Ein Italowestern nur am Rande. Ein Revolutionsdrama, schon allein wegen Welles, Milián und Steiner sehenswert.
(Ich habe mir diesen Film als Blu-ray aus der "Western Unchained"-Reihe von Koch Media gekauft, obwohl Koch Media damit wirbt, dies sei einer der Favoriten Tarantinos. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, dass sich diese Reihe von Koch im Design ihrer DVD-Cover so überdeutlich an Tarantinos "Django Unchained" anlehnt. Irgendwie verleibt sich dieses pseudo-alternative Hollywood-Monster - ich meine den Film "Django...", nicht den Mann dahinter - damit teilweise weit charmantere, interessantere Filme aus alten Tagen ein.)
"Tepepa" ist aber fraglos ein guter, oft spektakulärer, durchdachter und beachtlich individueller Film, in dem Schauwerte (die Landschaften!), Aktion/ Action und (oft politischer) Dialog ebenbürtig sind.
Regisseur Giulio Petroni betont im Interview auf der Blu-ray, dass es sich keineswegs um einen typischen Italowestern (untypische gibt es aber immerhin gar nicht so wenige) handeln würde, sondern vielmehr um einen Historienfilm. - Es stimmt, "Tepepa" folgt seiner eigenen Dramaturgie, basiert locker auf historischen Tatsachen, es geht immer auch ums große Ganze - die mexikanische Revolution - und der Film steht in vielen Belangen konträr zum Typischen eines Italowestern - der aber dann doch das eine ums andere Mal um die Ecke lugt.
Orson Welles, als reaktionärer, hart vorgehender, aber sensibel sein Umfeld und alle Situationen einschätzender Polizeichef Oberst Cascorro, spielt, das überrascht vielleicht nicht, beeindruckend. Und das bei erstaunlich sparsamer Mimik.
Tomás Milián gibt, wie so oft, alles (ohne dabei ins Overacting abzugleiten), was gut zu seiner Rolle des Revolutionärs und Banditen passt, die auch etwas Humor in die ernste Geschichte bringt.
John Steiner dagegen bleibt, eine einzige Szene ausgenommen, kühl, steif und beim Understatement, was seine rätselhafte Figur Dr. Henry Price aber umso interessanter macht...
Eine ironische Revolutionsgeschichte, die, wie auch Petroni anmerkt, keineswegs zwingend eine linke ist. Und dabei auch ein Drama um Macht/ Machtmissbrauch, Doppelmoral und Einzelschicksale, die während der Revolution unter die Räder oder, äh, Hufe kommen.
Der Film hat einige großartige Momente, die - vielleicht unwahrscheinlichen, aber nicht unglaubwürdigen - Charakterzeichnungen, gerade von Tepepa, Oberst Cascorro und Dr. Henry Price, sind ausgeklügelt, das bewegende Ende wirkt nach. Aber schade - nach meinem Empfinden hat es der Film nur knapp verfehlt, ein Meisterwerk zu sein, vielleicht, weil er in manchen Szenen nicht nah genug an der eigentlichen Geschichte bleibt.
Nachtrag: Morricones Leitthema ist recht simpel gehalten und drängt sich im Film sehr auf, offenbart aber dann doch seine Klasse - wirklich prägnant.