„Alles, was explodieren kann, fliegt in die Luft!“
Katastrophenfilme sind nicht mein Ding. Der Grund, weshalb ich mir „Erdbeben – Flammendes Inferno von Tokio“, eine Toho-Produktion des japanischen Regisseurs Kenjiro Omori aus dem Jahre 1980, dennoch angesehen habe ist der, dass er Bestandteil der zweiten „Science Fiction Classic Box“ des Ramschlabels „MiG“ ist. Spätestens nach Sichtung der miserablen ersten Box war ich mir über den Etikettenschwindel bewusst, denn wirkliche Klassiker findet man dort eher nicht und einen Katastrophenfilm als klassische Science Fiction zu deklarieren, ist schon dreist. Andererseits handelt es sich bei diesen Boxen um eine gewisse Form von Wundertüten, die jeweils vier ohne erkennbares Konzept zusammengewürfelte, ältere Filme für unter 10 Euro bieten, weshalb meine Neugierde mich bei allen drei Exemplaren zugreifen ließ, obwohl mich eigentlich nur die „American International Pictures“-Produktion „Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort“ zwingend interessierte.
Katastrophenfilme gehören deshalb nicht zu meiner favorisierten Abendunterhaltung, weil das, was ich bislang aus diesem Bereich gesehen habe, zu vorhersehbar war. So auch hier: Wir haben einen verkannten Warner (Hiroshi Katsuno, „Shag, die Hundepfeife“), der auf breite Ignoranz für seine Thesen des bevorstehenden Unheils stößt und letztlich, wenn die Katastrophe in Form eines gigantischen Erdbebens eintritt, zum einzelnen Helden hochstilisiert wird. Natürlich wird es dann auch schwer melodramatisch, wenn die Handlung sich auf Einzelschicksale fixiert. Das Interessanteste an solchen Filmen ist meines Erachtens, menschliches Verhalten in Extremsituationen zu studieren, was hier aber kaum erlaubt wird.
Stattdessen hält man sich lange mit Familiengeplänkel auf, indem man zeigt, wie unserer wackerer, unbeirrbarer Held „entehrt“ wird und sogar seine Frau verliert, aber sein Auge ohnehin schon auf ein anderes Mädel geworfen hat – gäääähn… Doch natürlich haben die Japaner stets eine diebische Freude daran, ihre Städte, in diesem Falle einmal mehr Tokio, filmisch dem Erdboden gleichzumachen – was für Nicht-Toho-Süchtige der einzige Grund sein dürfte, sich diesen Film anzusehen. Wie üblich werden Miniaturbauten durchgeschüttelt, angezündet und gesprengt, nur eben diesmal nicht von Menschen in Gummikostümen niedergetrampelt. Doch man machte sich auch die Mühe, einige Szenen in „Originalgröße“ zu drehen, was wahrlich nicht schlecht ausfiel, generell sind die Effekte hier wenn auch oft durchschaubar, so nicht von schlechten Eltern. Am stärksten im Gedächtnis blieben mit ein paar Tagen Abstand ein feuerfangendes Flugzeug sowie brennende Stuntmen, die durchs Bild rennen und rollen.
Das war’s dann aber schon mit aller Herrlichkeit, denn was dann folgt, ist der ermüdende eingangs beschriebene Einheitsbrei in seiner japanischen Ausrichtung und recht einschläfernd. Schluderige Arbeit lieferte das DVD-Label, indem es nicht nur in Vor- und Abspann, sondern auch während des Films auftauchende Texteinblendungen nicht durch Untertitel übersetzte, so dass sich der Sinn – Orts- oder Zeitangaben? Namen? Ränge? – dem japanisch-unkundigen Zuschauer nicht erschließt.