Was Erfolg hat, wird fortgesetzt, doch mit "Candyman 2" ist ein unerwartet gutes Sequel herausgekommen. Clive Barker fungiert hier als ausführender Produzent, doch Bernhard Rose wird leider vermisst. Er war es nämlich, der mit seiner eigenen, wirklich schlauen Interpretation von Barkers Kurzgeschichte "The Forbidden", den Mann mit der Hakenhand schuf. Doch er wird hier durch Rand Ravich (Die Frau des Astronauten) und Mark Kruger (Frankenstein) ersetzt. Diese gehen stark auf die Vergangenheit von Daniel Robitaille (Tony Todd) ein. Viele Rückblenden ermöglichen es dem Zuschauer zu verstehen, warum der Candyman zu dem wurde, was er ist. Auch warum er in den Spiegeln haust, ist einigermaßen plausibel geschildert. In einer Rückblende gegen Ende ist auch richtig zu sehen, welchen Qualen er ausgesetzt war, als man ihn zu Tode folterte. Dies wurde im Original nur durch Bilder angedeutet. Ansonsten haben Ravich und Kruger nichts Neues zu bieten. Eigentlich ist es sonst exakt die selbe Story wie im Vorgänger, nur mit anderen Charakteren. Auch darf der Candyman hier schon nach zehn Minuten auftauchen und sich als erstes Opfer einen alten Bekannten aus dem Original vornehmen, nämlich Professor Phillip Purcell, der in seiner anfänglichen Diashow noch einmal die Hintergrundinformationen für den Zuschauer aufwärmt und auch nochmal kurz auf Helen Lyle (Virginia Madsen) zu sprechen kommt.
Doch Hauptfigur ist hier Annie Tarrant (Kelly Rowan). Ihr Vater starb damals durch den Candyman, trotzdem glaubt Annie nicht an den Mythos. Dies will sie auch ihren Schülern beweisen und spricht das verbotene Wort fünfmal in einen Spiegel. Wieder hat der Candyman den selben Grund, sich seine Opfer zu holen. Erneut glauben die nämlich nicht an ihn, was er nun mal gar nicht abhaben kann. Somit schlachtet er erstmal Annies Ehemann und ihre Mutter ab. Natürlich darf Annie bei der Polizei als Hauptverdächtige dastehen. Genau wie drei Jahre zuvor Helen Lyle, macht sich Annie auf die Suche nach den Ursprüngen des Candyman. Dabei wird leider nur Bekanntes zu Tage gefördert, was für kleinere Längen sorgt. Zwischendurch darf der Candyman mit seinem Haken für ein paar blutige Morde sorgen, die nicht mehr im Off geschehen. Der Bodycount hat sich verdoppelt und zu sehen sind viele blutige Nahaufnahmen, aber die Fortsetzung bekommt die Kurve und kann somit nicht als tumbe Metzelorgie abgetan werden. Trotz wenig neuer Ideen ist die Rahmenhandlung solide und Regisseur Bill Conden erzählt sehr atmosphärisch und mit ordentlich Tempo.
Das Geschehen hat Condon nach New Orleans verlegt. Es gelingt ihm leider nicht ganz, solch eine bedrohliche Kulisse zu bieten, wie einst Rose, jedoch sorgt auch hier das Geburtshaus von Robitaille und die Sklavenunterkunft für reichlich Grusel. Phillip Glass steuert erneut den Score bei und klaut dabei seine eigens komponierten Melodien vom Original. Wieder fällt die Musikuntermalung rein instrumentalisch aus und gefällt auch ein zweites Mal.
Tony Todd gibt sich wieder die Ehre als Candyman alias Daniel Robitaille, dessen Motivation man hier besser verstehen lernt. Er ist es auch, der das Sequel mit seinen tollen Auftritten am Leben erhält. Da hat die restliche Darstellerrige ihre Probleme mitzuhalten. Kelly Rowan ist auch keine Virginia Madsen, schlägt sich aber trotzdem sehr wacker als Annie. Recht bekannt dürften auch Veronica Cartwright (Money Talks, Quicksilver Highway) als Annies Mum Octavia und Timothy Carhart (Beverly Hills Cop 3, Red Rock West) als Ehemann Paul sein. Insgesamt ist "Candyman 2" brauchbar besetzt, ein überdurchschnittliches Schauspiel ist garantiert.
Man weiss schon im Vorhinein, dass "Candyman 2" dem Original von Bernhard Rose nie das Wasser reichen kann. Dazu hat die Story nicht genug Neues zu bieten. Aber dank guter Darsteller und Condons gelungener Inszenierung kann sich das Sequel sehen lassen, vor allem für eine DTV- Produktion mit geringerem Budget. Auch gerät der Film nie zur stupiden Schlachterei, obwohl die Goreeffekte um Einiges blutiger geworden und in größerer Anzahl vorhanden sind. Teil drei wäre aber nicht mehr nötig gewesen.