Review

In der nun wahrlich unscheinbaren Liste kaum bekannter Regiearbeiten des eigentlichen Drehbuchautoren Mario Amendola findet „Mein Leben hängt an einem Dollar“ seinen unspektakulären Platz quasi im Blindflug.
Sich an Konventionen klammernd und ohne echten Biss gereicht es vor allem bei den fleißigern Zuschauern höchstens für Sichtung kompletthalber, denn so oder sehr ähnlich hat man das alles schon mal gesehen und Amendola verfügt nicht gerade über das inszenatorische Geschick aus einem konventionellen Filmstoff zumindest einen unkonventionell ausschauenden Italowestern zu zaubern.

Charles Southwood („Bekreuzige dich, Fremder“, „Man nennt mich Halleluja“), wie immer mit dem Charisma von Steppengras und deswegen nicht umsonst auch mit einem frühen Fidani-Schandfleck in seiner Filmografie, stolpert in „Mein Leben hängt an einem Dollar“ rein zufällig als Unbekannte in einen sauber durchgeplanten Kutschenüberfall und geht daraus als einziger Überlebender mit einer wertvollen Erkenntnis hervor: Das Ziel des Verbrechens war die Inbesitznahme eines beidseitig identisch geprägten Dollars, der zusammen mit zwei weiteren Münzen den Weg zur verbuddelten Kriegskasse der unterlegenen Südstaatenarmee kurz nach Ende des Bürgerkriegs zeigt. Nur wie jetzt an die anderen Stücke kommen?

Das ist eine gute Frage, die Amendola mit einer flugs durchschaubaren Routine ambitionslos beantwortet, wobei anfangs noch Hoffnung keimt, dass darüber hinaus was gehen könnte.
Denn Southwood alias Alan Burton fehlen zunächst einmal die rechten Anhaltspunkte. Dafür will ihn nachts eine Frau erstechen, die er in Notwehr erschießt, um dafür ins Gefängnis zu wandern, wo der zuvorkommende Mestize Hondo (Julián Mateos, „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“) schon auf ihn wartet und mit ihm zusammen ausbricht, um von nun an, bis auf wenige Zwischenritte, nicht mehr von seiner Seite zu weichen.

Leider ist Burtons laut polterndes Vorgehen in Folge weniger von Geschick und Intelligenz und dafür umso mehr von Ungeschick geprägt, als ihm zugetragen wird, dass sich ebenfalls die Bande von El Condor für die drei Münzen interessiert. Schon früh verstrickt er sich in Unglaubwürdigkeit, wird aufgrund seiner Schießkünste aber doch in die Gruppe Verbrecher integriert, kann sie aber nicht infiltrieren, weil man ihm ohnehin nie getraut hat und stattdessen exotisch foltert.

Bis zum Finale mit dem sich von langer Hand ankündigten Schlusstwist inklusive Moral per Fingerzeig dauert es trotzdem noch etwas. Den Leerraum füllt Amendola mit Neckereien zwischen Burton und El Condor, die, anstatt eine Zweckgemeinschaft zu gründen, ihre eigene Habgier in den Vordergrund rücken, aber nie so richtig von der Leine gelassen werden.

Das ist überhaupt ein Problem von „Mein Leben hängt an einem Dollar“. Der Fortschritt erfolgt doch recht gewöhnlich und gemächlich, als sollte niemand mit einer Überraschung überfordert werden. Brav nach Schema wickelt sich der Run auf das Gold ab, während nebensächliche Motive wie Eifersucht unnötig an der Laufzeit zerren. Denn auch abseits dieses Subplots hat der Film schon gehörig mit seinem lahmarschigen Tempo zu kämpfen und scheinbar gute Einfälle, wie die Flucht per Sarg, wecken fatalerweise nur Erinnerungen an wesentlich bessere Vorbilder, aus denen die Motive stammen.

Die mit einer Halbwertszeit von wenigen Minuten nach den Endcredits auch im Kurzzeitgedächtnis dann schon umgehend wieder verblassenden Figuren erlauben dann auf den Showdown zulaufend keinerlei Akzente mehr, wobei angesichts allgegenwärtiger Gewöhnlichkeit und gemütlicher Einfältigkeit auch einiges passieren hätte müssen, um den dümpelnden Kahn noch mal in den Strom zu steuern.


Fazit:
Wenigstens Carlo Rustichellis („Das Gold von Sam Cooper“, „Vier für ein Ave Maria“) Score ist nicht der Schlechteste. Ansonsten lässt sich „Mein Leben hängt an einem Dollar“ jedoch einfach als handelsübliche Genreware mit der üblichen Auswahl bekannter Elemente, aber ohne eigene Note deklarieren. So schrecklich enthusiastisch schien hier jedoch ohnehin niemand bei der Sache gewesen zu sein.

Details
Ähnliche Filme