Stephen Kings "Quicksilver Highway" ist nicht nur freundlicher Etikettenschwindel (zumindest teilweise), sondern trotz offensichtlicher Mängel ein teilweise brauchbarer Beitrag zum Direct-to-Video oder TV-Gruselprogramm, der nicht allzu heftig eingestellte Gemüter einigermaßen zufriedenstellen kann.
Eingerahmt von jeweils zwei Rahmenhandlungen, die durch die Figur des reisenden Quicksilver verbunden sind, werden uns zwei längere Episoden präsentiert, die jeweils auf Kurzgeschichten von Stephen King und Clive Barker beruhen. Es handelt sich dabei um Kings "Klapperzähne" und das relativ berühmte "Leibregime" vom Hellraiser-Schöpfer.
Schwachpunkt Nr.1 bleibt in jedem Fall ein viel zu getragener Ton, der die bisweilen qualvoll in die Länge gezogenen Stories stets begleitet. Schon der jeweilige Rahmen der Handlung erhebt sich jedes Anspruchs, indem er nur erzählerisch sein will, weder lehrhaft noch moralisierend (wie bei "Creepshow"). Lloyds Quicksilver ist zwar eine schräge Figur, bringt aber außer einem an die Addams-Family gemahnenden Outfit wenig Erbauliches. Einziger Gag dabei bleibt, die Personen der Rahmen auch die Rollen in den Episoden spielen zu lassen.
"Klapperzähne" trifft der Fluch der verfilmten Short Story. Die Geschichte liest sich suspensereich und sehr interessant, wirkt verfilmt aber leider überdehnt und kann die klaustrophobische Situation der Story niemals nachvollziehen. Auch der Gewaltlevel bleibt relativ weit unten, obwohl die monströsen Zähne durchaus gut und unheimlich rüberkommen. Darstellerisch gibt's nichts zu meckern, nur die Spannung geht in der gewohnt guten Inszenierung des erfahrenen Mick Garris ("Das letzte Gefecht", "The Shining") leider mit der Zeit flöten. Optisch kommt es aber beachtlich rüber.
"Das Leibregime" wiederum wird wesentlich humorvoller umgesetzt, als die grimmige Vorlage es angezeigt hat, obwohl an sich die Idee von den sich verselbständigenden Händen schon recht lustig ist. Matt Frewer zieht so richtig fein vom Leder. Der Reiz der Episode ist dann auch die computerunterstützte Tricktechnik, die auf reichlich abgetrennt herumlaufende Hände setzt, die ein Krankenhaus unsicher machen. Hier gibt es dann auch ein paar Brutalitäten mehr, ehe die Messias-der-Hände-Frage sich wieder in einem ewig gezogenen Showdown verliert. Es ist beachtlich, daß sich ausgerechnet an dieser phantastischen Story versucht wurde, aber das Ergebnis ist bisweilen einfach zu albern, vor allem was die sich unterhaltenen Hände betrifft. Für den Blutanteil werden Fans jedoch ein wenig dankbar sein, wenn es auch nicht allzu viel ist.
Leider wurde hier auch noch die Schlußpointe variiert, denn in Barkers Original kamen zum Schluß die Beine auf dumme Gedanken, während die hier verwandte Idee ziemlich lahm ist.
Trotzdem lohnt der Film zwar keinen Gang in die Videothek, ist aber ein brauchbares TV-Objekt für den Mainstreamgucker, der sich an King eh noch nie herangetraut hat. Wäre der Stoff wegen der berühmten 90 Minuten nicht so gedehnt worden und stattdessen eine dritte Episode angefügt worden, der Spaßfaktor hätte größere Höhen erreicht. (5/10)