Als "Knight Moves" vor einer Dekade in die Kinos kam, empfand ich ihn als hervorragenden Thriller, vor allem weil ich selbst damals aktiver Schachspieler war. Doch die Zeiten ändern sich und mit dem Alter kommt der damals ungewöhnliche Serienkillerreißer doch arg löcherig daher.
Vielleicht ist man ja bloß aufmerksamer, wenn man die Lösung schon kennt, aber dennoch bin ich der Meinung, daß der Film aufgrund seines Drehbuchs arg leidet, daß ziemlich unbrauchbare Figuren liefert.
Zunächst muß man aber zugeben, daß die Idee, eine Mordserie mit einer Schachpartie zu koppeln, durchaus reizvoll ist. Leider kam Carl Schenkels Film nicht mit diesen Themen überein, denn aus dem königlichen Spiel wird hier deutlich zu wenig gemacht, dient es doch mehr oder weniger nur zur Kulisse, als Grundlage, auf der die Handlung stattfindet.
Die ist durch den Handlungsort (eine Insel vor der Küste) noch zusätzlich beschränkt, was den Suspense nur erhöhen müßte. Das funktioniert aber nur in den gut vorbereiteten Mordszenen, wenn es zu den Hauptfiguren kommt, versagt der Film zu oft.
Da wäre Christopher Lambert, der den Schachchampion mit einer aus Highlander bereits bekannten überlegenen Unwilligkeit gibt. Mal arbeitet er mit der Polizei zusammen, dann stellt er sich wieder quer und macht sich verdächtig. Diane Lane ist wenig überzeugend als Psychologin, die ihrem Verdächtigen erst verfällt und bei jedem seltsamen Fingerzeig immer gleich Panik vor Lambert bekommt.
Tom Skeritt liefert zwar eine passable Leistung als Polizist, sorgt aber mit einigen seltsamen Entscheidungen, vor allem bezüglich Lamberts angeblicher Schuld für reichlich Frust und macht sich selbst lächerlich, indem er zwar andere Leute überwachen läßt, für Lambert aber keinen speziellen Mann abstellt. Den Vogel abschießen tut sicherlich ein viel zu massiger Daniel Baldwin, der als brutaler Proll-Polizist in keiner Szene den Eindruck macht, für den Beruf geeignet zu sein. Er stellt ständig halbgare Verdächtigungen auf, provoziert auf Teufel komm raus, lädt zu Schlägereien ein und benimmt sich wie eine wildgewordene Kettensäge.
Der Zuschauer ahnt so schon bald mehr als alle sich ziemlich unbedarft anstellenden Protagonisten (in Nebenrollen werden Ferdy Mayne und Art Brauss leider verschwendet), und selbst als Lambert endlich auf die Idee kommt, daß die Insel als Schachbrett zu sehen ist, bleibts hanebüchen, weil er wie wild alles in irgendwelche Quadrate aufteilt und meint, damit spielen zu können. Ebensolcher Mumpitz ist die an die Wand geschmierte Blutbotschaft, bloß ein weiteres dramatisches Mittel zum Zweck.
Weitere Absonderlichkeiten sind der gut überflutete Keller des Nobelhotels und ein zum Schluß gefesseltes Kind, daß sich außerstande zeigt, dem Polizisten und der zukünftigen Mutti die Position des Killers unter der Treppe anzusagen, die für alle sonst gut sichtbar ist.
Der Täter selbst versteckt sich geschickt in einer Nebenrolle (so geschickt, daß ich ihn bei Erstansicht erst nicht identifizieren konnte), was aber durchsichtiger wird, wenn man einzelne Geschehnisse logisch zusammenzählt.
Immerhin spart "Knight Moves" in der ungekürzten Fassung nicht mit Blut und bringt so ziemlich jeden um die Ecke, der im Film nicht unbedingt nötig ist, was den Bodycount reichlich in die Höhe treibt. Für Atmo ist auch ausreichend gesorgt, nur rettet das den Film auf die Dauer leider nicht. Trotzdem sehe ich den Film immer wieder gern, weil er ein reizvolles Sujet hat und ziemlich abwechslungsreich daherkommt. Aber das ist ein persönlicher Pluspunkt. (6/10)