Vor allem in den Neunzigern war es fast schon so etwas wie eine Tradition, dass sich amerikanische Erfolgssportler, egal ob aus Football, Baseball, Basketball oder Wrestling, sich mit der Schauspielerei ein Standbein für die Zukunft aufzubauen oder einfach nach ihrem Karriereende mit ihrem erlangten Ruf nochmal kräftig abzusahnen versuchten. Mit Howie Long probierte sich hier ein ehemaliger Football-Star, den der ein oder andere vielleicht noch aus Nebenrollen in „Broken Arrow“ und „3000 Miles to Graceland“ kennt, als markiger Actionheld. Bei diesem einmaligen Versuch ihn als Zugpferd ins Kino zu hieven, bliebt es dann auch. „Firestorm“ erzeugte beim Publikum keinen „Backdraft“, lieferte nur enttäuschende Einspielergebnisse ab und wurde hierzulande gar direkt auf Video veröffentlicht.
Dabei hat Vorzeigekameramann Dean Semler („Dances with Wolves“, „We were Soldiers“) als Regiedebütant einen erstaunlich soliden Job gemacht. Das ganz offensichtlich zusammengestrichene Drehbuch hat zwar so einige Lücken und die größtenteils unblutigen Actioneinlagen haben vermutlich für das R-Rating auch Federn lassen müssen, insgesamt springt dabei jedoch brauchbare Genrekost heraus.
Der Einstieg selbst gestaltet sich schon reichlich hitzig. Longs Ego Jesse Graves gehört zu den Smokejumpers, jener tollkühnen Gattung von Feuerwehrmännern, die mitten in schwellende Waldbrände per Fallschirm springen, um dann hilflosen Wald- und Wiesentouristen vor der knusprigen Zurechtweisung zu bewahren. Das erleben wir gleich zu Beginn live und in Farbe.
Dean Semler ist kein besonders begabter Regisseur, aber er bekommt die Actionszenen ganz ordentlich hin. Vom Feuer eingeschlossen, retten die Männer ein schüchternes, längst von der Feuerwand eingeschlossenen Kind, springen vor Explosionen in Deckung und entwischen dem Feuer nur dank einer Isoliermatte, die selbst höchste Temperaturen abhält. Dieser Auftakt ist nicht nur klasse getrickst, sondern auch angenehm spannend, dramatisch und flott gefilmt. Das soll sich in Folge ändern...
Denn aus einer nicht weit entfernten Anstalt lässt sich Psycho und Bankräuber Randall Alexander Shaye (einmal mehr ideal besetzt: William Forsythe, „Extreme Prejudice“, „The Rock“), der zwischenzeitlich die Identität eines anderen Gefangenen angenommen hat, ankarren, um beim Brand mit anzupacken. Lange Rede, kurzer Sinn: Zusammen mit ein paar angeheuerten Kollegen überwältigt er die Wachen, nimmt Feuerwehrleuten ihre Kleidung ab und flüchtet inmitten des zündelnden Chaos gen Freiheit. Dumm nur, dass ihnen Graves, vor die Füße fliegt. Der braucht zwar etwas, um zu schalten, dass diese Jungs gar nicht seiner Berufsgattung angehören, gibt sich dann aber alle Mühe sich und die Vogelkundlerin Jennifer (Suzy Amis, „Blown Away“, „The Usual Suspects“) vor den tödlichen Zugriffen in Sicherheit zu bringen. Vorzugsweise mit dem Knowhow, den so ein Smokejumper sich eben so angeeignet hat.
Ohne Frage, die Prämisse hätte, auch gemessen an der kurzen Laufzeit von gerade mal 85 Minuten, durchaus Anlass zu einem rassigen Kampf auf Leben und Tod inmitten des lodernden Waldes werden können, tatsächlich bleibt er jedoch arg unspektakulär. Semler beweist seine Klasse, wenn er in Panoramaaufnahmen schwelgen darf, bei den Actionszenen harkt es dafür gewaltig. Sie sehen keineswegs schlecht aus, sie sind nur schlecht zu bieder, einfach und ohne Überraschungen inszeniert. Die in die Windschutzscheibe knallende Motorsäge war da schon ein guter Ansatz. Kaum brutale Keilereien (eine gibt es mit „The 13th Warrior“ – Star Vladimir Kulich), erst recht keine blutigen Shootouts und nur selten Verfolgungsjagden durch das Dickicht. Es ist schlicht zu wenig, was Semler hier einfällt, um das Feuer am Brennen zu halten.
Und weil die magere Actiondiät nicht vom schwachen Plot ablenken kann, fällt der nur noch negativer auf. Über die Logiklöcher mag man sich, weil genrebedingt, gar nicht weiter aufregen, aber nun ausgerechnet Scott Glenn („Silverado“, „Vertical Limits“) in einer Rolle zu verheizen, die nicht von ungefähr an genau die aus „Backdraft“ erinnert und ihn sehr unmotiviert, ins sowieso hektisch herbeigeführte, ultraschlecht getrickste, Finale, herbeizubeordern, grenzt schon an Frechheit.
Wie schaut es aber mit Howie Long aus? Seine Oneliner funktionieren nicht immer, er bringt aber das nötige Charisma mit, um in seiner Rolle zu bestehen. Erwartungsgemäß ringt man ihm hier auch keine Glanzleistung ab. In solchen Rollen mag er zu gebrauchen sein. Ich vermute, dass es für mehr nicht reicht, weswegen er auch wieder fix die Finger vom Filmgeschäft gelassen hat. Dank seines massigen Körperbaus, des sympathischen Äußeren und gelegentlichen Augenzwinkern kann man ihm hier eine solide Leistung bescheinigen.
Etwas mehr Selbstironie hätte dem Film sicher gut getan, denn so over the top, wie Forsythe sich schrittweise seinen Befreiern (u.a. Barry Pepper, „We Were Soldiers“, „3: The Dale Earnhardt Story“) entledigt, ganz zufällig immer wieder den beiden Flüchtigen, inmitten dieses riiiiiiiiiiiiiiiiiiesigen Waldes über den Weg läuft und ganz brav den sadistischen Psycho raushängen lässt, grenzt an Parodie.
Letztlich bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Mal abgesehen vom CGI-Feuersturm zum Schluss, wurde das Szenario hübsch hot, crispy und foggy aufbereitet. Die Location stimmt und wenn Howie Long dann auch noch mit pyrotechnischer Unterstützung Gegenfeuer legen darf, ganze Hütten in die Luft fliegen, Wohnwagen durch die Gegend segeln und die Flammen den Pro- wie Antagonisten bis zu den Hälsen schlagen, knackt und kracht es so sehr im morschen Holzgebälk, dass es eine Freude ist, die Anlage aufzudrehen.
Nur leider hapert es nun mal an der unspektakulären Action. Dieses Katz- und Mausspiel, diese Schnitzeljagd ums Überleben, hält leider nur sehr wenige und dann eben nur durchschnittlich inszenierte Zwiste parat. Die Fallschirmsprünge bestehen aus unspektakulären CGI-Tricks und Raserei mit Jeep und Motorrad nur aus handelsüblichen Stunts ohne in ausufernden Orgien zu münden. Zwar vermag das Finale auch bezüglich des Härtegrads noch ein paar Akzente zusetzen, über den Durchschnitt verhelfen können sie „Firestorm“ dann jedoch schon längst nicht mehr.
Fazit:
Solider, zumindest kurzweiliger, wenn auch unspannender, weil scheinbar ziemlich geraffter Actionthriller in feurigem Ambiente, der dank seiner hitzigen Prämisse auf sich aufmerksam macht, allerdings an zu unspektakulären, handelsüblichen Actionszenen krankt. Howie Long schlägt sich sympathisch-solide, ohne beim Publikum richtig punkten zu können. Trotz final deutlicher Mängel in Punkto Effekte wäre mit einem erfahrenen Action-Regisseur hier weitaus Besseres rauszuholen gewesen. Mehr als ein Genrebeitrag von der Anreißplatte, streng nach Vorlage, ohne eigene Ideen, heruntergekurbelt, kommt dabei leider nicht rum. Wer viel Geflüchte durch rauchige Wälder, vermengt mit solide heruntergekurbelten Actionszenen und dazugemengten Standardcharakteren sehen will, darf ruhig einmal den berühmten Blick riskieren. So viele Alternativen zu „Backdraft“ gibt es schließlich nicht.