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Nachdem er bereits in "The Rock" seine Actionqualitäten unter Beweis stellen konnte, etablierte sich Nicolas Cage spätestens mit "Con Air" zum Actionstar.

Die Story: Cameron Poe (Cage) wurde zu einer mehrjährigen Gefängisstrafe verurteilt, nachdem er in Notwehr einen Mann getötet hat. Nun ist die Strafe abgesessen und er will endlich zu Frau und Kind. Wie es der Film so will, fährt er aber nicht mit dem Bus heim, sondern per Gefängnisflieger, an Bord einige der gefährlichsten Kriminellen der USA (u.a. John Malkovich, Ving Rhames, Steve Buscemi, Danny Trejo). Und die bringen das Flugzeug schnell in ihre Gewalt...

Regisseur Simon West präsentiert in seinem temporeichen Film immer wieder einige kitschige Szenen. Insbesondere der Anfang ist mit "How do I live" von Diana Warren kaum zum Aushalten. Die Szenen im Knast, mit Poe, der Liegestützen macht und die Briefe seiner Tochter liest, die er selbst noch nie gesehen hat, sollen rührend sein. Hauptsächlich erzeugen sie aber unfreiwilligen Humor.
Glücklicherweise sind davon nur die ersten zehn Minuten Film betroffen (sieht man mal vom Ende ab). Sobald die Con Air startet und die Fieslinge in Erscheinung treten, macht der Film wahnsinnig viel Spaß.
Ich habe neben "Con Air" selten einen Film gesehen, in dem die Antagonisten so cool in Szene gesetzt, fast schon glorifiziert werden. Wenn "Cyrus the Virus", "Diamond Dog" oder "The Marietta Mangler" zu klotziger Musik ins Bild kommen, weiß man, worauf man sich bei dem Film eingelassen hat. Entsprechend uninteressant ist die Figur des Poe, eigentlich ein absolut gutherziger Typ, der seinen besten Kumpel, gespielt von Mykelti Williamson, unbedingt retten will. Daher eher eine Figur, die wenig interessant ist. Nicolas Cage ist für sich genommen ordentlich präsent, und spielt hier noch richtig gut, im Gegensatz zu seinen aktuellen Werken, aber die Fieslinge stehlen ihm dann doch die Show.
Die Sympathiepunkte - und das obwohl es sich größtenteils um mordende Bestien handelt - haben die Kriminellen auf ihrer Seite. Da hat man ein gelungenes Castinghändchen bewiesen und hochkarätige, weil toll schauspielernde Darsteller ins Flugzeug geholt. John Malkovich ist eigentlich ein Charakterkopf, kann aber Bösewichter ebenso gekonnt verkörpern. Ving Rhames ist mehr als präsent im Film und beiden merkt man die gute Laune an der Arbeit einfach an. Steve Buscemi sieht ein wenig wie ein Psychopath aus, und ist gleichzeitig ein verdammt guter Schauspieler, der gar nicht so viel sagen muss, um bedrohlich rüber zu kommen. Gerade an dieser Figur merkt man doch, dass die Macher die Sympathien den Fieslingen zugesprochen haben, was man auch am Schicksal des "Marietta Mangler" sehen kann. Daneben tummeln sich noch eine Reihe vor allem bekannter Gesichter. Danny Trejo darf natürlich in einem solchen Film nicht fehlen. Und über Dave Chappelle muss man einfach lachen, zumal er den besten Abgang im Film hat.
Ebenfalls gelungen ist auch das Duell zwischen den Agenten Vince Larkin (John Cusack) und Duncan Malloy (Colm Meaney) am Boden, vor allem letzterer, der hier den "Arsch vom Dienst" spielt.

Nach einer viertel Stunde hat "Con Air" ordentlich Fahrt aufgenommen und die Geschichte springt spannungsreich von einem Actionhöhepunkt zum nächsten. Da es recht langweilig wäre, nur die Flucht zu zeigen, hat man noch kleinere Konflikte eingebaut. Poe, der seinen Kumpel retten will, aber auch die Wärterin Bishop (Rachel Ticotin), die Berfreiung eines Drogenbarons, der ein falsches Spiel spielt. Dafür bekommt der Film keinen Drehbuchpreis, aber das Skript ist einfach kurz und knackig und die Nebensträngen nerven nicht.

West lässt im Film einiges an Action los. Die Übernahme des Flugzeugs ist toll geschnitten und macht noch nach dem 100. Mal Ansehen Spaß. Die Schießerei auf dem Schrottsplatz zeigt die Over-The-Top-Action sehr schön, die dann in der Notlandung mitten in Las Vegas ihren Höhepunkt findet. Der Film hat ja für diese einen Sonder-"Razzie" bekommen, weil der Anschein erweckt wurde, niemand auf dem Boden sei zu Schaden gekommen. Allerdings zeigt diese Szene einfach, dass man den Film nicht ernst nehmen kann und auch nicht soll. Wie bei so vielen Filmen dieses Genres sollte man das Denken beim Schauen ausschalten, gerade dann macht dieser Film auch so viel Spaß.

Fazit: "Con Air" ist einer der besten Action-Kracher der 90ger Jahre. Vor allem die Antagonisten und die Sprüche sind top. Die Story ist zwar an der Haaren herbei gezogen und der Anfang nervt, aber das hohe Tempo und der Witz machen vieles wieder wett.

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