brutal zurück.

Kriegsschauplatz Schule. V Madonna: daisenso ist eine Art Teenie-Action-Variante von Akira Kurosawas Shichinin no samurai (Die sieben Samurai, 1954), verlagert ins moderne High-School-Milieu. Besonders realistisch ist der Streifen allerdings nicht; fast könnte man denken, die Geschichte spielt sich in einer Parallelwelt ab. Einer Parallelwelt, in der es keine Erwachsenen gibt; weder die Eltern der Schüler noch Lehrer oder Polizisten kommen hier vor. (*) Dafür führt sich die Yagyu-Gang auf, als ob sie zu oft Mad Max (1979) gesehen hätte. Das sind Punks, denen man aus dem Weg gehen sollte. Sonst könnte es passieren, daß man hinten an ein Motorrad gebunden und über den Boden geschleift wird oder daß man an höchst empfindlichen Stellen mit Feuer "gekitzelt" wird. Ihr von Haus aus unheimliches Erscheinungsbild (Klamotten, Make-Up, Masken) wird dadurch verstärkt, indem sie einige Male des Nachts, von Nebel umwabert, vor Gegenlicht posieren. Das sieht nicht nur schick aus, sondern schindet auch ordentlich Eindruck. Lustigerweise stellt sich relativ rasch heraus, daß auch die Jungs der Yagyu-Bande von einer Frau, genannt Pantherauge, angeführt werden. In V Madonna: daisenso haben definitiv die Frauen das Sagen.

Da der Film mit seinen einhundert Minuten spürbar zu lang geraten ist, hat er mit einigen Längen und einem sehr holprigen Rhythmus zu kämpfen. Immer wieder wird Tempo rausgenommen, um den Fokus auf die nicht sonderlich interessanten Figuren zu legen, aber wenn es mal kracht, dann kracht es auch richtig. Im ersten Drittel schlägt der Streifen noch einen harmlosen, beinahe spielerischen Ton an, wenn die Kids ihre Widersacher unter anderem mit Paintball-Gewehren attackieren. Doch bald ist Schluß mit lustig, es kommen wesentlich gefährlichere Waffen zum Einsatz, es wird gefoltert, und nicht alle werden die letzte Konfrontation überleben. Obwohl die paar Gewalteinschübe eher zurückhaltend umgesetzt wurden (und in der deutschen Fassung zum Teil durch Abwesenheit glänzen), haben sie doch eine dermaßen unangenehme Wirkung, daß sie den Ton des Filmes stark ins Schwanken bringen. Überhaupt wirkt der Film wie eine weirde Mixtur aus solidem Action-Trash und dem Pinky Violence-Genre der 1970er-Jahre, angereichert mit etwas Schulmädchen-Fetisch und abgeschmeckt mit einem Hauch apokalyptischem Flair, der dem ruppigen, mit Exploitation-Elementen versetzten Action-Quatsch gut zu Gesicht steht.

(*) Dieser Punkt wird im mit Sicherheit polarisierenden Ende des Films thematisiert, was der ganzen Chose die Krone respektive die Narrenkappe aufsetzt.

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