Die angehende Doktorandin Helen schreibt eine Dissertation über urbane Legenden. Im Laufe ihrer Recherchen stößt sie auf die Geschichte des „Candyman“, eines Mörders mit einem Haken anstelle der rechten Hand. Um ihn zu rufen, muss man fünf Mal seinen Namen vor dem Spiegel aussprechen. Da Helen – obwohl von der Legende durchaus fasziniert – nicht an solcherlei Mythen glaubt, wagt sie einen Selbstversuch vor ihrem Badezimmerspiegel. Zunächst scheint nichts zu passieren. Bald jedoch wünscht sie sich, sie hätte diesen Fehler nie begangen...
„Candyman“ ist eine Verfilmung von Clive Barkers Kurzgeschichte „The Forbidden“, wobei Regisseur Bernard Rose nur das Grundkonstrukt der Handlung beibehalten hat. Dass Helen in der Vorlage ihre Arbeit über Graffiti schreibt, ist noch die kleinste der Veränderungen. Dennoch sind Barkers Absichten auch in der Verfilmung noch deutlich sichtbar.
Die Geschichte hat einen tollen Spannungsbogen und setzt besonders dort erzählerische Lücken, wo auch Helen sich in einem Zustand der Ohnmacht befindet. Ihr immer stärker werdendes Abdriften in den Wahnsinn, die Frage, was real ist und was nicht, wird auf subtile Art und Weise thematisiert, bleibt aber immer nachvollziehbar.
Besonders die unglaubliche Musik von Philip Glass schafft eine dichte Atmosphäre, der man sich als Zuschauer nur schwer entziehen kann. Der surrealistische Anstrich des Films erinnert ein ums andere Mal an die besseren Momente der „Nightmare“ – Filme, ohne dabei jedoch zur bloßen Kopie zu werden.
Die Schauspieler leisten ihren Beitrag zum positiven Gesamtbild. Besonders der großartige Tony Todd, der als „Candyman“ seinen wohl berühmtesten Leinwandauftritt absolviert, bleibt unvergesslich. Obwohl er ein eiskalter Mörder ist, nimmt man ihm auch die tragische Seite ab. Doch auch Virginia Madsen kann in der Rolle der Helen überzeugen.
Rose beweist in seinem Film zudem, dass es nicht immer Massen an Kunstblut bedarf, um einen schockierenden und spannenden Film zu machen. Zwar hat auch „Candyman“ seine brutalen Momente, auf übermäßige Ekeleffekte wurde jedoch verzichtet.
Insgesamt hat das Werk seinen Klassikerstatus völlig zurecht und kann getrost zu den besseren Clive Barker – Verfilmungen gerechnet werden. An den fantastischen „Hellraiser“ reicht „Candyman“ nicht heran, spannende und intelligente Unterhaltung bietet er aber auf jeden Fall.
8 / 10 Punkte