Nachdem Jerry Bruckheimer mit "The Rock" einen Riesenhit unter der Regie von Michael Bay gelandet hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er das Rezept wiederholen würde.
In "Con Air" trifft man daher auch erneut auf Nicolas Cage, der nun endgültig seine Anspruch als Actionstar festigen wollte, indem er im Unterhemd durch die Gegend rennt, ganz so, wie es zehn Jahre zuvor der gute Bruce Willis vorgemacht hatte. Die hohen Erfolgserwartungen spiegelten sich auch im weiteren Cast wieder. Mit dem Charakterdarsteller John Malcovich als Gegenspieler mag man vielleicht an den Vorgängerbösewicht Ed Harris herankommen, jedoch fehlt der Ersatz für Connery merklich. John Cusack bleibt dafür zu blass als Marshall, der auf dem Boden einen eigenen Kampf führt.
Neben dem Mangel an Connery kommt erschwerend hinzu, dass der Kitsch in Bruckheimer-Filmen sich im Vorgänger noch in erträglichen Grenzen hielt. In "Con Air" lassen Drehbuch und Inszenierung diese Grenze teils weit hinter sich, so dass der Film teils schon widerwärtig wirkt. Bei der Einführung des Hauptcharakers läuft eine solch schnulzige Ballade, dass man sich vor Fremdschämen am liebsten die Ohren mit Wachs ausgießen möchte.
Die in jeder Einstellung überzogene Coolness Nicolas Cages' und die wohl dämlichsten Dialoge, die ein Drehbuch je hervorgebracht hat, lassen eine Sehnsucht nach dem Moment erwachsen, an dem die unfreiwillige Komik einsetzt. Aber dieser Moment bleibt aus!!! Und das Fremdschämen bleibt.
Natürlich haben wir einige solide Actionszenen, John Malcovich gibt sich Mühe, dem Charakter mehr zu verleihen, als die Drehbuchdilettanten zustande gebracht haben. Auch Steve Buscemi hilft dem Film in seiner wenigen Screentime auf die Sprünge. Aber all das kann nicht den Kitsch, die Banalität und den peinlichen Stumpfsinn verschleiern, der in "Con Air" in einer Überdosis vorkommt.
Also:
Das Drehbuch ist schlecht.
Nicolas Cage als Actionheld ist eine Witzfigur.
Die Musik hat das Niveau eines amerikanischen Musikantenstadls.
Die Inszenierung ist ein Zeichen totaler Fantasielosigkeit.
FAZIT:
"Con Air" ist ein hochbudgetierter Blockbuster, der für den amerikanischen White-Trash-Bürger gemacht wurde, der ohne Hirnregung aber mit einer Waffe neben der Haustür lebt. Rechtsgelagerte Werte, Patriotismus in allen Lagen, der Mangel an intelligenten oder witzigen Dialogen (ja, auch die kann es in einem Actionfilm geben!!!!!), Charakterzeichnungen mit der Farbrolle und der Mangel an jeder unfreiwilligen Komik, wie sie in den früheren Cannon-Produktionen zum Beispiel vorkam, machen den Film zu einem Dauerleiden. "Con Air" ist über weite Strecken ein wirkliches Brechmittel und hat Nicolas Cage für mich unmöglich gemacht. Allerdings habe ich große Zweifel, ob sich heute irgendein Verantwortlicher für diesen Film gebührend schämt...gelohnt hat sich das Ganze finanziell wahrscheinlich enorm.