Viel wurde über Charles Manson und seine Taten spekuliert und noch heute halten sich hartnäckig Gerüchte um seine Person.
Aus dem Serienmörder ist ein Mythos mutiert, sein Einfluss in den Medien reißt bis heute kaum ab und immer wieder dient er als Vorbild überaus zweifelhafter Sekten.
Für andere steht Manson schlicht als Synonym für das satanisch Böse, denn noch immer stellt man sich die Frage, wie er es fertig brachte, die Mitglieder seiner „Family“ zu Mehrfachmorden zu bewegen, ohne sich dabei selbst die Hände schmutzig zu machen.
Vielleicht gibt „Helter Skelter“ keine wirkliche Antwort auf diese Frage, aber er durchleuchtet sehr authentisch die Ereignisse ab dem 9. August 1969, dem Tag, als Mitglieder seiner Hippie-Sekte fünf Menschen bestialisch töteten, darunter auch die hochschwangere Frau Roman Polanskis, Sharon Tate. Eine Nacht später ermordeten sie das Paar LaBianca.
Beruhend auf dem Script des damaligen Staatsanwalts Bugliosi befasst sich der Streifen mit den Ermittlungsarbeiten der Polizei und dem anschließenden Gerichtsprozess.
So darf man sich den Stoff nicht wie einen reißerisch aufgemachten Thriller vorstellen, sondern eher wie eine dokumentarisch wirkende Aufarbeitung.
Dazu tragen auch die Off-Kommentare des Staatsanwaltes bei, die dem Betrachter einige Hintergrundinformationen zu Manson und seiner Sekte liefern.
Entsprechend sind die Mordnächte als solche nicht in Szene gesetzt worden, während einiger Aussagen werden lediglich in dunkel gehaltenen Szenen angedeutet, indes sich das wahre Grauen im Kopf des Zuschauers abspielt, der den ergreifenden Zeugenaussagen vor Gericht folgt.
Dabei gelangen auch weitgehend unbekannte Fakten ans Tageslicht, etwa, wie schlampig die Polizei handelte, als ein Junge Teile der Tatwaffe fand und diese aber von den Cops als unbrauchbar eingestuft wurde und in den hintersten Regalen landete.
Auch das Gedankengut Mansons, Teile des Beatles Songs „Helter Skelter“ mit der biblischen Offenbahrung zu verknüpfen, schließt unter Umständen Wissenslücken, wie auch sein unfassbar schwachsinniges Motiv hinter den Morden, beziehungsweise der Idee, zum unangefochtenen Führer einer „weißen Rasse“ emporzusteigen.
Obwohl sich das Ganze phasenweise recht dialoglastig gibt, wodurch auch ein paar wenige langatmige Passagen entstehen, punktet der Streifen im Endeffekt mit zwei deutlichen Komponenten:
Einerseits beruht alles auf einer wahren Begebenheit, die noch heute Schrecken und Unverständnis auslöst und andererseits tragen sämtliche Darsteller dazu bei, ein sehr realistisches Bild von den damaligen Begebenheiten zu veranschaulichen.
Allein, wenn man sich Darsteller Steve Railsback als Charles Manson ansieht, ist die Ähnlichkeit verblüffend und erschreckend zugleich. Hinzu kommt die ausgezeichnete Besetzung seiner Sektenmitglieder, die einem optischen Vergleich zu den Originalpersonen durchaus standhalten. Darüber hinaus agieren alle Darsteller glaubhaft, vor allem während des Gerichtsprozesses.
Was mir bei alledem ein wenig fehlt, ist die psychologische Ebene. Es erscheint schlicht zu oberflächlich, dass ein zugegeben rhetorisch geschickter Manson seine Familienmitglieder, aus sozial schwachen Milieus stammend, so sehr unter Kontrolle hat. Man erfährt leider kaum, welche Aspekte (Drogen, Gewalt, Gefügigkeit, freie Liebe als Basis) da noch reinspielen, auch wenn man sich das vielleicht ausmalen kann.
Da hätte ein tieferer Blick auf die ausübenden Täter gewiss mehr Nachvollziehbarkeit gebracht.
Aber „Helter Skelter“ ist in sich ein fesselndes Erlebnis, obgleich natürlich ein Mitfiebern außen vor bleibt, da man schließlich weiß, wie der Fall endet.
Doch die Person Charles Manson fasziniert bis heute, auch wenn sein Leben irgendwann nach 2012, nachdem sein zwölftes Gnadengesuch abgewiesen werden wird, ein belangloses Ende im Knast nehmen dürfte.
Schuld am Kult sind aber, wie so häufig, die Medien. Doch in diesem Fall dürfte „Helter Skelter“ ein wenig vom Mythos entkräftigen, denn der Manson ist auch nur einer, der zur falschen Zeit, die falsche Idee hatte.
Davon gab und gibt es leider viele.
8 von 10