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Wenn sich die Karriere im Filmbusiness dem Alter beugen muß, kommen die Darsteller meistens am besten weg, wenn sie Charakterköpfe sind, Regisseure und das gesamte technische Personal haben es da schwieriger, mit einem Knall anstelle eines Wimmerns abzutreten. Das mußten auch Berühmtheiten wie Hitchcock mit dem unsäglich mäßigen „Familiengrab“ einsehen.
Leider gilt dies auch für einen Ausnahmetricktechniker wie Ray Harryhausen, dessen Dynarama-Stop-Motion-Kunst ihm eine ganz eigene Nische schuf, in der er zwei Jahrzehnte herrschen konnte wie ein König, wenn es um künstlerische Anerkennung ging.
Doch in den 70er-Jahren ließ seine Schaffenskraft nach, denn die Arbeitsweise des Meisters war nun mal ungeheuer zeit- und kostenaufwändig, so daß ihm schlußendlich wenig mehr als das Selbstzitat blieb und viele Projekte in der Planungsphase stecken blieben. Nach dem Mißerfolg von „Gwangis Rache“ arbeitete Harryhausen für 10 Jahre nur noch an zwei Sindbad-Folgeprojekten, als an Nachfolgern seines anerkannt größten Erfolgs, einmal mit beachtlichem Erfolg und einmal mit einem schludrig und etwas räudig wirkendem Gesamtergebnis – „Sindbad und das Auge des Tigers“ gilt gemeinhin als Harryhausens schlechteste Arbeit.

Leider muß man jedoch bei genauem Hinsehen anmerken, daß die meisten Fehler sich noch eher in seiner letzten Kinoarbeit, ausgerechnet der Herzensangelegenheit „Clash of the Titans“ finden, die Harryhausen als Liebhaber der griechischen Mythologie schon seit Ewigkeiten umsetzen wollte, nachdem es ihm nicht vergönnt war, ein Sequel für seinen tricktechnisch großartigen „Jason und die Argonauten“ auf die Beine zu stellen.

Im Zuge der Blockbusterwelle nach Star Wars wollten jedoch viele im Fantasyfahrwasser auf das Boot aufspringen und so bot sich mit „Kampf der Titanen“ noch einmal die Gelegenheit, jedoch zeigte der fertige Film an einer Wegscheide moderner Tricktechniken leider beachtliche Alterserscheinungen.

„Clash of the Titans“ sollte ein epischer Film werden, die Geschichte des Helden Perseus, der die schöne Andromeda rettet und zur Frau nimmt und dabei viele Abenteuer zu bestehen und viele Ungeheuer zu überwinden hat. Doch es sollte vor allem ein Spektakel werden, heroisch und witzig und dennoch ernsthaft.
Daß das alles nicht funktionierte, will heute fast niemand wahrhaben, denn der Film von Desmond Davis ist längst zu einer Art Kindheitsheiligtum mutiert, den fast jeder als Heranwachsender kennen- und liebengelernt hat, trotz seiner Makel oder wegen seiner Qualitäten.

Es dauert einige reifende Jahre, bis man über die Mängel leider nicht mehr hinwegsehen kann, die mehr als offensichtlich sind.
Am Unbekanntesten sicherlich der grobschlächtige Wildwuchs, die Autorin Beverly Cross (die schon für „Jason“ das Skript schrieb) der mythologischen Vorlage angetan hat.
Da werden geradezu chaotisch verschiedenste Heldensagen und Figuren durcheinander geschmissen, um in die Geschichte zu passen. Zwar kommen in der Perseussage neben dem Helden Andromeda, Argos und die Medusa samt des Meerungeheuers vor, aber sonst entsteht hier ein lustiger Baukasten, dessen seltsamstes Element der mißgestaltete Thetis-Sohn Calibos ist, für dessen Existenz wohl „Caliban“ aus Shakespeares „The Tempest“ Pate stand. Auch fehlt es dem namhaften Cast des Olymp an so einigen bekannten Göttern, während Thetis hier plötzlich Götterstatus besitzt. Auch der zweiköpfige Höllenhund, der knöcherne Fährmann Charon, der Riesengeier passen nicht dorthin, selbst Pegasus spielt in der Sage maximal eine Randrolle. Von der mechanischen Eule Bubo, die mehr als klebrig an „R2-D2“ angelehnt war und mit ihrem Slapstick nie so ganz in den Film passen will, ganz zu schweigen.

Das wäre nicht so schlimm, wenn sich Mrs.Cross nicht permanent die Handlungssequenzen mit todernsten, schwülstigen und hölzernen Pathosdialogen anreichern würde, was den armen Sparmimen auf Erden nicht besonders gut tut, während der Cast der echten „Schauspieler“ im Olymp wohl ob ihrer Bettlakenkostüme nicht eben wirklich motiviert erscheinen.
Sobald einer den Mund aufmacht, knarrt und ächzt es in allen Fugen und leider ist Desmond Davis auch nicht der richtige Regisseur für die Sache, denn er reichert das auch noch mit noch kitschigeren Großaufnahmen (wann immer Perseus sein Schwert führt) an, die den Zuschauer nur meistens noch deutlicher auf die darstellerischen Mängel lenken, indem alle Bewegungsabläufe steif und gepost wirken.

Bleiben wir gleich bei den Darstellern: jeder weiß sicherlich, daß aus Harry Hamlin in der Folge ein passabler TV-Anwalt (bei „L.A.Law“) wurde, hier jedoch gibt er einen dermaßen pomadigen und hüftsteifen Perseus, daß man sich nur an seiner Schnute erfreuen kann, die er bei jeder besseren Gelegenheit zieht. Womit er aber immer noch Judy Bowker als Andromeda Lichtjahre voraus ist, die dem Begriff „geistloser Zierat“ ganz neue Maßstäbe verleiht. Dagegen wirkt die leise Ironie von Burgess Meredith praktisch oscarverdächtig.
Im Olymp herrscht derweil Ausverkauf, weswegen man sich auf ein halbes Dutzend Götter beschränkt, mit dabei als Kleiderständer die Bond-Uschi Ursula Andress, die tatsächlich einmal nicken darf, während Laurence Olivier, der die Bettlakenrolle mit den Lasereffekten rund um seinen Kopf herzerfrischend wenig ernst nimmt und dennoch die Würde bewahrt. Maggie Smith und Claire Bloom kann übrigens auch keiner was, aber was sie da als ätherisches Gezicke abliefern, ist wenig mehr als „Melrose Space“.

Wobei aber Darsteller in einem Harryhausenfilm selten wirklich glänzen konnten, denn die Stars sind wie immer die Effekte – und hier öffnet sich nun ein ganz trauriges Kapitel.
Das fängt schon im Vorspann an, während wir eine Möwe (der Götterbote in disguise) auf dem Weg von der Küste auf den Olymp begleiten und der getrickste Vogel als Schattensilhouette so mies einkopiert wurde, daß sich sogar Vorschüler grämen.
Wirklich besser wird danach leider allzu selten. Der erste Auftritt des Seeungeheuers ist zwar noch ganz okay, aber schon da passen Wasserlinie und Trickfigur zu selten zusammen. Der Untergang von Argos leidet dann ebenfalls unter der mäßigen Einkopierung der Wassermassen und schreit überdeutlich Hintergrundsmodell.
Sobald Perseus dann in Joppe auftaucht, steigt auch die Effektquote. Erst kommt der große Gänsegeier (ein Standard, kaum eine Verheißung), dann taucht Caliban erstmals auf, doch hier spielt erstmals Schauspieler (für die Nahaufnahme) gegen Stop-Motion (für die Totalen) und der Unterschied fällt auf.
Pegasus kommt noch ganz tolerabel rüber, leidet aber darunter, daß er in den Nahaufnahmen (schon wieder) eben nur wie ein gewöhnlicher Schimmel den Kopf zeigt, während die nachgerade dilletantische Entscheidung bei so realistischen Kamerabildern bei Nachtaufnahmen auf Tagszenen mit Blaufilter zurückzugreifen schon anachronistisch wirkt.
Der Sumpf voller Krokodile (mehr kleine Kaimane) und hängender Skelette grölt dann nach Halloweenstudioparty, aber das ist noch nichts gegen die schlechten Rückprojektionen, die jedesmal schmerzen, wenn Perseus durch die Lüfte reitet.

Die zweite Hälfte ist dann für die große Suche reserviert und es wird zeitweise besser. Bubo ist ordentlich getrickst, die stygischen Schwestern werden von Darstellern realisiert und bei der Überfahrt zur Insel der Medusa bewies man sogar Kunstgeschmack, als man sich von Böcklins Gemälde „Die Toteninsel“ inspirieren ließ. Der zweiköpfige Wachhund ist dann wieder ganz Ray, jedoch von einer leichten Räude, wie sie schon über dem dritten Sindbad-Film lag und nur die Medusa-Sequenz hat wirklich Meisterschaftsqualität.

Danach wieder Licht und Schatten: die Riesenskorpione machen in der Bewegung noch mal richtig Laune, auch die Interaktion mit den Darstellern (auch wenn wohl aus dramaturgischen Straffungsgründen der dritte Skorpion offensichtlich ungenannt aus der Handlung verschwindet), die albernen Hintergründe mit dem wehenden Riedgras in der Dämmerung (wieder eine miese Rückpro) zerstören die Illusion.
Danach dann das große Finale mit Seeungeheuer und Medusenkopf zu Pferd, die zwar tolerabel gemacht wurde, aber wieder unter den verschiedenen Perspektiven und der Farbauswahl leidet, so daß nicht weniger als ein halbes Dutzend Himmelsfarben gleichzeitig im Einsatz sind. Wer immer Trick- und Realphotographie abgestimmt hat, er war leider ein Stümper.

So schwanken denn auch die Locations qualitativ und nicht nur, weil praktisch bei jeder Gelegenheit blöde Nebelmaschinen fahle Rauchschwaden durchs Bild pusten (außer bei der Überfahrt, da ist er getrickst und sieht noch mieser aus!). Der Beginn wurde in Cornwall gedreht und sieht auch in jeder Sekunde so aus (und nicht wie griechische Inseln), Maltas schöne Ecken wurden nur für Argos-Szenen gebraucht und die weiten Ebenen und glänzenden Strände sowie die finsteren Bergklüfte von „Jason“ sind praktisch ganz verschwunden. Stattdessen liegt über der ganzen Szenerie ein Hauch von Verfall, wenn nicht wie in Joppe alles zu antiseptisch aussieht.

Kommen wir noch kurz zur Moral, denn hier haben wir in Perseus einen Helden, den sein göttlicher Daddy an allen Ecken und Enden durchschleppt, indem er ihm ständig Hilfsmittel und Helfer ans Bein bindet und notfalls ihn von diesen seine Aufgaben lösen läßt. Der trickst sich flott durch und hat nur selten die Chuzpe mal was Kreatives selbst auf die Beine zu stellen, weswegen Hamlins Schnute auch recht arrogant wirkt.

Aber wie gesagt: das ist der Blick des mündigen Zuschauers von heute, der weiß, daß im selben Jahr der Wind sich mit der Go-Motion-Weiterentwicklung in „Dragonslayer“ in Richtung moderner Computereffekte langsam drehte. Als Kind wirkt der Film möglicherweise in seiner bunten Vielfalt und Abwechslung noch magisch, doch alles in allem muß man Harryhausen angedenken, daß seine Zeit endgültig vorbei war, was um so trauriger ist, wenn man all die Projekte kennt, die er nicht in einen Film verwandeln konnte.
Insofern gönne ich jedem, der den naiven Charme hier der schnöden Genauigkeit vorzieht, aber mehr als mittelprächtig ist bei mir nicht mehr drin. (5/10)

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