Gestern mittag, am Stand eines Trödelverkäufers auf einem Fest, wurde ich auf ein altes Video mit coolem Cover aufmerksam: Vor einer zerbrochenen Wand steht ein mit Gasmaske und Kampfanzug bekleideter Mann mit einem Gewehr in Anschlag, auf der Rückseite prangt eine FSK 18 und die reißerische Synopsis daneben, um Geiselnahme, Mord und Blutbad, verspricht so Einiges. Dass diese drei Dinge für sich aber nicht zwangsläufig ein Gütersiegel für einen kleinen Actionklassiker oder wenigstens ein kurzweiliges 80er-Jahre-Trash-Happening sind, bewies mir der Film The Zero Option.
Stephen Hattersley (who the fuck?) spielt die Hauptfigur David Barber, seines Zeichens Major beim britischen Militär, dem bei der blutigen Auflösung einer Geiselnahme die Schuld für den Tod von Kollgen und einiger Kinder, die die Geiselnehmer in ihre Gewalt gebracht hatten, gegeben wird. Er hängt seinen Job beim Militär an den Nagel und nimmt das Jobangebot von Patrick Ansell (Eric Flynn, kennt man auch nicht), ebenfalls ehemaliger Militär der nun eine Sicherheitsfirma leitet, dankbar an. Gleich soll er einen Auftrag um bei einer Geiselnahme an Bord eines Flugzeugs verschwundene Rohdiamanten bekommen.
Wer jetzt das Abbrennen eines Actionfeuerwerks erwartet, wird schnell ziemlich enttäuscht sein. Am Anfang des sichtbar schmal budgetierten Films gibt's etwas Geballer, mittendrin auch und am Ende gibt's noch einmal einen kleinen Schusswechsel, der allerdings recht unspektakulär und bisweilen mäßig inszeniert wurde. Gefühlte 80% (ich denke fast, dass das hinkommt) des Films bestehen aus ermüdenden, breit ausgewalzten Dialogen, Spannung hinsichtlich der Verbrecher-Story kommt dabei kaum auf. Von Protagonist David erfährt man nur, dass er - schnarch - ein eher mäßiges Verhältnis zu Frau und Sohn und keinen Bock mehr aufs Militär hat, ansonsten nicht wirklich mehr. Dies raubt dem Zuschauer das Interesse an dieser Figur, die dank dieser stereotypen Charakterisierung wirkt wie direkt vom Action-Reißbrett übernommen.
Bereits nach der Hälfte von The Zero Option war ich dank der regelrecht zelebrierten Langeweile schon auf der Suche nach Streichhölzern, die meine Augen offen halten sollten. Neben den seltenen Anflügen eher mäßig ausgearbeiteter, preisgünstig produzierter und eher unbrutaler Actionszenen (eine FSK 18 dafür ist schon ziemlich hart) rüttelte mich zudem die teilweise sehr nervige, billige Synthesizer-Musik wieder auf, die besonders bei den seltenen Verfolgungsjagden, überraschenden Wendungen und sonstigen suggeriert temporeichen Szenen Dynamik vermitteln soll.
Die Darstellerleistungen gehen für eine solche B-Produktion in Ordnung, schauspielerische Glanzlichter hätte man ohnehin nicht erwartet. Auch die Dialoge und das Szenario wirken nicht so dümmlich, dass hinterher 100 Trillionen Nervenzellen im cineastischen Nirvana verloren gegangen sind. Im Gegenteil: der Film ist stark im Realismus verwurzelt, wirkt nie übertrieben, sondern glaubwürdig (so ziemlich der einzige Pluspunkt) und man kann noch in rudimentärer Weise einen Kommentar auf Sinn und Unsinn eines Verhandelns mit Terroristen erkennen - was jedoch seinen negativen Höhepunkt in einer schlechten Synchronisierung von Menschen mit ausländischem Akzent (der mies nachgeahmt wirkt) erfährt.
Allerdings hätte ich bei dem reißerischen Cover, welches bei mir schon irgendwie ein kleines Lächeln in freudiger Erwartung eines Old-School-Sinnlos-Actioners ins Gesicht zauberte, eindeutig mehr erwartet. Vor allen Dingen auch mal etwas Action und weniger - seeeehr viel weniger - vorherrschende Langeweile und Plotholes. So kann man The Zero Option im wörtlichen Sinne verstehen, wie es schon im vorletzten Satz des Werbetexts auf der Coverrückseite verstehen: als „letzte Chance", wenn alle anderen Stränge reißen oder alle anderen Maßnahmen versagen. Allerdings wirklich als allerletzte Option, die man zur Abendunterhaltung ausschöpfen sollte (Knappe 3/10).