Ah, ein Serienkiller-Film... mal wieder, könnte man sagen. Man muss aber von vornherein bedenken, das dieses Genre 1992 noch nicht so ausgelutscht war wie heute.
Damals durfte ich von dem Film lediglich die Plakate bewundern, weil ich zu jung war und heute hatte ich endlich mal Gelegenheit den Film zu sehen.
Schon nach wenigen Minuten Film fiel mir auf, das man fast jedem zweiten Schauspieler einen unpassenden deutschen Synchronsprecher verpasst hatte, so kann man sich zwar noch an Tom Skerritt mit Eastwood-Sprecher gewöhnen, aber beispielsweise Daniel Baldwin ging mir irgendwann extrem auf die Nerven.
Und das größte Manko an der Synchronisation ist wohl die Sprecherwahl des Killers, der von dem markanten Stammsprecher von Al Pacino synchronisiert wurde. Bitte, wenn der Killer sowieso einen Stimmverzerrer benutzt, warum im Namen von Zeus fettem Arsch, wurde die Stimme dann nicht gleich richtig verzerrt?
Nein, ständig musste man die normale Stimme heraushören, wodurch mir bereits in der 36. Filmminute die Identität des Killer bekannt war.
Handlungsmäßig wurde der Film ansonsten recht spannend inszeniert, wobei leider auffällt, das das Schachspiel nur halbherzig integriert wurde. Man ist sich über weite Strecken als Zuschauer nicht im klaren, ob Lambert vielleicht doch...
Trotzdem wäre es nett gewesen, wenn der Drehbuchschreiber die eine oder andere Kleinigkeit noch einmal überarbeitet hätte. So frage ich mich bei dem Tod des Blinden, ob es nicht nur für die Polizei, sondern auch für den Zuschauer eine Finte sein sollte.
Lamberts Tochter wirkte nach dessen filmischen Ableben auch nicht allzu gerührt. So setzt sie sich fröhlich an den Computer und spielt Super Mario Bros. 3 (Gabs das überhaupt für den PC?)
Ebensowenig wird geklärt, was mit dem Blut der Opfer passiert ist, das der Killer ja so penibel entfernt hat. Darauf wäre ich ziemlich gespannt gewesen.
Tom Skerritt verbinde ich automatisch mit dem ruhigeren, bedachteren Typ, so fand ich es recht unpassend, das er Lambert zwar den halben Film lang verdächtigt, aber nicht wirklich für den Killer hält, es aber plötzlich doch für ihn feststeht, das es Lambert sein muss.
So steuert der Film recht gradlinieg aufs Ende zu, wo Skerritt dann nochmal eine „besondere“ Leistung erbringt: er steht seelenruhig auf der Treppe, bis der Killer zeit genug hat, ihm die Beine wegzuziehen.
Dann folgt ein 08/15-Showdown mit Kampf um Lamberts kleine Tochter, die gefesselt zusehen muss, in dessen Verlauf Lambert K.O. geschlagen wird um dann (Überraschung!) den Killer eigenhändig niederzustrecken.
Wenigstens wird uns durch schnelles Einblenden des Abspanns ein allzu rührseliger Schluß erspart.
Unterm Strich bleibt ein recht gut inszenierter, solide gemachter Thriller ohne allzugroße Längen.