kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 17.08.2014
Tony Todd hat in seiner „Candyman“-Paraderolle für mich immer wenig Bedrohliches ausgestrahlt, in seinem ersten Auftritt spielen ihm aber alle äußeren Faktoren zu. Musik und das Chicagoer Stadtrand-Moloch, in dem die Handlung angesiedelt ist, verströmen sofort die süßlich-nihilistische Stimmung des Todes, wie sie fast allem zu eigen ist, was irgendwie mit Clive Barker zu tun hat. Die Motivik der ausgebleichten Bilder orientiert sich am Culture Clash des Großstadtlebens mit demjenigen in den düsteren Slums. Ähnlich verhält es sich mit der Mythologie der Figur, die Okkultes und Phantastisches auf Urbanes prallen lässt. Gerade daraus, dass eine scheinbar hilflose Studentin durch abgewrackte Gebäude stolpert, die dunkle Geheimnisse zu bergen scheinen (aber auch normales Leben – was für ein toller Moment, als sich in dem versifften und halb abgerissenen Gebäude plötzlich eine Tür öffnet und dahinter eine freundlich eingerichtete Wohnung zum Vorschein kommt), bezieht der Film seinen Reiz. Der Ablauf gleicht noch jenem der 80er-Koryphäen Freddy und Chucky: Frauen in Badewannen lassen alle Warnglocken läuten, die Effekte in den Höhepunkten sind voll auf Phantastik ausgelegt, trickreiche Sequenzen wie jene mit den Bienen versuchen aber zugleich, den stets etwas altbacken anmutenden Okkult-Horror zu beschwören. Insgesamt trotz der düsteren Stimmung und nicht nur aufgrund der Graffitis eine recht bunte Mischung, die auf wundersame Weise zusammenhält und einen sehenswerten Genrebeitrag ermöglicht.
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