In Zeiten austauschbarer CGI-Bestien aus dem Videothekenregal tut es gut, mal wieder in Erinnerungen an frühere Tage zu schwelgen, in denen die Tricktechnik noch richtige Tricks - und nicht nur Bits und Bytes - enthielt. Tage, in denen Filme wie "Sinbads siebente Reise" oder "Jason und die Argonauten" im Nachmittagsprogramm für offene Kindermünder sorgten - vor allem dank der vielen mönströsen Figuren und Fabelwesen, die der Animator Ray Harryhausen mit Hilfe des Stop-Motion-Verfahrens zum Leben erweckte.
Auch "Kampf der Titanen" aus dem Jahre 1981 ist so ein Harryhausen-Film, der gerne zum Sonntagsgebäck in die Haushalte flimmerte. Ein Film, man den noch gut in Erinnerung behalten hat. Leider aber auch ein Film, dem man seine Abnutzungserscheinungen mittlerweile allzu deutlich anmerkt.
Es sollte der große Wurf des Maestros werden; lange hatte Harryhausen mit einer Umsetzung der Perseus-Sage geliebäugelt. 1981 war es endlich soweit, der "Kampf der Titanen" wurde auf der großen Leinwand entfacht. Nur hatte die schon die neue Generation des phantastischen Film bestaunen dürfen. Kinoerfolge wie "Star Wars", die "unheimliche Begegnung der Dritten Art", "Alien" "Jaws" mit all ihren animatronischen Spielereien, ihren ausgefeilten Kostümen und den ersten CGI-Anleihen ließen Harryhausens Arbeit - insbesondere seine neueste - verdammt alt aussehen.
Ein Faktum aus der Rezeptionsgeschichte, das denjenigen Filmfreunden, die in Harryhausens Stop-Motion-Bestiarium einen filmhistorischen und auch nostalgischen Wert für sich entdeckt haben, egal sein könnte. Doch dafür, dass "Kampf der Titanen" das Opus Magnum im Schaffen des berühmten Tricktechnikers werden sollte, ist der Streifen relativ unspektakulär ausgfallen.
Zunächst ein Blick auf das Herzstück - die animierten Monströsitäten: Da hätten wir einen Geier (schon zig' mal gesehen), Riesenskorpione und einen zweiköpfigen Höllenhund (Harryhausen in Reinkultur, aber in Mini-Sequenzen verheizt), Pegasus und eine satyrähnliche Gestalt (die in Nahaufnahmen von echten Schauspielern/Lebewesen dargestellt werden) und schließlich einen Boss-Fight mit einem Riesen-Seungeheuer (doof dreinblickend und obendrein extremst ineffektiv). Das Highlight ist eindeutig Perseus' Begegnung mit der Gorgonin, deren schlängelndes Haupthaar zumindest etwas an Harryhausens meisterhafte Hydra in "Jason und die Argonauten" erinnert. Davon mal ab, dass auch dieses Geschöpf sehr fix von Perseus unschädlich gemacht wird, ist es das einzige, dass halbwegs bedrohlich daherkommt. Nachdem das Publikum schlappe 80 Minuten warten musste, bis sich unser Held durch die halbe griechische Mythologie prügeln darf (ok, die Rangelei mit dem Satyr gibt es schon eher kredenzt), ist das eine enttäusend maue Ausbeute.
Zumal das übrige Beiwerk getrost zu vernachlässigen ist. Was bleibt, ist ein uninspirierter Sprint durch die seifenopernhafte Sagenwelt der Antike, bei dem es Regisseur Desmond Davis zu keiner Zeit gelingt, seinem doch recht namenhaften Ensemble Spielfreude einzuflößen. Harry Hamlin ("L.A. Law") bleibt als Perseus sprichwörtlich blass, Maggie Smith ("Hook", "Harry Potter"-Serie) besticht einzig und allein mit ihrem stets angepissten Blick und Burgess Meredith ("Rocky") würde wohl lieber wieder Boxer trainieren als angeödeten Göttersöhnen den Hintern hinterher zu tragen. Und Perseus' Objekt der Begierde, Andromeda, (Judi Bowker) wusste anscheinend nicht, dass sie später im fertigen Film einem Ungeheuer gegenüber steht, sonst würde sie nicht so gelangweilt am Felsen herum hängen - warum dafür Bond-Girl Ursula Andress in einer Kleinstnebenrolle versauern musste, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.
Der "Kampf der Titanen" verkommt so zu einem standardisierten Abenteuer-Flick, den nur die Beteiligung eines Ray Harryhausen vor dem Abdriften in die Vergessenheit bewahrt. Die letzte halbe Stunde ist für Nostalgik-Fans in der Tat sehenswert, im Vergleich zu frühenen Werken - ich kann nur immer wieder "Jason und die Argonauten" in die Runde rufen - ist aber auch die etwas arg routiniert geraten und hetzt motivationslos von Showdown zu Showdown. Hier sind aber vor allem Regisseur Davis und Script-Schreiberin Beverly Cross zu verantworten. Denn nIchtsdestotrotz hat die Tricktechnik mit Liebe zum Detail gearbeitet - weshalb der Streifen für Trash-Puristen wenig nahrhaftes parat hält. By the way: Der Titel "Kampf der Titanen" entpuppt sich letztendlich auch als Etikettenschwindel: Ich hab' keinen einzigen Titanen entdecken können. 4,5/10