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Lecker, lecker, lecker! Die B-Klitsche Shapiro-Glickenhaus Entertainment erhielt zwar nie den Status von Cannon, P.M. Entertainment, Nu Image und Co, darf sich aber rühmen, mit Filmen wie „Red Scorpion“ oder „McBain“ einiges an hochwertiger B-Kost auf dem Markt geworfen zu haben, an denen sich die geneigten B-Actionfans auch heute noch erfreuen dürfen. Der von den beiden Regisseuren Steve DiMarco und Paul Ziller („Shootfighter II“, „Firefight“) symbiotisch inszenierte „Back in Action“ darf sich, genau wie sein inoffizieller Nachfolger „Tough & Deadly“, zweifellos dazuzählen.

Der Plot selbst verkommt hier im Grunde nahezu umgehend zur Nebensache. Blanks („Balance of Power“, „Expect No Mercy“) heißt hier mal wieder Billy, ist Ex- Special Forces und sorgt sich um seine Schwester, die mit einem Gangster anbandelt, von ihrem großen Bruder gar nichts wissen will und lieber an die große Liebe glaubt, während Cop Frank Rossi (Roddy Piper, „They live“, „Last to Surrender“) die werte Dame braucht, weil sie die einzige Zeugin des kaltblütigen Mordes an seinem Partner ist. Zwei Männer suchen also die selbe Frau, während der Verbrecherboss diese am liebsten kalt stellen möchte.

Soviel zum Thema Konventionalität und wenn „Back in Action“ eins nicht ist, dann teuer ausgestattet oder gar innovativ. Die Kohle floss auch nicht ins Drehbuch, sondern ganz klar in die Inszenierung und die hat es hier wirklich in sich. Man muss aufgrund der unmöglich wegzuleugnenden, fehlerhaften Szenenanschlüsse, die gar nicht verstecken wollen, dass man hier einfach nur möglichst Actionszene an Actionszene montieren will, zwar ein ums andere Mal grinsen (z.B. als der gute Billy sich mal so ganz unauffällig eine Kapuze über den Kopf zieht und circa so zwei Meter entfernt vom Bösewicht zu tarnen versucht), aber gerade aufgrund dieser offensichtlichen Banalität, macht das Teil so unglaublich viel Laune.

Billy steht jedenfalls so ungefähr 80 der 85 Minuten unter Starkstrom und hebt auf der Suche nach seiner Schwester ein Nest der Organisation nach dem anderen aus. Wer da nicht flugs die Biege macht, wird von Billy unter Volldampf und zwar ohne Umschweife zu Tode geprügelt oder blutigst erschossen. Ich bin kein allzu großer Blanks-Fan, habe abseits von „Tough & Deadly“ bisher vielleicht auch die falschen Filme von ihm gesehen, aber was er hier abzieht, ist vom Allerfeinsten. 1,2,3... Wer nicht rechtzeitig wegkommt ist tot. So oder so und zwar ohne Gnade oder Witz und wie viele da gerade rumstehen tangiert ihn sowieso mal gar nicht. Billy ist echt stinkig, hinterlässt dementsprechend auch jedes Mal die Insignien seiner Schwester und lässt sich ganz unverdächtig auch die Klamotten vom Leib reißen, damit sein gestählter Oberkörper (*neid*) richtig ins Bild gerückt wird. Speziell Blanks flüchtet hier wirklich wie ein Suchtbolzen von Schlägerei zu Schlägerei, als würde morgen die Welt untergehen und er möchte sich nochmal so richtig austoben – am besten gleich gegen so viele wie möglich.

Roddy Piper hingegen stellt einmal mehr unter Beweis, dass er ein echtes Naturtalent ist und über einen Zeitraum von gut fünf Jahren es tatsächlich fertig gebracht hat, so was wie eine Filmkarriere zu starten, um die ihn solche Hohlfritten wie Olivier Gruner („Savage“, „Savate“) beneiden dürfen. Allein für seine Oneliner, die er mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit vom Stapel lässt, setze ich ihm die Krone der B-Liga auf. Keiner weit und breit hat so ein köstlich gewitztes, zynisches Mundwerk wie er. Nicht nur seine Sprüche offenbaren Prächtigkeiten ungeahnter Natur, nein auch in den ausführlichen Prügeleien, wie von ihm gewohnt, als wilder Straßenkämpfer konventionell beginnend, amüsieren mit diversen Wrestling-Moves. Hinzu gesellt sich ein Gespür für treffsicheren Humor. Bestes Beispiel ist die Szene, als erfängt dem megafiesen Herrn Oberbösewicht (Wie auch immer der jetzt heißt, bin zu faul nachzugucken), der sich gerade zwecks Nikotinentzug Akupunktur gefallen lässt, mit den Pieksedingern malträtiert, während der noch glaubt, dass sein Arzt da herumstochern würde. So cool dreist, angekotzt und genervt-angepisst kann nur Piper spielen! Herrlich in dieser Hinsicht auch immer wieder seine Auftritte beim Vorgesetzten, wo er sich deutlich schwer im Zaum halten kann.

Piper und Blanks werden natürlich zu einem Buddyduo Infernal zusammengeführt, das sich nach einer zünftigen Schlägerei, einigen ernsten Worten Billys und einigen vorangegangenen Aufeinandertreffen auch zusammenrauft, um den Verbrechern den Privatkrieg zu erklären und gewiss keine Gefangenen zu machen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt und ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht, dass die beiden noch ein paar Filme mehr von dem Kaliber auf uns losgelassen hätten. Naja, sollte nicht sein.

Von reichhaltig blutigen Shootouts, über beinharte Martial-Arts-Fights, bis hin zu Explosionsorgien, die dann dank brennender Fässer am Ende, auf einem Frachtschiff (u.a. erntet Blanks dort zwischenzeitlich beidhändig mit MPs), ihren Höhepunkt finden, wird dankenswert alles abgerufen, was der B-Action-Fan sehen will. So einige Defizite in Punkto Inszenierung gibt es hin und wieder zwar mal (Welcher Regisseur schickt bitteschön 5 Bösewichter hinter ein Mini-Baufahrzeug in Deckung?) und ein bisschen Eintönigkeit bei den Schießereien (Entweder wird direkt auf den Schießenden oder auf den perforierten Sterbenden gehalten) ist sicherlich auch vorhanden, aber insgesamt ist das hier eine äußerst runde Sache, die nahezu grenzenlosen Spaß bietet. Die üblichen Storykomponenten (mal wieder eine Romanze mit einer Reporterin) fallen bei dem Tempo gar nicht so negativ auf.


Fazit:
Jungs, ich mach ein Fass auf, das war doch echt mal vom Allerfeinsten. An „Back in Action“ gibt es nicht viel auszusetzen, denn die beiden Regisseure konzentrierten sich einfach auf das Wesentliche, die Action, und taten gut daran. Heraus kam ein, zugegeben günstig ausgestatteter, furioser B-Actioner, vollgestopft mit ähm ja Action, Onelinern und dem Duo Piper/Blanks, das sich hier mit Spaß bei der Sache durch den Film tötet. Kurz und bündig: Geil!


Oder um nochmal einen Dialog des Finales zu bringen
Piper: „Hast du vielleicht eine zündende Idee?“
Blanks: „Ja, wir hauen die beiden da raus!“
Piper: „Prima, wir ballern uns den Weg frei, wie im Kino!“

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